Für die beiden Youngster Janis Baumanis und Reinis Nitisswar es ein Riesending, dass die Rallycross-Weltelite nun auch in ihrem Heimatland Station machte. Baumanis, der mit einem Ford Fiesta für das Team Austria startet, hatte im vorausgegangenen Rennen in Barcelona erstmals einen Platz im Finale erreicht. Sein Landsmann Reinis Nitiss hatte in Frankreich zum ersten Mal den Einzug ins Finale geschafft, dort noch für das deutsche Team von René Münnich. Es war das letzte Rennen des jungen Mannes im Seat Ibiza vom All-Inkl.com Racing Team. Für den Rest der Saison hatte er wieder bei OlsbergsMSE angeheuert, dem Rennstall von Andreas Eriksson und Marcus Grönholm. Jetzt saß er wieder im Ford Fiesta. Er ist der jüngste Fahrer, der ein WRX-Finale gewinnen konnte, schon mit 18 Jahren stand er ganz oben auf dem Podium. Irgendwie war es daher an der Zeit, dass die WRX auch einmal in Lettland gastiert.
Baumanis erntete lautstarken Beifall, als er im ersten Qualifkationslauf US-Star Ken Block hinter sich lassen konnte. Dennoch wurde es für ihn nur die neuntbeste Zeit. Direkt hinter ihm lag auch schon Reinis Nitiss auf Rang zehn. Die Bestzeit markierte Timmy Hansen vor Andreas Bakkerud und Sebastien Loeb. Mattias Ekström konnte sich auf Rang vier ganz knapp vor Petter Solberg, seinem direkten Konkurrenten um die Meisterschaft schieben. Für Gigi Galli im Kia Rio lief es im allerersten Rallycross-Qualifikationslauf durchwachsen. Ein Dreher warf ihn zurück, aber das Auto hielt durch. Vor nicht ganz einem Jahr hatte er beim WRX Lauf in Italien nach wenigen Metern aufgrund von Motorproblemen noch die Segel streichen müssen.
Im zweiten Qualifikationslauf tut sich wenig, während Baumanis sich nach oben arbeitete, blieb Nitiss noch außerhalb der Top-10. Aus deutscher Sicht kam Freude auf, denn Timo Scheider belegte in den ersten beiden Vorläufen die Plätze sieben und sechs, steigert sich also und lag damit auf Finalkurs.
Spitzenduell mit schweren Folgen
Ekström und Solberg hatten in Q2 nur Augen füreinander, trafen sie dort doch im direkten Duell zusammen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Äußerst eng und kontaktfreudig ging es zu, zunächst lag Solberg vorn, aber dann konnte Ekström eine winzige Lücke ausnutzen und sich an seinem Widersacher vorbeidrücken. Der hatte seine Hoffnungen noch nicht aufgegeben und konterte zeitnah. Der Zweikampf wurde ohne Samthandschuhe durchgeführt, von beiden Seiten. So fing sich Ekström eine Verwarnung wegen „Pushing“ ein, Solberg wurde gar wegen „Pushing and overtaking“ komplett suspendiert. Der Weltmeister und Tabellenzweite handelte sich für die Aktion in der letzten Runde tatsächlich eine Disqualifikation ein! Null Zähler im zweiten Qualifikationslauf, es schien als hätte man ihn aus dem Stadion katapultiert. Vorletzter, Position 22. Nur einer lag noch hinter ihm und der war in keinem Rennen an den Start gegangen. „Meine erste schwarze Flagge im Rallycross!“, fluchte Solberg, der nun eine fast unmögliche Aufholjagd am Rennsonntag abliefern musste.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Am Sonntag war es so nass, dass die Autos mehr Gischt aufwirbelten als ein Wattwagen im vollen Galopp, wenn er durch einen Priel prescht. Nicht enden wollender Regen verwandelte das ganze Gebiet in eine baltische Seenplatte. Johan Kristoffersson hatte sich dieses Wetter herbeigesehnt und setzte im dritten Qualifikationslauf gleich die Bestzeit mit unfassbaren fünf Sekunden Vorsprung vor Ekström. Solberg verlor viel Zeit, als er sich aus den Fängen eines Reifenstapels befreien musste. Die beiden jungen Lokalhelden kamen mit dem Wetter ganz gut zurecht, Nitiss wurde Neunter und Baumanis markierte sogar die viertschnellste Zeit.
Die ganze Spitzengruppe profitierte aber auch von den Missgeschicken der Konkurrenz, so flog Ken Block in Führung liegend weit raus und verlor Zeit, Timmy Hansen kam auf der nassen Piste quer, konnte den Peugeot mit Mühe auf der Piste halten und nicht mehr verhindern, dass er seinen vor ihm fahrenden Teamkollegen Loeb nicht berührte. Beide rutschten ins Aus, konnten aber weiterfahren.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das Wetter und die kleinen Fehler Einzelner wirbelten das Starterfeld noch ein wenig durcheinander, bis nach vier Qualifikationsläufen klar wurde, wer am besten mit der neuen Strecke und den Witterungsbedingungen zurecht kann. Kristoffersson setzte die Pole vor Bakkerud und Hansen, Ekström sicherte sich Platz vier vor Loeb. Timo Scheider blieb konstant und sicherte sich die Teilnahme am Semifinale, ebenso Janis Baumanis und Reinis Nitiss. Nur einer fehlte in den Punkterängen, der Weltmeister! Solberg hatte zwar noch einen achten Platz in Q4 erreicht, konnte sich aber nicht mehr unter die besten 16 und damit die Punkteränge vorarbeiten.
Bei Loeb platzt der Knoten
Jetzt lag es an Ekström, sich ein sicheres Punktepolster für die verbleibenden zwei Rennen anzufuttern. Kristoffersson hatte durch den Sieg in der Qualifikation den Rückstand auf Solberg komplett kassiert und sollte Solberg noch auf Gesamtrang drei verdrängen, schließlich hatte er für die Teilnahme am Semifinale noch weitere Punkte sicher. Der Durchbruch gelang ihm dort jedoch nicht, vielmehr wurde Loeb zum Star der Finalläufe. Während Ekström erwartungsgemäß sein Semifinale gewann, trickste Loeb Kristoffersson aus und bezog neben Ekström die erste Startreihe im Finale. Auch hier gelang dem Franzosen eine fehlerfreie Fahrt und er sah vor Ekström und dem Rest des Feldes die Zielflagge. Es war der erste Rallycross-Sieg für Loeb, dem die Erleichterung deutlich anzusehen war.
Gigi Galli verpasste die Punkteränge ebenfalls. Mit Sonnenschein am Samstag und Regen am Sonntag hatte er alle Witterungsbedingungen erlebt. Nach Kontakt mit Ken Block, einer gebrochenen Antriebswelle und einem Dreher war sein vierter Qualifikationslauf voller zusätzlicher Erkenntnisse. Das Fazit fiel dennoch nicht so aus, als sei der Italiener unzufrieden: „Eigentlich ist alles passiert, was passieren kann. Ich freue mich aber trotzdem, schließlich lernen wir ja noch und brauchen alle Erfahrungen.“
Ergebnis RX Lettland
1. Sebastien LOEB
2. Mattias EKSTRÖM
3. Timmy HANSEN
4. Andreas BAKKERUD
5. Johan KRISTOFFERSSON
6. Timur TIMERZYANOV
Zwischenstand RX 2016
1. Mattias EKSTRÖM 228
2. Johan KRISTOFFERSSON 201
3. Petter SOLBERG 194
4. Andreas BAKKERUD 192
5. Sebastien LOEB 180
6. Timmy HANSEN 165