Die Skoda-Piloten sorgen weiterhin für Spannung auf den Azoren. An der Spitze duellieren sich Andreas Mikkelsen und Juho Hänninen. Hinter Brayn Bouffier (Peugeot) tragen die Hermann Gassner jr. und Sepp Wiegand ihren knappen deutschen Zweikampf aus.
Für Wiegand begann der Tag ungewöhnlich. Weil die fünf Bestplatzierten des Vortages in umgekehrter Reihenfolge in die heutige Etappe starteten, musste der 21-jährige als erster Fahrer auf die Strecken und die hatten es in sich. Starkregen hatte die Schotterprüfungen in eine Matschlandschaft verwandelt. "Als Erster bin ich noch nie auf die Strecke, dazu Regen und Nebel – das war schon hart", stöhnte Wiegand. Weil die Wetterfrösche bereits gestern Abend auf Tauchstation gingen, ließ Wiegand den Fabia vorsorglich auf eine weniger aggressive Differenzial-Einstellung umbauen: "Das Auto neigt so weniger stark zum Übersteuern und lässt sich bei diesen Streckenbedingungen leichter kontrollieren."
Wie schwierig es ist, die richtige Balance zwischen voller Attacke und kontrolliertem Risiko zu finden, musste Mitfavorit Bruno Magalhaes aus Portugal erfahren: Der mehrfache Azoren-Sieger rollt sich bei seiner Heimrallye in der sechsten Prüfung ins Aus. Auch Topfavorit Juho Hänninen hatte Probleme. Beim Versuch Spitzenreiter Andreas Mikkelsen abzufangen überspannte der Finne auf der fünften Prüfung den Bogen und drehte sich in einer schnellen Bergabpassage bei hoher Geschwindigkeit ein. Zum Glück blieb sein Fabia unbeschadet, aber beim anschließenden Rangieren verlor Hänninen zehn Sekunden. Anschließend ging er kein unnötiges Risiko mehr ein. Mikkelsen verteidigte dagegen souverän die Führung und konnte seinen Vorsprung auf 16,2 Sekunden ausbauen. "Morgen liegt noch ein langer Tag vor uns", erklärte Hänninen im Ziel. "Natürlich darf ich mich nicht noch einmal drehen und ich muss ein Mittel gegen diesen jungen Norweger finden."
Bryan Bouffier hält die Peugeot-Fahnen als Dritter hoch, liegt allerdings bereits 1:01 Minuten zurück.
Im deutsch-deutschen Duell zwischen Gassner jr. und Wiegand hat am Abend der Bayer die Nase vorn. Die viertbeste Zeit auf der letzten Tagesprüfung reichte Gassner jr. um an Wiegand vorbeizuziehen. Mit 2:08 Minuten Rückstand belegt der RedBull-Junior jetzt den vierten Rang, jedoch trennen ihn nur 9.9 Sekunden von Wiegand. "Die letzte Prüfung war gut, nur am letzten Abzweig unterlief mir ein dummer Fehler und ich würgte den Motor ab. Aber so ist Rallye. Insgesamt bin ich sehr glücklich", erklärte der Sachse und sein Landsmann Gassner freut sich bereits auf den morgigen Tag: "Ich habe einen schönen Kampf mit meinem deutschen Freund."
Am morgigen Schlusstag starten die ersten Fünf erneut in umgekehrter Reihenfolge. Damit müssen sich Sepp Wiegand und Co Timo Gottschalk wieder als Straßenkehrer betätigen und die Wetterfrösche sitzen noch immer ganz unten. Fünf Wertungsprüfungen mit insgesamt rund 85 Kilometern stehen auf dem Programm, darunter nochmals die Super Stage mit Mann-gegen-Mann-Duell im Steinbruch nahe Ponta Delgada.
Zwischenstand nach WP9
01. Mikkelsen A./Floene O., Škoda Fabia S2000 1:05:34.0
02. Hänninen J./Markkula M., Škoda Fabia S2000 +16.2
03. Bouffier B./Panseri X., Peugeot 207 S2000 +1:17.8
04. Gassner jr. H./Wicha K., Škoda Fabia S2000 +3:26.3
05. Wiegand S./Gottschalk T., Škoda Fabia S2000 +3:36.2
06. Moura R./Eiró S., Mitsubishi Lancer Evo IX +4:55.8
07. Salyuk jr. A./Cherepin P., Ford Fiesta S2000 +6:43.9
08. Silva S./Nunes F., Subaru Impreza WRX +8:33.2
09. Rodrigues R./Rodrigues E., Mitsubishi Lancer Evo IX +10:10.1
10. Lousado R./da Silva N., Subaru Impreza STi R4 +10:14.4
GALERIE: Die Bilder der Azoren-Rallye 2012
