Die Bedingungen im Greystoke-Forest in Cumbria waren kein bisschen anders als am Wochenende zuvor beim WM-Lauf in Wales. Die engen Waldwege der 2,5 Kilometer langen Schotterprüfung präsentierten sich mit gefrorenem Schotter und teilweise komplett vereisten Passagen.
Cup-Initiator Andrew Weasley warnte die 18 Teilnehmer aus elf Nationen eindringlich, dass ein Ausritt bei einem der drei Versuche wie bei einer richtigen Rallye das sofortige Ausscheiden aus dem Wettbewerb zur Folge hat, dennoch segelten die Kandidaten reihenweise von der Strecke.
Vor allem die Teilnehmer, die am Vortag beim Medientraining noch vor Selbstvertrauen strotzten machten keine gute Figur. Der Neuseeländer Patrick Malley parkte schon beim ersten Versuch fast zehn Minuten im Graben, der britische und irische Fiesta-Cup-Sieger Elfyn Evans überschlug sich ein einen Graben. Den Vogel schoss aber Pirelli-Driver-Search-Gewinner Jarkko Nikara ab. Schon beim ersten Durchgang pflügte er in einer mittelschnellen Rechtskurve 50 Meter durch den Graben, eine Runde später überschlug er sich an der selben Stelle in den Wald.
Alle zehn Minuten musste der Bergungs-Truck ausrücken, um wieder einen Teilnehmer aus den Büschen zu ziehen. Sichtungs-Initiator Malcolm Wilson half mitsamt Sohnemann Matthew tatkräftig bei der Bergung. Zweites hochkarätiges Jurymitglied war der zweimalige Weltmeister Marcus Grönholm, der sich angesichts der gezeigten Vorstellung beeindruckt zeigte. „Man muss bedenken, dass die Verhältnisse schon enorm schwierig waren, und einige Teilnehmer bisher noch gar keine Schottererfahrung hatten.
Das galt besonders für den Belgier Matthias Boon, der in seinem Leben erst acht Rallyes gefahren ist und davon noch keinen einzigen Kilometer auf Schotter. Der 19-Jährige Flame, der bis zu einer Muskelverletzung Mitglied der belgischen Mountainbike-Nationalmannschaft war, durchfuhr die Teststrecke drei Mal fehlerfrei, steigerte sich stetig und fuhr im letzten Durchgang die viertschnellste Zeit.
Mitfavorit um den Sieg war der jüngste Mann, der in Großbritannien je eine Rallye gewann. Kris Hall ist erst 18 Jahre alt, kommt wie M-Sportchef Malcolm Wilson aus Cumbria und hatte keinerlei Mühe, sich auf die schwierigen Bedingungen einzustellen. Hall gewann nicht nur den Fitnesstest, sondern alle drei Wertungsprüfungen.
Am Ende gab die Leistungssteigerung des belgischen Konkurrenten den Ausschlag. Matthias Boon zieht als Sieger nun für ein Jahr zum Ford-Werksteam, durchläuft dort mehrere Arbeitsstationen und reist als Wettermelder zu allen europäischen WM-Läufen. Da die Wetter-Crews auch alle Wertungsprüfungen besichtigen dürfen, kann sich der Mann aus Leuwen so schon ein erstes Mal auf die WM-Strecken einschießen. Zudem darf er künftig bei einigen Gelegenheiten die Focus WRC seiner berühmten Kollegen Hirvonen und Latvala einfahren.
„Die Entscheidung ist noch nie so schwer gefallen, aber Boon hat mich sehr beeindruckt. Er erinnert mich von seinem Auftreten an Sébastien Loeb“, gestand Teamchef Malcolm Wilson, der spontan auch dem zweitplatzierten Chris Hall ein Förderprogramm versprach.