Hersteller-Boykott sorgt für Eklat

Die Hersteller haben ihre Fahrer angewiesen, am Samstag keine Interviews für die Kamerateams des offiziellen WM-Vermarkters zu geben. Hintergrund sind gestiegene Kosten für TV- und Internetrechte.

5. April 2014

Michael Heimrich

In Portugal brennt die Luft. Nicht nur auf den Prüfungen im Hinterland der Algarve, sondern vor allem im Servicepark. Dort haben die Herstellerteams einen bislang einmaligen Pakt geschlossen und ihre Fahrer angewiesen, keine Interviews für die Kamerateams des WM-Vermarkters zu geben. Grund für den Ärger sind die steigenden Kosten für die TV- und Internetrechte. 
  
„Wir sollen plötzlich 300.000 Euro für Dinge bezahlen, die es früher kostenlos gab“, sagte VW-Pressesprecher Stefan Moser. Neue Nutzungsrechte für Videos auf eigenen Online-Plattformen und eingeforderte Zahlungen für das Vorjahr, die laut den Teams nie vereinbart waren, haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Als den Herstellern die Herausgabe von Videomaterial vom ersten Tag verweigert wurde, ehe sie nicht den neuen Vertrag mit dem Promoter unterschreiben, platzte die Bombe. „Ich bin überrascht, dass wir in dieser Situation sind. Es hat für mich den Anschein, als ob der Promoter seine Aufgabe nicht verstanden hat. Statt neue Zahlungen zu fordern, soll die andere Seite erst einmal ihre Arbeit erledigen“, zeigte sich Citroën-Teamchef Yves Matton wenig erfreut über die aktuelle Lage.

Auf Seiten des WM-Promoters, ein Gemeinschaftsunternehmen von Red Bull Media House und Sportsman Group, gibt man als Grund für den neuen Kurs die nötigen Investitionen in die Weltmeisterschaft an. Allerdings hinterfragt man diese auf Seiten der Hersteller immer deutlicher, denn nach einem Jahr des Beschnupperns können die Teams keine signifikanten Verbesserungen ausmachen. Vor allem die TV-Vermarktung hinkt weit hinter den Erwartungen her.
  
„Ich bin verwundert und wusste nichts von dem Vorgehen der Hersteller. Seit wir von einem Jahr die Arbeit als WM-Promoter aufgenommen haben hat sich die Rallye-WM positiv entwickelt“, sagt Oliver Ciesla, Geschäftsführer der WRC Promoter GmbH  und verweist auf zahlreiche neue Kommunikations-"Tools“ wie Livestream aus dem Servicepark, den überarbeiteten Internetauftritt, diverse Apps und einen aufwändigere TV-Produktion. „Aber natürlich suchen wir das Gespräch mit den Herstellern und wollen die Situation klären.“

Sollte es im Laufe des Samstags keine Einigung geben, drohen die Hersteller bereits damit, auch das Material der Inboard-Kameras zurückzuhalten und ihren Boykott auf den Sonntag auszudehnen. Während die sportliche Entscheidung in Portugal gefallen scheint, dürften die Spannungen hinter den Kulissen den morgigen Sonntag doch noch interessant machen.

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