„Der Sport hat sich in den vergangenen Jahren extrem verändert“, stellt Kalle Rovanperä fest. Um sich heute einen entscheidenden Vorteil zu erarbeiten, sei der erforderliche Aufwand enorm gestiegen. „Ganz oben steht das extreme Videostudium.“ Außenstehende könnten kaum nachvollziehen, „wie viel Zeit und Energie wir da mittlerweile reinstecken“, so der Finne.
Nach Ansicht des 25-jährigen habe sich der Fokus immer weiter vom eigentlichen Fahren entfernt: „Fahren wird mehr und mehr auf die ständige Wiederholung von Wissen komprimiert.“ Eine Rückkehr zur ursprünglichen Idee des Rallyesports hält Rovanperä für unrealistisch: „Niemand kann die Uhr zurückdrehen. Immer neue, noch nie da gewesene Wertungsprüfungen einmalig zu fahren, wird es kaum geben.“
Zugleich sieht Rovanperä strukturellen Handlungsbedarf. „Ein weiteres Thema wären klare, gerne auch strengere Regeln.“ Besonders kritisch bewertet er die zunehmende Belastung durch lange Veranstaltungswochen. „Es braucht kürzere Rallyewochen und -tage. Nicht wegen der reinen Fahrtzeit auf den Prüfungen, sondern wegen des Drumherums, das uns Aktive, die Teams und alle anderen bis an und übers Limit fordern.“
Den Alltag beschreibt Rovanperä mit konkreten Zahlen: „Wir stehen um halb fünf auf, sind um zehn Uhr nachts im Hotel und sitzen dann noch gut zwei Stunden beim Videostudium, wenn wir am nächsten Tag vorn dabei sein wollen.“ Straffere Abläufe seien aus seiner Sicht problemlos umsetzbar. „Straffere Zeitpläne können doch kein Hexenwerk sein.“
Auch die Entscheidungsfindung innerhalb des Sports sieht der Toyota-Pilot kritisch. „Promoter und die FIA sollten klare Entscheidungen treffen. Es ergibt keinen Sinn, alle nach ihrer Meinung zu fragen und monatelang alles mit den unterschiedlichsten Parteien zu diskutieren.“ Die Folgen seien bereits sichtbar: „Wir sehen doch, dass so viele Hersteller, Teams, Fahrer und am Ende auch die Fans die Lust verlieren.“
