Die technischen WRC27-Regularien wurden ursprünglich im Dezember 2024 verabschiedet und in den vergangenen Monaten weiter präzisiert. Die finalen Grundlagen für die Homologation der Fahrzeuge wurden nun bei der Sitzung des FIA-Weltrats am 10. Dezember offiziell genehmigt. Auf dieser Basis stellte die FIA aktuelle Designstudien vor, die das neue Regelwerk veranschaulichen sollen.
Ein zentraler Punkt des Konzepts ist die gestalterische Freiheit bei der Karosserie. Vorgeschrieben sind nur eine Mindestlänge von 4.100 mm, eine Maximallänge von 4.300 mm, eine maximale Breite von 1.875 mm, ein Mindest-Radstand von 2.600 mm sowie eine Mindesthöhe von 1.270 mm.
Innerhalb dieses festgelegten Fahrzeugrahmens haben die Konstrukteure gestalterische Freiheit, um unterschiedlichste Fahrzeugkonzepte und Designs umzusetzen, wie die FIA mit ihren veröffentlichten Grafiken beweisen will. Neben einem SUV zeigt man auch ein Stufenheckauto und einen Kompaktwagen. Auffällig ist die gegenüber den bisherigen Rally1-Fahrzeugen deutlich vereinfachte Aerodynamik.
Abrüstung unter der Haube
Unter der Karosserie, die auf einem Spaceframe-Chassis basiert, kommt ein aus der Rally2-Kategorie abgeleiteter 1,6-Liter-Turbomotor zum Einsatz. Dieser leistet rund 290 PS und ist mit einem Fünfgang-Getriebe kombiniert. Zudem ersetzt eine Doppelquerlenker-Vorder- und -Hinterradaufhängung die bislang verwendeten MacPherson-Federbeine.
Rally1 vs. Rally2
Obwohl das neue Reglement während der Entwicklungsphase unter dem Projektnamen „WRC27“ lief, hat sich die FIA bewusst dafür entschieden, die Bezeichnung Rally1 beizubehalten, die seit 2022 für die höchste Fahrzeugklasse im Rallyesport steht. Gleichzeitig sollen WRC27-Rally1-Fahrzeuge und aktuelle Rally2-Autos künftig gegeneinander antreten. Ziel ist eine breitere und vielfältigere Konkurrenz an der Spitze.
Die bewährte Sicherheitszelle bleibt ein Kernelement des Rally1-Konzepts. Das Spaceframe-Prinzip, das 2022 eingeführt wurde, wurde für 2027 jedoch umfassend weiterentwickelt. Laut FIA wurden umfangreiche Simulationen, Vergleichstests und Crashtests durchgeführt, um Komplexität und Kosten zu reduzieren. Gleichzeitig soll die neue Struktur deutlich verbesserte Werte beim Insassenschutz und bei der Energieabsorption bei Front-, Seiten-, Dach- und Heckaufprallen bieten.
Einführung von Konstrukteuren
Unter dem Begriff „Konstrukteur“ fasst die FIA künftig sowohl klassische Hersteller als auch sogenannte Tuner zusammen. Letztere sind Motorsportfirmen, die entweder komplette Fahrzeuge eigenständig entwickeln, oder auf teilweise homologierten Basismodellen aufbauen können. Unabhängig von ihrer Ausrichtung sind alle Konstrukteure für Entwicklung, Bau, Homologation und Vermarktung der Fahrzeuge verantwortlich.
Kosten sollen runter
Technisch stützt sich das WRC27-Konzept stark auf bewährte Rally2-Komponenten. Nicht nur Motor und Getriebe werden aus der zweithöchsten Kategorie übernommen, sondern auch Brems- und Lenksysteme. Neben der Kostenreduktion verfolgt die FIA damit das Ziel, den Leistungsunterschied zwischen Rally1 und Rally2 zu verringern und jungen Fahrern den Aufstieg in die Topklasse zu erleichtern.
Ein zentraler Baustein der neuen Regeln ist die Kostenobergrenze. Der Verkaufspreis eines WRC27-Rally1-Fahrzeugs in Asphalt-Spezifikation darf maximal 345.000 Euro betragen und liegt damit laut FIA mehr als 50 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Ergänzt wird dies durch Maßnahmen zur Steigerung der Haltbarkeit von Bauteilen sowie durch operative Einsparungen, etwa bei Personal und Logistik sowie durch den verstärkten Einsatz von Datenübertragungen zur Fernunterstützung durch Ingenieure.
Noch ein Blick in die Zukunft: Zwar spielt in den kommenden Jahren der 1,6-Liter-Turbo die Hauptrolle, aber im Reglement sind auch andere Antriebsarten vorgesehen, allerdings macht die FIA noch keine Angaben, wann Hybrid, Wasserstoff, oder ein rein elektrischer Antrieb geplant sind.

