Die 27. Int. ADMV-Lausitz-Rallye begeistert mit einem starken Feld: Trotz der Absagen von Henning Solberg und Björn Satorius rollen 22 RC2-Boliden mit namhaften Piloten über die Startrampe, insgesamt füllen 84 Rallye-Fahrzeuge den Serviceplatz am Bärwalder See. Die Schotterpisten in den rekultivierten Tagebau-Geländen locken Fahrer aus 14 Nationen in die Lausitz, die sich mit Sonnenschein, milden Temperaturen, Herbstlaub in allen Farben und ohne einen Regentropfen von ihrer schönsten Seite zeigt.
Die erste Etappe am Freitag umfasst zwei Durchgänge über je 23 km auf der WP Sprey mit einem kleinen Rundkurs vorweg, dem Kurvenlabyrinth in der „Arena“ und schnellen Schotter-Passagen zum Ziel. Der 24-jährige Pole Jakub Matulka , im letzten Jahr Dritter im Fiesta Rally3, sorgt für einen Paukenschlag, als er im Skoda Fabia Rally2 die Bestzeit vor Koltun, Schwarz und Mareš setzt.
Der zweite Durchgang läuft im Dunkeln und sorgt für die nächste Überraschung: Mit Startnummer 14 zeigt der 46-jährige Jaroslaw Koltun der Konkurrenz die Rücklichter des Skoda Fabia RS Rallye2 und kann als Spitzenreiter ins Bett steigen. Koltun, ein schwerreicher polnischer Unternehmer, war bei 40 (!) Rally2-Starts in 2023 und 2024 nicht sonderlich aufgefallen, bis er vor einer Woche bei der Rallye Valais in der Schweiz mit Rang 2 aufhorchen ließ.






















































































Die beiden Toyota Yaris Rally2 von Filip Mareš und Fabio Schwarz sowie der Skoda von Jakub Matulaka bilden die erste Verfolgergruppe. Die Skoda Fabia RS Rally2 des Vorjahreszweiten Raul Jeets und des sechsmaligen Lausitz-Siegers Matthias Kahle liegen mit dem Führenden noch in der gleichen Minute, die dritte Gruppe besteht aus dem 20-jährigen Franken Liam Müller und dem jungen Ungarn Martin Laszlo, beide im Skoda Fabia. Wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag schockt Adam Rzeznik (Fiesta) aus Polen die Konkurrenz mit der besten Rally3-Zeit und Platz 9, knapp vor seinem zwei Jahre älteren Landsmann Hubert Kowalczyk im Renault Clio Rally3.
Am Samstagvormittag setzt Koltun seinen Sturmlauf fort mit der Bestzeit auf der WP3 Mulkwitz. Doch dann hat sich Mareš, der schon zum fünften Mal in der Lausitz startet, nach sechs Monaten „Schotter-Pause“ auf den Yaris eingestellt; der 33-jährige Tscheche erzielt auf der Misch-Prüfung am Bärwalder See seine erste Bestzeit und kommt nach einer weiteren Bestzeit beim 21 km langen Klassiker „Reichwalde“ als Führender in die Halbzeitpause, mit drei Sekunden Vorsprung auf Koltun.
Eine knappe halbe Minute zurück liefern sich Matulka und Schwarz ein spannendes Duell um Platz 3. Nach einer starken Leistung auf seiner Lieblingsprüfung bei Reichwalde hat Kahle den Rückstand auf den fünftplatzierten Esten Jeets deutlich verkürzt, während Liam Müller den Ungarn Laszlo ziehen lassen muss.
Anders als üblich verläuft die zweite Schleife am Samstagnachmittag ohne Dramen. Filip Mareš und Radovan Bucha sind die Schnellsten auf den drei letzten Prüfungen, gewinnen die 27. Ausgabe der Lausitz-Rallye und nehmen erfolgreich Revanche für das letzte Jahr, als sie 6 von 8 Bestzeiten erzielten, aber wegen eines zeitraubenden Ausritts auf WP 1 nur auf Platz 15 gewertet wurden. Jaroslaw Koltun und Ireneusz Pleskot fahren – trotz eines kleinen Ausritts in der vorletzten Prüfung – den zweiten Platz nach Hause und ihre Landsleute Jakub Matulka und Daniel Dymurski komplettieren das Podium.
Fabio Schwarz und Bernhard Ettel haben in Mulkwitz sieben Sekunden auf Matulka eingebüßt; doch der erst 19-jährige Sohn von Ex-Europameister Armin Schwarz kämpft bis zum letzten Meter. Beim Finale auf der „Königsprüfung“ Reichwalde lässt er den Toyota Yaris Rally2 lustvoll fliegen, verpasst die Bestzeit von Mareš nur um 1,2 Sekunden und sorgt für ein strahlendes Gesicht bei seinem Vater – und will auch 2025 auf WM-Ebene weitermachen.
Die Esten Raul Jeets und Andrus Toom entwickeln sich zu Lausitz-Spezialisten, mit Platz 5 erreichen sie die dritte Top-5-Platzierung in Folge. Fast hätte sie aber noch Matthias Kahle in Reichwalde eingeholt, denn Kahle und Copilot Christian Doerr scheuchen ihren Skoda Fabia als Drittschnellste über die 21 Final-Kilometer – eine bewundernswerte Leistung für den 55-jährigen „Rallye-Rentner“, der meistens nur eine einzige Veranstaltung im Jahr bestreitet!
Grund zur Freude hat auch Katharina Müller, deren Söhne eine starke Leistung zeigen. Liam Müller und Co Alexander Hirsch fahren im Skoda Fabia auf Rang 7, nachdem Laszlo 10 km vor dem Ziel nach einem Überschlag zwei Minuten verliert. Jonas Müller und Pascal Raabe (Peugeot 208) feiern in der Klasse RC4 einen Start-Ziel-Sieg gegen neun Konkurrenten. In der RC3-Klasse halten Hubert Kowalczyk und Jaroslaw Hryniuk die Spitze und Gesamtrang 9, auf Platz 2 fahren Ron Schumann und Claudia Harloff im Renault Clio Rally3, den sie bei Gaßner angemietet haben, ins Ziel.
Bei den Fahrzeugen der DMSB-Klassen ist Rasmus Tuominen im Evo 9 das Maß aller Dinge; der finnische Junior und seine Copilotin Sohvi Petroff gewinnen die Klasse NC1 mit über drei Minuten Vorsprung vor Raphael Ramonat und Karina Derda, Robby Fechner und Florian Pitzk sowie Hermann Gaßner und Natascha Vrga, alle im Mitsubishi Evo 10. Auf den Plätzen 37 bis 40 erreicht das Spitzenquartett der 2-Liter-Klasse NC3 das Ziel. Die Klassensieger Jan Schneider und Melanie Schultz (BMW 318) sichern sich damit den Sieg im Schotter-Cup, die Klassenzweiten Christian Bauer und Dominic Gräbner den Sieg in der ADMV-Meisterschaft. Mehr zu diesen beiden Serien morgen.
Von den 84 gestarteten Fahrzeugen stehen 60 im Parc Fermé; das ist wahrscheinlich die niedrigste Ausfallquote aller Zeiten. Und obwohl die ersten Acht nach der WP 1 identisch sind mit den ersten Acht im Ziel, bleibt die Spannung bis ins Ziel erhalten. Die ADMV-Lausitz-Rallye ist ihrem Ruf als mitteleuropäisches Rallye-Mekka wieder einmal voll gerecht geworden!
Ergebnis 27. Int. ADMV Lausitz-Rallye 2024 | ||||
1. | Filip Mareš / Radovan Bucha | Toyota Yaris Rally2 | RC2 | 1:23:22,8 |
2. | Jaroslaw Koltun / Ireneusz Pleskot | Skoda Fabia RS Ry2 | RC2 | + 23,7 |
3. | Jakub Matulka / Daniel Dymurski | Skoda Fabia Rally2 | RC2 | + 38,2 |
4. | Fabio Schwarz / Bernhard Ettel | Toyota Yaris Rally2 | RC2 | + 43,4 |
5. | Raul Jeets / Andrus Toom | Skoda Fabia RS Ry2 | RC2 | + 1:22,5 |
6. | Matthias Kahle / Christian Doerr | Skoda Fabia RS Ry2 | RC2 | + 1:31,1 |
7. | Liam Müller / Alexander Hirsch | Skoda Fabia Rally2 | RC2 | + 3:14,9 |
8. | Martin Laszlo / Viktor Ban | Skoda Fabia RS Ry2 | RC2 | + 5:46,9 |
9. | Hubert Kowalczyk / Jaroslaw Hryniuk | Renault Clio Rally3 | RC3 | + 6:17,5 |
10. | Thomas Lorenz / Tim Rauber | Skoda Fabia R5 | RC2 | + 6:55,2 |
11. | Rasmus Tuominen / Sohvi Petroff | Mitsubishi Evo 9 | NC1 | + 7:02,5 |
12. | Jens Hvaal / Lars Lundgreen | Skoda Fabia Rally2 | RC2 | + 7:59,0 |
13. | Jan Petersen / Mads Dalsager | Skoda Fabia Rally2 | RC2 | + 8:32,8 |
14. | Ron Schumann / Claudia Harloff | Renault Clio Rally3 | RC3 | + 8:33,6 |
15. | Raphael Ramonat / Karina Derda | Mitsubishi Evo 10 | NC1 | + 10:08,9 |