Rallye Australien 2005

Vor 20 Jahren: Die McRae-Sensation im Skoda 

Beim Saisonfinale 2005 in Australien spielten nicht die üblichen Verdächtigen die Hauptrollen. Vielmehr entschied die einheimische Tierwelt das Saisonfinale – und sorgte für ein überraschendes Ergebnis. Und dann waren da noch Colin McRae und die Skoda-Mechaniker.

12. November 2025

Michael Heimrich

Peugeots zwangsweiser Abschied aus der Rallye-WM geriet zu einer traurigen Veranstaltung. Zuerst schmiss Daniel Carlsson seinen 307 im Shakedown weg. Dann zündete er das Auto auf der ersten echten Wertungsprüfung nach einer Rolle kliffabwärts an. Marcus Grönholm, am Morgen von zwei Reifenschäden heimgesucht und dennoch Dritter, fing sich auf der siebten Prüfung einen Aufhängungsschaden ein. Die eigenhändige Reparatur scheiterte und das Rad stand weiterhin so schief im Radkasten, dass es sich auf dem Asphalt der Verbindungsetappe förmlich aufrieb. Die Polizei beendete das Treiben.

Petter Solberg hatte das Geschehen dagegen fest im Griff. Zumindest nachdem sich zwei weitere Gegner des Norwegers in Probleme manövriert hatten. Am Morgen der ersten Etappe gehörte die Rallye nämlich dem Lokalmatadoren Chris Atkinson. Der 26-jährige aus dem australischen Bundesstaat Neusüdwales setzte sich mit zwei Bestzeiten in Führung. Doch kaum in Führung, wurde Atkinson von Problemen heimgesucht: Die Spurstange einer Vorderradaufhängung bog sich durch. „Nach fünf Kilometern der sechsten Prüfung drehte sich das Lenkrad plötzlich um 180 Grad – und es passierte überhaupt nichts“, grummelte er nach dem Absturz auf Platz 13. 

Solberg holte sich zwar die Führung zurück, dennoch langte „Hollywood“ auf der letzten Schleife bei der Reifenwahl daneben und ließ sich zu harte Pneus aufziehen. Verfolger Sebastien Loeb witterte Morgenluft, holte sich gleich die erste Prüfung der Schleife und damit auch die Führung. „Er wollte er sich wohl möglichst weit absetzen, weil er gewusst hat, dass ich die falschen Reifen draufhatte“, mutmaßte Solberg.

Das Vorhaben führte zu einem frontalen Baumeinschlag von Loeb. „Ich kam aus einer langen Sechste-Gang-Passage und musste das Auto für eine Linkskurve brutal zusammenbremsen. Dabei war ich einen Tick zu spät auf der Bremse“, ärgerte sich der Weltmeister. Damit lag Solberg souverän in Führung. Hinter ihm sorgte Colin McRae bei seiner erst zweiten Rallye im Skoda für Furore: Er duellierte sich mit François Duval munter um Platz 2. McRae staunte: „Mit Platz 5 oder 6 nach dem ersten Tag hatte ich gerechnet – aber das ich um die zweite Position kämpfen würde, hat mich selbst überrascht.“

Letzte WM-Rallye von Armin Schwarz

Seinen Teamkollegen Armin Schwarz stellte er dabei klar in den Schatten. Der 42-jährige Franke kam bei seiner letzten WM-Veranstaltung zunächst nicht über Platz 13 hinaus. „Wir brauchen nicht lang drumherumreden: Bei meiner letzten Rallye fahre ich mich mit Sicherheit nicht mehr sonst wohin, nur weil ich versuche, unbedingt mit einem Fahrer wie Colin mitzuhalten“, gab Schwarz zu.

Dass Loeb mit seinen Begegnungen mit australischer Flora und Fauna erst das Vorspiel für einen spektakulären zweiten Tag gelegt hatte, konnte am Freitagabend in Perth noch keiner ahnen. Doch samstags übernahmen die Tiere die Regie. Gleich auf der ersten Prüfung hoppelte ein Känguru in die Tür des viertplatzierten Harri Rovanperä.

„Das war so groß wie ein Pferd“, staunte der Finne. „Durch den Aufprall ging das Türschloss kaputt, und die Tür sprang auf.“ Rovanperä musste teilweise einhändig fahren, um die Tür zuzuhalten. Trotz des tierischen Zwischenfalls blies Rovanperä weiter zur Attacke. Und dank weiterer Eingriffe der Fauna sollte daraus sogar der Fight um Platz 2 werden. Denn als nächster nahm Spitzenreiter Solberg ein Känguru aufs Korn.

„Zum Glück kauerte es wenigstens noch auf der Strecke. Wenn es gerade bei einem Sprung in der Luft gewesen wäre – daran mag ich gar nicht denken“, erschauerte es Solberg. Weil der Kühler durch einen Einschlag platzt und sofort Wasser verlor, ging der Motor kaputt. „Alles lief perfekt, wir hatten den Speed – und dann passiert irgendwas völlig Unvorhersehbares. Das haben wir alle nicht verdient.“

Duval übernahm so ohne Bestzeit die Führung und den Skoda von McRae verlor er schon bald aus den Rückspiegeln. Der Belgier, der noch nie einen WM-Lauf gewonnen hat und dessen Karriere bei Citroën fast zertrümmert worden wäre, lag auf einmal in Front. „Dass kommt ziemlich überraschend“, gestand Sportchef Frequelin.

Es geht alles schief

Auf der letzten Etappe fand die Sensation Colin McRaes ein jähes Ende. Der Schotte verlor auf der ersten Schleife Platz 2 an Rovanperä. Dabei beschlich ihn das Gefühl, die Kupplung rutsche zu arg. Weil die Ingenieure fürchteten, sie würde die letzten drei Prüfungen nicht überstehen, planten sie einen Wechsel beim einzigen Service. Der dauert beim Fabia normaler Weise gut 20 Minuten. Doch bei McRae verwurschtelten sich die Mechaniker. „Irgendwas ist beim Wechsel fürchterlich schiefgegangen. Ich habe am Ende gar nicht mehr genau wissen wollen was“, knurrte McRae.

Der Schotte musste hilflos mit ansehen, wie die Uhr runtertickte – und er wegen Zeitüberschreitens aus der Wertung genommen wurde.  Den Frust verarbeitete McRae auf seine ganz eigene Art: Er ging in eine nahegelegene Bar, bestellte sich ein Bier und verfolgte den Rest der Rallye lachend im Gespräch mit Journalisten und Fans.

Nach dem peinlichen Aus von McRae war Duvals Sieg endgültig ungefährdet.  Rovanperä blieb Zweiter – und hinter ihm tobte das Duell zwischen Manfred Stohl und dem wieder erstarkten Atkinson um Platz 3. Der 33-jährige Österreicher blieb vorn. „Ich bin zweimal kurz ausgerutscht, weil ich Abzweigungen verpasst habe – schließlich musste ich im Kampf mit Atkinson alles geben. Ansonsten lief alles normal“, so Stohl. – Schwarz beendete seine letzte WM-Rallye als Achter – sein bestes Saisonergebnis. 

Ergebnis Rallye Australien 2005

1. Duval François / Smeets SvenCitroën Xsara WRC3:19:55.0
2. Rovanperä H. / Pietiläinen R.Mitsubishi Lancer WRC 05+52.9
3. Stohl Manfred / Minor IlkaCitroën Xsara WRC+1:33.0
4. Atkinson Chris / Macneall GlennSubaru Impreza S11 WRC ’05+1:39.0
5. Galli Gianluigi / D’Amore GuidoMitsubishi Lancer WRC 05+3:04.4
6. Kresta Roman / Tománek JanFord Focus RS WRC ’06+3:09.0
7. Solà Dani / Amigò Colón X.Ford Focus RS WRC ’04+6:17.4
8. Schwarz Armin / Wicha KlausSkoda Fabia WRC+8:04.3
9. Arai Toshihiro / Sircombe TonySubaru Impreza STi N11+15:43.2
10. Higgins Mark / Barritt DanielSubaru Impreza STi N11+17:29.8

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