Komplettumbau in 75 Minuten

Am Freitagabend hatten die Teams bei der Rallye Spanien genau 75 Minuten Zeit, um die World Rally Cars für die Wertungsprüfungen am Samstag und Sonntag von Schotter- auf Asphalt-Setup umzubauen. Der spanische WM-Lauf ist seit 2011 der einzige Event im Kalender, der sowohl auf losem als auch auf festem Untergrund ausgetragen wird.

25. Oktober 2014

Michael Heimrich

Normalerweise stehen den Teams am Ende eines harten Rallye-Tages 45 Minuten zur Verfügung, um die rund 300 PS starken Turbo-Allradler fit für die noch ausstehenden Prüfungen zu machen. Doch heute Abend gewährte das Reglement den Mechanikern mehr Zeit. Denn nach den ersten sieben Prüfungen – die fast ausschließlich auf Schotter gefahren wurden – mussten die Schrauber die Rallye-Autos auf Asphalt umbauen. Am Samstag und Sonntag ändert sich der Charakter der Rallye Spanien nämlich grundlegend: Dann stehen Wertungsprüfungen auf festem Geläuf auf dem Programm.
Im Grunde werden die World Rally Cars hierzu komplett neu aufgebaut. Lediglich der Motor und die Karosserie bleiben unangetastet. „Zunächst demontieren wir alle Vorrichtungen, die dazu dienen, sensible Bereiche vor Steinschlag zu schützen“, erklärt der bei Citroën-Total Abu Dhabi Racing verantwortliche Werkstattleiter Didier Clément gegenüber Best-of-Rallylive. „Darüber hinaus tauschen wir den kompletten Antriebsstrang – Getriebe, hinteres Differenzial, Antriebswellen – sowie den vorderen Hilfsrahmen. Auch Querlenker, Lenkbuchsen, Heckstoßstange, Stoßdämpfer und die Bremsanlage werden getauscht.“
Gemäß Reglement dürfen bei den Werks-Teams bis zu acht Mechaniker gleichzeitig am Auto arbeiten. „Die Abläufe folgen einer genau einstudierten Choreographie – jeder unserer Jungs weiß ganz genau, was er zu tun hat“, erläutert Clément. „Wenn alles gut geht, dauert der komplette Umbau rund eine Stunde. Natürlich sollten keine zusätzlichen Arbeiten an Chassis oder Motor vonnöten sein …“
Auch beim Weltmeisterteam Volkswagen Motorsport kalkuliert man für die Verwandlung des Polo R WRC vom Schotter- zum Asphaltrenner eine Stunde. Beispiel gefällig? Für einen kompletten Austausch des Getriebes brauchen die flinken Männer im Schnitt zwölf Minuten.
Bei Hyundai Motorsport stehen die Mechaniker jedoch zum ersten Mal vor dieser Aufgabe – zumindest unter Wettbewerbsbedingungen. Denn natürlich hat die Mannschaft vorab im Teamhauptquartier im hessischen Alzenau ausgiebig für den Ernstfall trainiert. Außerdem nutzte Hyundai in der vergangenen Woche die Gelegenheit, den Ernstfall während der Testfahrten zu proben.
Wir entschieden uns dazu, den Hyundai-Mechanikern im Servicebereich beim Umbau der Michelin bereiften i20 WRC über die Schulter zu blicken. Teamchef Michel Nandan überwachte die Arbeit seiner Jungs sehr aufmerksam. Der 56-Jährige kann sich noch gut an jene Zeiten erinnern, als die Rallye-Boliden während der Rallye Sanremo irgendwo zwischen Sanremo und Tuscany am Straßenrand repariert wurden. Damals – in den späten 80er und frühen 90er Jahren – dauerte die Mission Umbau noch 90 Minuten.
Doch zurück ins Hier und Jetzt: Die Hyundai-Crew begann mit dem Auto von Hayden Paddon. Um exakt 18.30 Uhr nahmen dann die für den i20 WRC von Dani Sordo verantwortlichen Mechaniker die Arbeit in „ihrem“ Teil der Garage auf. Jeder einzelne Handgriff wurde von Chefmechaniker Yannick, den Technischen Kommissaren der FIA sowie den enthusiastischen und entsprechend lautstarken spanischen Fans genau beobachtet.
Reifen, Hinterachswellen, Unterboden- und Ölwannenschutz, Stoßdämpfer, Bremsscheiben … nach nur 25 Minuten war die Frontpartie des Hyundai fertig. Und die Fahrer? Obwohl sie gerade einen harten Arbeitstag auf den staubigen Wertungsprüfungen absolviert hatten, blieben Sordo, Paddon & Co. im Service Park, um ihre Mechaniker moralisch zu unterstützen.
Als sowohl der i20 mit der Startnummer 8 als auch das Auto mit der 20 auf der Flanke auf das Asphalt-Setup umgebaut waren, stand das World Rally Car von Thierry Neuville im Fokus. Um 20 Uhr fiel der Startschuss für den nächsten „Schrauber-Spurt“. Denn in diesem Fall war etwas mehr Arbeit erforderlich, nachdem sich der Belgier bei einem kleinen Ausrutscher auf der siebten Wertungsprüfung die linke Heckpartie sowie den Heckflügel demoliert hatte.

VIDEOS: Rallye Spanien 2014

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