Senioren-Sensation bei der Atlantis

Rolf Petersen, Deutscher Vizemeister von 1985, gewinnt dreißig Jahre später die Rallye Atlantis. Den zweiten Turn holt sich Benny Hink, der wie Petersen einen Mitsubishi steuert.

3. November 2015

Michael Heimrich

„Das hätte ich nicht geglaubt“, schüttelte der 70-jährige Rolf Petersen den Kopf, „dass ich jetzt noch mal Gesamtsieg fahre!“ Doch mit dem „erst“ 65-jährigen Jürgen Krabbenhöft, bis 2014 Rallyeleiter der Wikinger-Rallye, auf dem Beifahrersitz knüpfen die beiden Ruheständler an die glorreichen Zeiten an und gewinnen überraschend die 45. ADAC-Rallye Atlantis mit Start und Ziel im holsteinischen Kaltenkirchen. Petersen, der seine Karriere 1987 mit dem Sieg bei der Wikinger-Rallye beendete, aber vor zwei Jahren auf die norddeutschen und dänischen Rallyepisten zurückgekehrt ist, dürfte der älteste Fahrer sein, der eine DMSB-Rallye als Gesamtsieger beendet.
Trockenes und sonniges Herbstwetter erfreut die Zuschauer auf den flachen, aber durchaus anspruchsvollen Wertungsprüfungen zwischen Hamburg und Neumünster, dreimal Start-Ziel und einmal Rundkurs. Nach der ersten Prüfung über 7 km führt Kai-Dieter Kölle in seinem Porsche Carrera mit 33 Sekunden Vorsprung auf Benny Hink im Evo 7 – ein kapitaler Fehler der Holsteiner Zeitnehmer, der nur deshalb folgenlos bleibt, weil Kölle nach der WP 2 den Porsche mit Getriebeschaden abstellt. Doch auch Hink hat Kummer; erst fängt er sich einen Plattfuß ein, dann machen die Bremsen schlapp, nach der dritten Prüfung gibt er auf. Ab WP 2 führen Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft im quittegelben Mitsubishi Lancer Evo 5 das Feld der nur 43 Fahrzeuge an und erreichen das Ziel mit über 40 Sekunden Vorsprung vor den beständigen Golf-Team Lars Tietjen und Anja Lange. Johannes Treimer und Gerd Brudermann, beide 59 Jahre alt, steuern ihren Gruppe-G-Subaru auf Platz 3. In der 2-Liter-Klasse der Gruppe F, mit 12 Teams am besten besetzt, behalten Michael Meyer und Daniel Rohde im Golf ganz knapp die Oberhand gegen Steffi Zorn und Janik Buck im Renault Clio.
Zur 46. ADAC-Rallye Atlantis, die nach zweistündiger Pause über die gleichen vier Wertungsprüfungen führt, starten lediglich 30 Fahrzeuge. Rolf Petersen beginnt mit einer Bestzeit, dann machen Benny Hink und Sascha Birko Dampf und holen sich den Gesamtsieg – den ersten nach ihrem Wechsel vom BMW M3 zum allradgetriebenen Lancer Evo 7. Petersen vergibt den sicheren zweiten Platz, als er beim stockdunklen Finale auf dem Rundkurs Stuvenborn eine Schikane rammt. Als echter Gentleman überlässt er Platz 2 der Clio-Pilotin Steffi Zorn, die eine großartige Saison – unter anderem mit dem Gesamtsieg bei der Holsten-Rallye – mit dem Klassensieg in der F8 abschließt. Lars Tietjen und Anja Lange feiern den zehnten Klassensieg in dieser Saison. Zwei Klassensiege beim Atlantis-Doppelpack gelingen auch Günter Vogt und Frederike Sandberg im Fiat Punto (Klasse G19) sowie Philipp Hetz und Steffi Fritzensmeier im Citroen C2 (Klasse H13).
Jürgen Krabbenhöft, bekannt als ebenso kompetent wie kritisch, dankt den Veranstaltern für gute Strecken, gute Organisation, Pünktlichkeit und den Spaß, den er mit Rolf Petersen genießen durfte. Im nächsten Jahr wird aus dem Rallye-35-Doppel eine Atlantis-Rallye 70 werden.

Ergebnis 45. ADAC-Rallye Atlantis 

1. Rolf Petersen / Jürgen Krabbenhöft Mitsubishi Evo 5 H16 21:58,5
2. Lars Tietjen / Anja Lange VW Golf II 16V H14 40,8
3. Johannes Treimer / Gerd Brudermann Subaru Impreza G21 47
4. Andreas Dahms / Sebastian Walker Porsche 911 Carrera H15 50
5. Michael Meyer / Daniel Rohde VW Golf II 16V F8 +1:07,2
6. Stephanie Zorn / Janik Buck Renault Clio II F8 +1:10,4
7. Holger Hey / Jörg Dumke BMW M3 E36 F3B +1:12,0
8. Marco von Appen / Thomas Puls VW Golf II 16V H14 +1:12,4

Ergebnis 46. ADAC-Rallye Atlantis 

1. Benjamin Hink / Sascha Birko Mitsubishi Evo 7 H16 21:38,8
2. Stephanie Zorn / Janik Buck Renault Clio II F8 42,7
3. Rolf Petersen / Jürgen Krabbenhöft Mitsubishi Evo 5 H16 48,2
4. Lars Tietjen / Anja Lange VW Golf II 16V H14 54,5
5. Andreas Dahms / Sebastian Walker Porsche 911 Carrera H15 +1:00,9
6. Johannes Treimer / Gerd Brudermann Subaru Impreza G21 +1:12,2
7. Marco von Appen / Thomas Puls VW Golf II 16V H14 +1:15,1
8. Michael Meyer / Daniel Rohde VW Golf II 16V F8 +1:27,4

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