Rallye News

"Da brauchst Du Nerven"

Beifahrer sind die stillen Helden des Rallyesports. Dabei erledigen die stillen Stars auf dem "heißen Sitz" einen harten und anspruchsvollen Job rund um einen Rallyelauf.

<strong>Peter Göbel:</strong> "Matthias hat in mich grenzenloses Vertrauen"

Während die Fahrer wie der vierfache Deutsche Meister Matthias Kahle (Görlitz), Titelverteidiger Hermann Gassner (Surheim) oder Maik Stölzel (Zwickau) im Rampenlicht stehen, handeln ihre Co-Pilotinnen und Co-Piloten im Hintergrund. Nur wenige wissen, dass schillernde Persönlichkeiten der Formel 1-Szene wie der Ferrari-Teamchef Jean Todt oder BAR-Teamchef David Richards ihre Meriten im Motorsport einst als Rallye-Beifahrer verdienten.

 

Dabei erledigen die stillen Stars auf dem ?heißen Sitz? einen harten und anspruchsvollen Job rund um einen Rallyelauf wie zum Beispiel die AvD-Rallye Sachsenring. ?Matthias Kahle hat zur mir grenzenloses Vertrauen?, berichtet Peter Göbel, der gemeinsam mit Kahle im vom AvD unterstützten Skoda Octavia WRC ein Mal Deutscher Meister wurde. ?Matthias möchte die Ansagen für die nächste Kurve immer sehr spät haben, da kannst Du Dir als Beifahrer keinen Fehler erlauben?. Seit 2001 dirigiert der 35jährige Göbel den deutschen Ausnahmefahrer über die Rallye-Pisten. ?Ein Jahr muss man als Zeitraum einkalkulieren, bis man aufeinander eingespielt ist?, erklärt Peter Göbel, der die Grundlagen des Handwerks ?Rallye-Beifahrer? beim zweifachen Weltmeister Walter Röhrl im historischen Motorsport erlernte. Mit Jan Becker (Hamburg) stieg er 1998 in die DRM (Deutsche Rallyemeisterschaft) ein. Es folgte eine Saison mit Ruben Zeltner (Hohenstein-Ernstthal), bis er zu Matthias Kahle ins Auto stieg.

 

Göbel: Rallye-Lexikon als Basis für den Erfolg

Für den Beifahrer beginnt eine Rallye schon Tage vor dem Start. ?Bei kleineren Teams kümmert sich der Beifahrer meist auch um die Buchung der Unterkünfte?, weiß Kahles Co. ?Bei uns erledigt das jemand aus dem Team?. So kann sich der akribische Co-Pilot auf sein Rallye-Buch konzentrieren. Doch was der gelernte Journalist in seinen Computer tippt, ist keine leichte Kost. Zu jeder Rallye umfasst es aus den jeweiligen Veranstaltungen der Vorjahre die Zeiten, Wetterbedingungen, Reifenwahl, Bemerkungen zum Auto, Zeiten der Konkurrenz sowie alle Informationen rund um die aktuelle Rallye. ?Das macht sonst keiner?, sagt der gebürtige Westfale selbstbewusst.

 

Das Hirn sitzt rechts

Nach der Vordokumentenabnahme am Tag vor dem Start, bei dem die Fahrtunterlagen zum Besichtigen der Wertungsprüfungen ausgeteilt werden, steht die erste wichtige Prüfstein für die schnelle Zweierbeziehung zwischen Fahrer und Beifahrer an: das Erstellen des Aufschriebs, auch Gebetbuch genannt, bei dem alle Angaben zum Streckenverlauf und Besonderheiten einer Wertungsprüfungen genau notiert werden. Aus dem Gebetbuch sagt der Beifahrer seinem Fahrer im Wettbewerb alle wichtigen Details der nächsten Kurve an. Zwischen den beiden herrscht im Cockpit blindes Vertrauen. ?Aber dazu brauchst Du Nerven: ein Fehler in der Ansage ? und Du bist weg?. Damit das nicht passiert, wird die Prüfung ein zweites Mal besichtigt und der Aufschrieb korrigiert. Der Beifahrer ist der eigentliche Macher eines Rallyeteams. Göbel koordiniert zum Beispiel den Ablauf der Besichtigungsfahrten, hält während der Rallye Kontakt zum Team, informiert über Schwierigkeiten mit dem Auto, so dass die Technikcrew um den Tschechen Josef Juracka (CZ/Rumburk) den Service vorbereiten kann. Matthias Kahle kann sich ganz auf das Fahren des 300 PS starken World Rallye Cars (WRC) konzentrieren.

 

Nach der Rallye ist vor der Rallye

Auch nach einer Wertungsprüfung, die auf einer abgesperrten Straße ausgetragen wird, kann sich der Beifahrer nicht ausruhen, zumindest wenn er Peter Göbel heisst. Denn auf der Verbindungsetappe weist er seinem Chauffeur im Skoda Octavia WRC nicht nur mit einem Roadbook den Weg zur nächsten Prüfung oder zum Serviceplatz. Dazwischen notiert er sich alle wichtigen Details, die er später in seinem Rallye-Buch verewigt. ?Dazu brauche ich nach jeder Veranstaltung rund einen halben Tag?, sagt Göbel. Nach der Rallye ist vor der Rallye. Für den Profi-Co im Team von SkodaAuto Deutschland beginnt am Tag nach der diesjährigen Veranstaltung bereits die Vorbereitung für die 39. AvD-Rallye Sachsenring.

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