Armin Kremer: "Man darf nicht zuviel erwarten…"

Armin Kremer reist hoch motiviert zum nächsten Einsatz in der Rallye-WM. Auf den Schotterstrecken der Rallye Finnland tritt er gegen mehr als 30 Konkurrenten in seiner Klasse an.

2. August 2002

Michael Heimrich

Für Kremer und Beifahrer Dieter Schneppenheim ist es der erste Einsatz bei dem finnischen Rallye-Klassiker, der unter dem Namen „1000-Seen-Rallye“ Berühmtheit erlangte. Zwei Wochen vor seinem WM-Heimspiel bei der ADAC Rallye Deutschland hat Kremer somit weitere Gelegenheit, Wettbewerbs-Kilometer mit dem Ford Focus RS WRC zu sammeln.

Armin Kremer hat sich für seinen vierten von sechs WM-Starts bestens vorbereitet: Der 33 Jahre alte Mecklenburger belegte bei einer Test-Rallye auf den Azoren den zweiten Rang, bevor er wenig später sein Gastspiel bei der Eifel-Rallye mit dem ersten Sieg am Steuer des Ford Focus RS WRC abschloss. „Das beflügelt natürlich“, betont Kremer. „Doch die Rallye Finnland ist für uns Neuland, dort darf man nicht zu viel erwarten. Die Strecken sind extrem schnell. Für uns geht es vor allem darum, noch mehr Fahrpraxis zu sammeln.“ Traditionell sind die einheimischen Piloten extrem stark. Bei den 28 Ausgaben der Rallye seit 1973 feierten die finnischen Fahrer 25 Siege. „Sie kennen den Charakter der Strecken sehr gut und wissen, welche Linie man fahren muss und wo man die Kurven schneiden kann“, sagt Kremer.

„Die Rallye Finnland ist sehr speziell, deshalb ist dies für Armin sicherlich die schwierigste Veranstaltung des Jahres“, meint auch Teamchef Erwin Weber, der in seiner Zeit als aktiver WM-Pilot die Veranstaltung selbst ein Mal bestritten hat. „Die Sprungkuppen sind extrem tückisch. Da man die Strecken im Training nur langsam abfahren darf, sind die Hügel im Wettbewerbstempo sehr schlecht einzuschätzen. Oft unterschätzt man eine Welle und wundert sich, wie weit das Auto während der Rallye fliegt. Vor der nächsten Sprungkuppe ist man dann vorsichtig und stellt fest, dass sie harmlos war. Das kann man nicht trainieren, sondern man muss in Finnland fahren und lernen.“ Deshalb visiert der Teamchef kein ergebnisbezogenes Ziel an: „Armin soll sich im Lauf der Rallye steigern. Obwohl es über Schotter geht, ist es eine gute Vorbereitung auf die Rallye Deutschland, weil man eine saubere Linie fahren muss.“

Zunächst jedoch steht für Armin Kremer eine dreitägige Erkundungstour durch die finnischen Wälder auf dem Programm. „Wir dürfen die Wertungsprüfungen im Training zweimal abfahren, um den Aufschrieb zu erstellen“, erklärt der Mecklenburger. „Da wir schon seit dem vergangenen Jahr in der Europameisterschaft ständig neue Veranstaltungen fahren, ist das Training für uns inzwischen fast zur Routine geworden.“ Nach der Streckenbesichtigung wird Kremer im offiziellen Shakedown-Test am Donnerstagmorgen eine letzte Gelegenheit haben, sein Wettbewerbsauto vor dem Start zu fahren. „Wir werden dort kurz die Abstimmung überprüfen“, plant er. Bereits am Donnerstagabend rollen Kremer und „Co“ Schneppenheim in der mittelfinnischen Universitätsstadt Jyväskylä über die Startrampe und absolvieren die erste kurze Wertungsprüfung. Auf den Waldwegen rund um Jyväskylä sind bis zum Sonntag 22 Wertungsprüfungen mit insgesamt 400 Kilometern zu fahren.

Zwei Wochen danach steht für Armin Kremer, Dieter Schneppenheim und das Team um Erwin Weber der Saison-Höhepunkt an. Bei der ADAC Rallye Deutschland (23. bis 25. August) ist der Druck für den Ford-Piloten ungleich größer. Kremer will seinen Heimvorteil nutzen, wenn erstmals ein WM-Lauf auf deutschem Boden ausgetragen wird: „Wir haben die ganze Saison auf diese Rallye hingearbeitet und wollen dann das Maximale aus uns und dem Ford Focus RS WRC herausholen!“

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