Der umstrittene Deutsche…

Antony Warmbold muss harte Kritik einstecken ? ausgerechnet in Deutschland, dessen Pass er führt. Sein Vater erklärt, warum er das für ungerechtfertigt hält.

25. März 2004

Michael Heimrich

Zu lasch sei er, heißt es. Nicht bissig genug. Lediglich das Geld seines Vaters würde er verplempern, aber nicht ernsthaft an der Karriere arbeiten. Es ist starker Tobak, was sich der einzige deutsche WM-Teilnehmer in einem World Rally Car so alles nachsagen lassen muss.

Irgendwie erinnert die Situation fast schon an die Gebrüder Schumacher in der Formel 1. Als kleiner Bruder Ralf vom großen Michael musste „Schumi 2“ ebenfalls jahrelang gegen das Image vom verwöhnten, überheblichen und nicht ernsthaften „Rolex-Ralle“ ankämpfen, ehe ihn das Establishment als Fahrer ernst nahm. Im Falle Warmbold gilt genauso: Adel verpflichtet. Vater Achim Warmbold war einer der Stars der vor-vorherigen Generation. Sohn Antony soll nun in dessen Spurrillen einbiegen ? unter der Regie des Herrn Papa. ?Ich betreue ihn persönlich und kümmere ich auch mit um die Technik. Ich bin wohl der wichtigste Mann im Team?, beschreibt Achim Warmbold. ?Ich mache auch die Eis- und Schotternotes.?

Der erfahrene Senior hat einen klaren Fahrplan ausgetüftelt. „Ich versuche, Antony langsam, Schritt für Schritt aufzubauen. Unser Ziel lautet, dass er 2005 in einem Werksauto sitzt.“ – Die Chancen dafür schätzt Warmbold hoch ein: „Die ganzen Werke gehen doch nur noch nach zwei Dingen: Sie suchen erstens junge Fahrer, die zweitens Erfahrung mitbringen und möglichst schon alle Rallyes gefahren haben.? Nach Ablauf der Saison 2004 soll Antony Warmbold diese Kriterien erfüllen. Dafür tat sich der Warmbold-Clan mit Malcolm Wilson zusammen ? dem Chef des Ford-Werksteams M-Sport aus dem nordenglischen Cumbria. „Malcolm ist ein guter Freund von mir ? seit ewig“, verweist Vater Achim auf seine alten Kontakte. „Im letzten Herbst haben wir bei ihm zuhause gesessen. Er hat damals gesagt: Guck´ Dir Solberg an. Der hat auch vor fünf Jahren ein Auto gekriegt und sollte zunächst einfach nur ankommen. Im ersten Jahr haben ihm auf die Spitze drei Sekunden pro Kilometer gefehlt.“

Heute ist der Norweger Weltmeister. Dem soll Warmbold junior im Idealfall nacheifern. Vater Warmbold ist überzeugt: „Der Erfolg kommt automatisch. Er hat jetzt schon mehr Erfahrung, und das Auto ist besser. Der Junge hat einen unglaubliche Konzentration. Er fährt nur nach Gebetbuch.“ – Auf die abwertende Meinung über seinen Sohn gibt der Vater wenig: „Das ist nur der Eindruck von Leuten, die den Hintergrund nicht kennen ? und die entsprechend nicht verstehen, dass ich Antony langsam aufbauen möchte. Das hat einer aufgebracht, der nicht versteht, was wir von Antony wollen und erwarten.“

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