WM 2017

Tommi Mäkinen: Rallyekönig von Finnland

Vor einem Jahr musste sich Tommi Mäkinen für seine Herangehensweise beim Toyota-WRC-Projekt rechtfertigen, doch mittlerweile lacht niemand mehr über die neue Truppe aus Finnland. Selbst der vermeintliche Nachteil des Teamstandorts Jyväskylä offenbart sich als Vorteil, denn Mäkinen nutzt eine clevere Strategie für die Logistik.

Tommi Mäkinen
Tommi Mäkinen steht genauso im Mittelpunkt wie seine Fahrer

Eine harte Zeit liegt hinter Finnland. Frankreich hatte mit Sebastien Loeb und Sebastien Ogier das Zepter in der Rallye-Weltmeisterschaft übernommen, den einst so stolzen „fliegenden Finnen“ waren die Flügel gestutzt worden. Doch vor etwa zwei Jahren setzte die Trendwende ein. Nicht nur neue Supertalente wie Teemu Suninen tauchten plötzlich auf, Tommi Mäkinen gelang es, Toyota-Chef Aki Toyoda von einem Comeback in der Weltmeisterschaft zu überzeugen.

Der mächtige Japaner hatte so viel Vertrauen in Mäkinen, dass er diesen mit allen Befugnissen ausstattete und auch dem verwegenen Plan zustimmte, das neue WRC-Team in Puuppola anzusiedeln - auf dem Bauernhof des vierfachen Ex-Weltmeisters. Für viele Beobachter klang das völlig verrückt, betreibt doch Toyota in Köln mit TMG eine hochmoderne Motorsportschmiede, die sich außerdem schon seit einiger Zeit mit der Entwicklung eines World Rally Cars beschäftigte. Prompt meldeten sich einige Besserwisser zu Wort und stellten Mäkinens Herangehensweise in Frage. Vor allem Berichte in britischen Medien trieben dessen Puls regelmäßig nach oben und bei einer Fragerunde im Rahmen der letztjährigen Rallye Finnland kam es fast zu Handgreiflichkeiten. 

Der nächste Tiefpunkt war erreicht, als im November ein Testvideo von Sebastien Ogier auftauchte, der sich sichtlich mit dem scheinbar unfahrbaren Yaris WRC abmühte und dafür sorgte, dass die Kritik an Mäkinen und seinem jungen Team noch lauter wurde. Als man im Dezember das fertige Auto mit einer extrem ausladenden Optik präsentierte, gab es den nächsten Kübel Häme.

Doch Mäkinen und sein junges Team sollte alle Kritiker Lügen strafen. Schon bei der Rallye Monte Carlo fuhr Jari-Matti Latvala den zweiten Platz ein, in Schweden gab es den ersten Gesamtsieg und als am vergangenen Wochenende Esapekka Lappi die Rallye Finnland gewinnen konnte, war es auch bei Mäkinen vorbei mit seiner Zurückhaltung: „Wir haben das schnellste Auto im Feld und dieser Sieg ist auch eine Belohnung für die tolle Arbeit meiner Mannschaft. Und wir sind noch längst nicht am Ende, unsere Entwicklung geht weiter.“

Jubelstimmung: Die zigtausenden finnischen Fans feierten 'ihr' Toyota-Team

In Finnland kam erstmals ein neuer Motor zum Einsatz, den TMG entwickelt hat, der über mehr Leistung und verbesserten Drehmomentverlauf verfügt. „Wir haben vor der Rallye zehn Tage auf Schotter getestet, das hat sich ausgezahlt“, verrät Mäkinen und spielt damit auf einen weiteren Punkt an, denn den finnischen Standort sahen viele im Vorfeld kritisch. „Für uns ist das eher ein Vorteil. Dadurch dürfen wir zum Beispiel auf den Schotterstrecken rings um Jyväskylä ohne Einschränkungen testen. Das hat mit Sicherheit zu unserem großen Erfolg bei der Rallye Finnland beigetragen“, sagt Mäkinen und gibt einen kleinen Einblick in die Logistik seines Teams. „Wir haben in Zusammenarbeit mit DHL zwei ausgelagerte Standorte am Flughafen von Stuttgart und am Flughafen von Barcelona aufgebaut. Viele Technikkomponenten und auch einige der Servicefahrzeuge kommen also zwischen den Rallyes gar nicht nach Jyväskylä zurück.“ 

Tommi Mäkinen genoß schon als Fahrer Heldenstatus und wird jetzt noch mehr verehrt

Die Feinheiten in der Teamstruktur und -logistik waren den finnischen Fans am vergangenen Wochenende egal. Sie huldigten dem Mann, der den Stolz ihrer Rallye-Nation wieder aufrichtete. Mäkinen sorgte nicht nur dafür, dass man mit Esapekka Lappi einen neuen einheimischen Sieger bekam, er baute mit dem Toyota auch das erste Rallyeauto „Made in Finland“ auf, dass sich nicht als Rohrkrepierer entpuppte, sondern als Siegerauto. 

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