Zeitreise

Schwedische Rallyelegenden

Es steht nicht gut um Saab. Die Zukunft der Schweden ist düster, Zeit für uns, auf die glorreiche Vergangenheit im Rallyesport zurück zu blicken.

<strong>ATTACKE:</strong> Vor sechzig Jahren zog ein kleines Unternehmen aus Südschweden aus, um die (Rallye-)Welt zu erobern

Denkt man an Rallyes in Eis, Schnee und unbefestigten Strassen, denkt man an Schweden. Und denkt man an schwedische Rallyes, denkt man an Saab. Und denkt man an Saab, dann denkt man an Erik Carlsson, Pat Mosse-Carlsson, Carl-Magnus Skogh und natürlich an Stig Blomqvist. Alles Rallyeprofis mit eigenständigem Profil, eigenem Fahrstil und geeint durch einen eisernen Gasfuß und minimalen Bremsgebrauch!

 

Bei den Saab-Flugzeugwerken wurde die Bedeutung des Rallyesports sehr früh erkannt. Sporterfolge waren die beste Werbung für eine junge Marke, also stieg der Motorenentwickler Rolf Mellde selbst ins Cockpit und kämpfte mit zunächst zwei Zylindern um Sieg und Bekanntheit. Bemerkenswert war in dieser Zeit auf der Einsatz der Schwedin Greta Molander. Unbeirrt, in einem schicken Pelzmantel gehüllt, schaffte die ehrgeizige Dame den 2.800 Kilometer langen Weg nach Monte Carlo – und das gleich mehrmals.

 

Der leistungsmäßige Durchbruch kam dann mit der Einführung des neuen Dreizylinder-Motors im Modell 93 bzw. 96. Sowohl die standsicheren Eingaser-Versionen, wie auch die „schärferen“ Sportmodelle mit dem Dreifachvergaser eilten von Sieg zu Sieg. Die aerodynamische Form (Flugzeugfabrik), eine gute Gewichtsverteilung, der Frontantrieb und ein günstiges Leistungsgewicht, neben der sprichwörtlichen Zuverlässigkeit, machten die schnellen Saabs auf Europas Rallyepisten bekannt und gefürchtet. Speziell auf Schotter, im Schnee, oder auf sehr schlechten Straßen waren die Saabs in ihrem Element. Der glatte Unterboden, die langen Federwege der Schraubenfedern, sowie die 15-Zoll Räder waren weitere wichtige Voraussetzungen für die Erfolge unter widrigen Bedingungen. Als Nachteil erwies sich manchmal der etwas hohe Schwerpunkt des Wagens.

 

Erik Carlsson verblüffte die Rallyesportwelt mit gekonnten Überschlägen und Rollen. Nur selten führte das wirklich zum Totalausfall. „Carlsson auf dem Dach“ ist auch heute noch der Ehrentitel des schwedischen Rallyebotschafters. Als die Zweitaktära sich 1966 dem Ende näherte, stieg man bei Saab auf Viertaktmotoren um. Der Ford V4 wurde nach langer Erprobung unter verschiedenen Produktionsmotoren ausgewählt. Auch dieses Aggregat, von Saab überarbeitet, brachte dem Werk weiterhin beachtliche Rallyeerfolge. Und hier ist es Stig Blomqvist, der mit seinem unvergleichbaren Fahrstil begeisterte. Weltmeister wurde er allerdings 1984 im Audi Quattro, der Saab 96 hatte schon vier Jahr vorher sein Produktionsende erreicht.

 

 

1980 hatte Saab die Sportabteilung geschlossen und man musste den unendlich treuen Blomqvist fast gewaltsam aus der Tür schieben. Künftig würde man Allradantrieb brauchen, um Rallyes zu gewinnen, Saab hatte keinen und auch kein Geld um einen zu entwickeln. Ohnehin geriet das Unternehmen immer mehr unter Druck, schließlich ging die Unabhängigkeit verloren, als General Motors Saab aufkaufte. Der traurige Rest der grandiosen Automarke aus Schweden ist hinlänglich bekannt.


Eine (unvollständige) Erfolgsübersicht: 1960: Rallye Akropolis, 2.Platz; RAC-Rallye, 1.Platz; 1961:  Polen-Rallye, 2.Platz; 1962: Rallye Monte Carlo, 1.Platz; East-African-Safari. 2.Platz; 1963: Rallye Monte Carlo, 1.Platz; 1000-Seen-Rallye, 1.Platz; 1964: Blumen-Rallye, 1.Platz; 1965: Rallye Akropolis, 2.Platz; 1966: Schweden-Rallye: 1.Platz; 1967 Österreichische Alpenfahrt, 2.Platz. Die erreichten Motorleistungen lagen beim Modell 96 mit dem Zweitaktmotor zwischen 55 und 80 PS, beim Modell 96, mit dem Viertakt V4-Motor, zwischen 65 und 170(!) PS.

 

GALERIE: Saab im Rallyesport...

 

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