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KATHREIN Ladies Rallye-Team kämpft mit den Männern

Schon im Vorfeld war für das KATHREIN Ladies Rallye Team relativ klar, dass der letzt jährige Gruppe-N-Sieg eher nicht wiederholt werden kann.

KATHREIN Ladies Rallye-Team kämpft mit den Männern

Mit 13 Startern war die Klasse über 2000 ccm in der seriennahen Gruppe N stark wie schon lange nicht mehr besetzt. Neben den Team-Kollegen und Favoriten Hermann Gassner & Siegi Schrankl standen Namen wie Marcus Hesse/Uwe Kunze, Olaf Dobberkau/Nicole Weiß, Dark Liebehenschel/Daniela Busch auf der Starterliste.

 

Selbst aus den eigenen Reihen, sprich von Gassner-Motorsport, wurde durch Bernhard Sagerer/Andreas Schwalie ein weiterer Mitsubishi Lancer Evo V eingesetzt. Leider viel das mit Spannung erwartete Damen-Duell gegen Janina Depping/Susanna Moufang vorzeitig ins Wasser. Bei Testfahrten erlitt der Motor Ihres Rallyegefährtes einen Motorschaden und konnte nicht mehr rechtzeitig repariert werden. Spannung pur war trotzdem angesagt, nicht zuletzt durch die nicht ganz einfachen Wetterbedingungen.

 

Um 16 Uhr senkte sich die Startflagge für den ersten Teilnehmer in der wunderschönen Schongauer Altstadt über dem Skoda vom amtierenden Deutschen Rallyemeister Mathias Kahle mit Beifahrer Peter Göbel. Dieser musste sein World Rallye Car allerdings schon nach der ersten Bestzeit in der ersten Wertungsprüfung mit Motorschaden abstellen.

 

Für Christine Dietl, aus beruflichen Gründen nach Kiefersfelden verzogen, begann die Rallye schon Wochen vorher mit der Suche nach einem Beifahrer. In dieser Saison wird sie erstmals mit einem Mann eine komplette Meisterschaft bestreiten. ?Ich kämpfe ja schließlich gegen die Männer, deshalb muss ich nicht als reines Damen-Team an den Start gehen um die sowieso schwach besetzte Damenwertung zu gewinnen? - so die Rallye-Amazone auf die Frage, warum diese Entscheidung gefallen ist.

 

Gemeinsam mit Sigi Schrankl, ebenfalls von der Rallyegemeinschaft Rosenheim, wird sie mit einem Mitsubishi Lancer Evo VI aus dem Hause Gassner-Motorssport die gesamt Südbayerische Rallyemeisterschaft bestreiten. Da die Rallye Oberland gleichzeitig zur Südbayerischen und Deutschen Rallyemeisterschaft zählt, las Siegi Schrankl natürlich seinem Stamm-Fahrer Herman Gassner das Gebetbuch vor und Christine musste sich deshalb für diese eine Rallye nach einem Beifahrer umsehen. Schon letztes Jahr hatte Christine gute Kontakte in der österreichische Rallye-Szene geknüpft. Der Zufall wollte es, dass Thomas Zeltner, ebenfalls im Team von Gassner-Motorsport als Beifahrer von Bruder Ruben Zeltner, mit Daniela Bayer in Kontakt war, die gerade auf der Suche nach einem Cockpit war. So lernten sich die beiden Mädels ein paar Wochen vor der Rallye näher kennen und gaben schließlich (doch als Damenteam) ihre Nennung ab.

 

Die relativ unerfahrene Daniela Bayer machte ihre wenigen Rallye-Kilometer mit großem Engagement wett und fand sich schnell und gut im für sie ungewohnt rasanten Rallyeauto zurecht. Gleich auf der ersten Wertungsprüfung brannten die beiden Damen die viertbeste Klassen-Zeit in den Asphalt.

 

Noch zwei Wochen vor der Rallye lagen Massen von Schnee auf den Straßen, die für die Jagd nach Bestzeiten vom Veranstalter extra geräumt werden mussten. An manchen Stellen waren allerdings noch Schneereste zurück geblieben und hinterließen nach Tauwetter und Regen rutschige und gefährliche Passagen.

 

Das erklärte Ziel von Christine Dietl war klar die erste Etappe unbeschadet und ohne Ausrutscher zu ?überstehen? und sich im guten Mittelfeld der Klasse zu platzieren. Als 16. Gesamt und 6. in der Klasse stellten sie mit 1 Minute und 33 Minuten Rückstand auf den Gesamt-Führenden ihr Rallyeauto im Parc Fermé ab. Die Leistungsdichte war enorm und ließ auf spannende Kämpfe in der 2. Etappe hoffen.

 

Am frühen Morgen des Samstags mussten erst mal die Scheiben frei gekratzt werden. Das Rallyeauto zeigte durch unschöne Aussetzer, dass die Temperaturen einfach zu niedrig waren. Beim Service-Stopp vor den Prüfungen wurden flucks die Kerzen gewechselt und einer hustenfreien Fahrt stand nichts mehr im Wege. Frost hatte sich aber auch auf den Wertungsprüfungen nieder gelegt. Als erstes durften die Teilnehmer den ?Monte Rigi? bezwingen. Diese neue Strecke begeisterte alle Starter gleichermaßen und sorgte für euphorische Schwärmereien. Kurve an Kurve, Kuppen ohne Ende und das mitten im Wald auf einer Straße, dass gerade ein Auto Platz hatte. Zur Krönung wurde diese Königs-Prüfung am Freitag Abend bei Dunkelheit und am Samstag Früh bei Frost gefahren. Ansprüche, die höher nicht sein konnten forderten das Äußersten von den Fahrern.

 

Als ob das nicht genug wäre, herrschte für die nächsten WPs Service-Verbot. D. h. vier Prüfungen mussten mit einem Satz Reifen gefahren werden und Reparaturen oder Nachtanken waren verboten. Als weiteres Highlight dieser Vierer-Gruppe wurde der High-Speed-Rundkurs Wildsteig gefahren. ?Auf den fast 18 km kann man es so richtig krachen lassen? - schwärmte Christine Dietl. Gesagt - getan: 13. Gesamtzeit und 4. Klassenzeit bestätigen ihre Leistung. Leider warf bei der nächsten WP ein kleines Tief die Euphorie über den Haufen, als sie auf einem Schotterstück eine Kurve nicht schön erwischte und kostbare Zeit liegen ließ.

 

?Ich dachte da ist viel mehr Eis auf der Strecke, das hat mich vollkommen irritiert und der Rhythmus der Prüfung war dahin? erklärte Christine nach der vermurksten WP Bad Bayersoien. Beim zweiten Durchgang in ?Wildsteig? touchierte sie auf einem vereisten Teilstück den aufgehäuften Schnee und musste dann an der selben Stelle in der nächsten Runde auch noch einen im Schnee stecken gebliebenen Golf passieren. Der Zeitverlust hielt sich halbwegs in Grenzen. Schlimmer kam es allerdings wiederum in Bad Bayersoien. Ein Konkurrent blockierte die Strecke und Dietl/Bayer mussten zehn Minuten am Start die Bergung abwarten. Die Reifen waren schließlich wieder ziemlich kalt und der Evo wurde viel zu quer über die Prüfung bewegt. Dieser Zeitverlust war die Mädels auf den 7. Klassenplatz zurück und musste nun wieder aufgeholt werden.

 

Traditionell besteht die letzte Schleife der Rallye Oberland aus den Wertungsprüfungen Altenstadt, Burggen und Lechbruck. Nach Burggen hatte Christine bereits einen Platz gut gemacht. Der Vorsprung betrug vor der letzten Prüfung allerdings nur hauchdünne 0,5 Sekunden! Christine gab zum Schluss noch einmal Alles und wurde mit einem Vorsprung von 3,2 Sekunden auf den 7. Platzierten belohnt.

 

Das Ausmaß des Erfolges der gesamten Mannschaft von Gassner-Motorsport wurde auch an der Zielankunft in Schongau klar. Ruben und Thomas Zeltner gewinnen vor Hermann Gassner und Siegi Schrankl die Gesamtwertung. Christine Dietl und Daniela Bayer belegten den guten 6. Platz in der Klasse und den 13. Platz im Gesamt. Als Draufgabe gewinnen sie noch die Damen-Wertung.

 

Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Service-Crew von Gassner-Motorsport, dem Sachsenring-Catering von Ruben Zeltner und an die Sponsoren KATHREIN, Sport Auto, Mitsubishi Gunsch, Castrol, TTS Turboservice Süd, Foto Gerleigner, und der Rallyegemeinschaft Rosenheim.

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