HISTO

Olympia-Rallye: Hans Schwägerl gestorben

Deutschlands Rallyefahrer und -organisatoren trauern um Hans Schwägerl, den „Vater der Olympia-Rallye“, der letzte Woche im Alter von 91 Jahren verstorben ist.

Hans Schwägerl war in den Fünfzigern und Sechzigern ein erfolgreicher Rallyefahrer und – was damals völlig normal war – mit seinem BMW 1800 TI zudem auf der Rundstrecke unterwegs. Als Rallyeleiter setzte er neue Maßstäbe, als er bei „seiner Rallye“, der Bayerischen Winter-Rallye mit Start und Ziel in seinem Wohnort Marktredwitz, die Entscheidung vom Beifahrer auf den Fahrer verlagerte: Nicht mehr die Findigkeit des Beifahrers beim Kartenlesen entschied über Sieg und Niederlage, sondern die gefahrenen Zeiten auf den abgesperrten Wertungsprüfungen. Die „Bayern-Winter““ mit Waldwegen und Landstraßen in der Oberpfalz und auf der tschechischen Seite des Bayerischen Waldes wurde schnell zur Top-Rallye in Deutschland. 

Hans Schwägerl (Mitte) während 'seiner' Olympia-Rallye

Als anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München die DMSB-Vorgängerin ONS, der ADAC und der AvD die gemeinsame Durchführung der Olympia-Rallye beschlossen, wurde Hans Schwägerl mit der Aufgabe des Rallyeleiters betraut. Schwägerl leistete eine gigantische Arbeit: Zwischen Kiel und München fand er 62 Wertungsprüfungen mit einer Gesamtlänge von 610 km. Die Olympia-Rallye dauert vier volle Tage – mit einer einzigen Übernachtung – und erstreckte sich über 3500 Kilometer. 360 Nennungen wurden angenommen, 307 Teams starteten in Kiel, nur 145 Teams erreichtem München in Wertung. Ein enormes Zuschaueraufkommen sorgte für ein noch nie erlebtes Pro-Rallye-Gefühl, zumal niemals zuvor so viele Starpiloten wie Hannu Mikkola, Rauno Aaltonen, Anders Kulläng, Bernard Darniche oder die Sieger Jean-Pierre Nicolas und Jean Todt bei einer deutschen Rallye angetreten waren. Die relativ unbekannten deutschen Fahrer Walter Röhrl und Achim Warmbold nutzten die heimische Bühne für den Start in ihre internationale Karriere.

Leider erwies sich Schwägerls Geniestreich als einmaliges Event: Die Olympia-Rallye war zu aufwendig, zudem ließen die staatlichen Forstbehörden die Schlagbäume unten, wenn die Rallyefahrer in den Wald wollten. Eine vergleichbare Veranstaltung fand erst vierzig Jahre später mit der ADAC Rallye Deutschland statt. Hans Schwägerl blieb noch viele Jahre als Sportleiter des ADAC Nordbayern und als Sportkommissar dem Motorsport verbunden, ehe es in den letzten Jahren still um ihn wurde.

 

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