Sardinien wird zum Sprint-Event

Nicht nur der herbstliche Termin ist neu, auch die Kürze bringt neue Würze in die Rallye Sardinien, denn der italienische WM-Lauf führt lediglich über 306 WP-Kilometer. Darauf müssen sich die Fahrer einstellen.

14. Oktober 2012

Michael Heimrich

In diesem Jahr verlegten die Organisatoren die Rallye Sardinien erstmals vom Frühsommer in den Herbst. Die Folge: Insbesondere morgens und abends sind die Temperaturen deutlich niedriger, tagsüber können sie aber dennoch auf über 20 Grad Celsius klettern. Bei trockenen Wetterverhältnissen beeinträchtigt möglicherweise der von den Pisten aufsteigende Staub die Sicht der Piloten. Das Rallye-Zentrum ist in der Küstenstadt Olbia an der Costa Smeralda beheimatet. Die Zieldurchfahrt findet am Sonntag in Porto Cervo statt. Der exklusive Küstenort ist vor allem bei den Schönen und Reichen sehr beliebt, und auch zahlreiche Prominente verbringen hier ihren Urlaub. Der Großteil der Wertungsprüfungen führt durch die Berge und Wälder westlich und südlich der Stadt. Die malerische Landschaft und das in der Sonne glitzernde Mittelmeer bilden die atemberaubende Kulisse für den zwölften Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft.

Der Fahrbahnbelag besteht aus einer harten Schotterschicht, die mit einer sandigen Ober-fläche bedeckt ist. Spätestens nach der ersten Durchfahrt der rund 300 PS starken World Rally Cars ist die Ideallinie jedoch von Staub befreit und der schroffe Untergrund kommt zum Vorschein. Die Wertungsprüfungen sind zwar sehr eng, dennoch erreichen die Piloten hier sehr hohe Geschwindigkeiten. Büsche, Bäume und Felsen säumen den Fahrbahnrand und lassen wenig Raum für Fahrfehler. Am zweiten Tag der Rallye erwarten die Fahrer einige neue Prüfungen in der Nähe von Sassari.

Jari-Matti Latvala war im vergangenen Jahr im Rahmen von Testfahrten in dieser Gegend unterwegs und kennt die Bedingungen: „Die Straßen auf diesen WP sind breiter, der Untergrund nicht so rau. Daher ähneln sie eher den Prüfungen der Rallye Finnland, allerdings gibt es auf Sardinien keine großen Sprünge. Aufgrund der breiteren Fahrbahn haben wir daher mehr Platz, um das Auto zu positionieren und vor Kurven anzustellen“, erklärt der 27-jährige Finne. „Normalerweise sind die Wege vor der ersten Durchfahrt mit einer feinen Staubschicht bedeckt. Das macht sie natürlich sehr rutschig.“

Obwohl sie erstmals über vier Tage führt, ist die diesjährige Rallye Sardinien mit 306 gewerteten Kilometern einer der kürzesten WM-Läufe seit Einführung der Rallye-Weltmeisterschaft im Jahr 1973. Petter Solberg weiß, dass es bei diesem Sprint-Event vor allem darauf ankommt, vom Start weg in der richtigen Position zu sein, um auf den sandigen Prüfungen Zeitverluste zu vermeiden. Denn wie bei jeder Schotter-Rallye dürfen die schnellsten Piloten des Qualifyings ihre Startposition frei wählen. „An einigen Stellen sind die Straßen sehr san-dig“, erklärt der 37-jährige Routinier. „Daher kommt dem Qualifying am Donnerstag eine große Bedeutung zu, denn eine gute Ausgangslage für den ersten Rallye-Tag ist bei diesen Bedingungen enorm wichtig. Bei trockenem Wetter bringt eine späte Startposition mehr Vor-teile. Aufgrund der sehr kurzen Gesamtdistanz fehlen schlichtweg die Kilometer, um den aus einer schlechten Startposition resultierenden Zeitrückstand wieder aufholen zu können.“

Die Rallye führt über insgesamt 1.241,45 Kilometer – davon 306,04 Kilometer über die 16 Wertungsprüfungen. Im Vergleich zum Vorjahr wartet der WM-Lauf mit einigen neuen WP im Norden der Insel in der Nähe von Sassari auf. Für den zwischenzeitlichen Remote Service machen die Fahrer in Sassari Station. Bereits am Donnerstag steht eine Prüfung südlich von Olbia auf dem Programm, die zwei Mal gefahren wird.

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