Roland-Rallye

Arabisch-deutscher Sieg in Nordhausen

Bei der Roland-Rallye feiern Rashid Al Ketbi und Karina Hepperle den ersten Sieg auf deutschem Boden. Beim zweiten Lauf zum Schotter-Cup steigen Felix Weisert und Marcel Eichenauer als beste Zweiradler mit aufs Podest.

Mit über einer Minute Vorsprung gewinnen Rashid Al Ketbi aus Dubai und Karina Hepperle aus Herschbach im Gruppe-N-Subaru die 45. ADAC-Roland-Rallye in Nordhausen. Nur zwei Sekunden fehlen dem Team, das üblicherweise im Ford Fiesta R5 in der WRC2 antritt, am Start-Ziel-Sieg am Rand des Südharzes. Um diese zwei Sekunden fahren die Vorjahressieger Jaakko Keskinen und Jukka Pollari auf der ersten Wertungsprüfung schneller. Doch in der Mitte des zweiten Sprints parkt der Finne den roten Mitsubishi Evo 7 in einem Rechtsabzweig im Graben. „Wenn Du gewinnen willst, musst Du schnell fahren“, erzählt Keskinen später, „aber dort war ich zu schnell.“ Der Schaden ist gering, beide Fahrer unverletzt, doch auf den verbleibenden sechs Wertungsprüfungen fährt das arabisch-deutsche Subaru-Team weit voraus zum Sieg.

Denn der Mitsubishi Evo 10 der Thüringer Raphael Ramonat und Stephan Schneeweiß läuft von Beginn an nicht optimal, zudem haben sie auf Asphaltreifen gesetzt. Damit schafft Ramonat auf der WP 4, dem ersten Durchgang im Stadtrundkurs „Gehege“, zwar eine Bestzeit, doch zu Beginn der zweiten Schleife zwingen ihn seine Elektrik zur Aufgabe. Die flotten Allradler von Michael Koch (Mitsubishi Evo 8, WP 4, Motor) und Patrick Neidhardt (Audi A4 Quattro, WP 3, Getriebe) überstehen die erste Schleife ebenso wenig wie der Gruppe-H-Volvo 240 von Jeffrey Wiesner, der nur zwei Prüfungen schafft (Spurstangenkopf gebrochen) – aber immerhin mit der zweitbesten Zeit im Gesamt! Am Ende rollt der Mitsubishi-Händler Michael Dinkel im Evo 7 – mit Sohn Marcel auf dem heißen Sitz – als Zweiter durch den Zielbogen in Nordhausen.

Auf den Rängen 3 bis 6 setzen sich vier schnelle Teams ohne Allrad-Vortrieb nachdrücklich in Szene. Felix Weisert und Marcel Eichenauer bilden erstmals ein Team im rund 190 PS starken Compact-318, der beim Auftakt in Wittenberg noch nicht fertig war, und beenden das Debüt als klare Sieger der 2-Liter-Klasse der Gruppe F. Allerdings fahren die Schotter-Cup-Titelverteidiger Mark Muschiol und Kerstin Munkwitz auf sieben der acht Prüfungen im Gruppe-N-Clio schneller als das BMW-Team, doch eine elektrische Sicherung stoppt den Renault in der WP 6 für fast fünf Minuten. „Das ist besonders ärgerlich“, berichtet Kerstin Munkwitz, „weil wir auf dem zweiten Gesamtrang lagen und insgesamt dreimal die zweitschnellste Zeit gefahren sind.“ Für eine kleine Sensation sorgt der 18-jährige Patrik Dinkel, der Zwillingsbruder von Marcel, der im 318is - bei seiner erst zweiten Rallye - auf den zweiten Klassenrang driftet und den Pokal für den besten Junior hoch verdient nach Oberfranken mitnehmen darf.

Bei den 2-Liter-Autos der Gruppe H legen die Lausitzer Marek Goldbohm und René Sommer einen starken Schotter-Auftritt ohne technische Probleme hin und lassen den BMW 318is der Brandenburger Jürgen Neumann und Gordon Pfarr um mehr als 20 Sekunden hinter sich. Immerhin zieht Neumann auf der letzten Prüfung – dem Gehege-Rundkurs vor großer Zuschauerkulisse – noch am 300-PS-Mercedes von Petri Reinikainen und Max Menz vorbei. Fünf Allradler folgen in der Gesamtwertung, wobei die Berliner Andreas Rink und Gernot Polzin im älteren Subaru die Klasse C28 als Sieger beenden. Auch die beiden besten Gruppe-G-Teams liegen in diesem Pulk: Björn Leiß und der Neuling André Seltmann gewinnen im Mazda 323 (Klasse 20) die Gruppe G, während Björn Becker und Dirk Mürkens im Audi 90 Quattro in der Klasse 19 die Nase vorn haben vor den Markenkollegen Siegfried und Petra Damm. Deren Tochter Anja Damm überzeugt einmal mehr mit dem nur 90 PS starken Gruppe-G-Golf; mit Copilotin Michaela Spindler fährt sie auf Gesamtrang 32 und holt sich klar den Damenpokal gegen immerhin drei Konkurrentinnen. 

Eine breite Spitze zeichnet die 3-Liter-Klasse der Gruppe F aus, mit 10 Fahrzeugen die zweitstärkste Klasse in Nordhausen. Nach einem kleinen Fehler zu Beginn schaffen die Holsteiner Gerrit Markmann und Sönke Robert am Ende noch den Klassensieg, verfolgt von drei Cup-Volvo, unter denen sich Andreas Leue und Vanessa Knof knapp gegen die Routiniers Werner Löseke und Paul Tenberge durchsetzen; hinter dem Chemnitzer BMW-325-Team Alex Korpp und Michael Kunert reicht den Wittenberg-Siegern Jochen Walther und Tochter Johanna Gesamtrang 16 nur zum fünften Platz in dieser Klasse. Bei den 1600-cm³-Autos der Gruppe F verfehlen die Nordhäuser Lokalmatadoren Hannes Heldt und Heiko Schmidt (VW Polo) den siegreichen Honda Civic der Sachsenmeister Rigo Sonntag und Karsten Schneider nur um eine einzige Sekunde. Bei den Gruppe-H-Fahrzeugen bis 1600 cm³ stehen Michael Miene und André Schulz oben auf dem Podest – mit russischen Pelzkappen, standesgemäß zu ihrem spektakulär bewegten Lada 2101.

100% Trabant-Ausfallquote

Bei den drei Trabant, die mit den ersten Startnummern auf die Strecke getuckert sind, bleiben die Pokale auf dem Tisch, weil alle Teams nach Unfällen (mit erheblichem Duroplast-Schaden) ausscheiden. Überhaupt: Das gute Wetter und der trockene Schotter beflügeln offensichtlich den Tatendrang, die Zahl der Ausrutscher – ohne jeglichen Personenschaden - ist hoch. Weil auch einige Antriebswellen und Motoren schlapp machen, stehen nur 46 von 71 gestarteten Teams im Parc Fermé, drei weitere Teams haben bereits nach der Besichtigung auf den Start verzichtet. Dabei präsentieren sich die drei kurzen Sprints mit 90% Schotter und der Gehege-Rundkurs mit 10% Schotter in ordentlichem Zustand, sind allerdings auch sehr anspruchsvoll. Die Roland-Rallye läuft trotz der Ausritte wie am Schnürchen. Die Siegerehrung endet unter großem Applaus mit einer fairen Geste: Titelverteidiger Jaakko Keskinen, der nach dem frühem Ausfall heimfliegen wollte, wartet bis zum Abend und übergibt den riesigen Roland-Wanderpokal persönlich an den strahlenden Gesamtsieger Rashid Al Ketbi. 

Die historische Roland-Gleichmäßigkeitsprüfung, zweiter Lauf zum Historic-Rallye-Cup, erlebt bei ihrer neunten Auflage mit 16 Teams einen neuen Teilnehmerrekord – trotz oder wegen 65% Schotter. Bei ihrem Comeback setzen sich Lothar Köhler und Uschi Glöde im „jungen“ BMW 318is knapp gegen Klaus Raschig und Bettina Scheffczyk im zwanzig Jahre älteren BMW 1802 durch. Den dritten Rang holen sich Claus Weiland und Jürgen Ollhoff im Porsche Carrera. Bettina Scheffczyk, frühere Meisterin im Historic-Rallye-Cup: „Das war die schönste Rallye in meinem Leben.“

Ergebnis Roland-Rallye 2015

1.Rashid Al Ketbi / Karina HepperleSubaru ImprezaRC222:58,8
2.Michael Dinkel / Marcel DinkelMitsubishi Evo 7H16+1:06,9
3.Felix Weisert / Marcel EichenauerBMW 318ti E36F8+1:22,4
4.Marek Goldbohm / René SommerVW Golf III GTIH14+1:29,7
5.Jürgen Neumann / Gordon PfarrBMW 318is E30H14+1:52,4
6.Petri Reinikainen / Max MenzMercedes 190 16VH15+1:53,9
7.Andreas Rink / Gernot PolzinSubaru ImprezaC28+1:57,6
8.Robby Fechner / Florian PitzkMitsubishi Evo 6H16+1:58,8
9.Björn Leiß / André SeltmannMazda 323 GTXG20+2:14,2
10.Gerrit Markmann / Sönke RobertAudi 90 QuattroF3B+2:29,4
11.Björn Becker / Dirk MürkensAudi 90 QuattroG19+2:37,4
12.Andreas Leue / Vanessa KnofVolvo 940F3B+2:40,6

GALERIE: Roland Rallye 2015


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