Der Circuit Jules Tacheny in Mettet/Belgien war gut besucht. Das galt sowohl für die großen Zuschauertribünen als auch für das eigentlich großzügig ausgestaltete Fahrerlager. Neben den Protagonisten der Rallycross Weltmeisterschaft (WRX) gesellten sich nämlich noch weitere 30 Supercars dazu. Die Rallycross Europameisterschaft (EuroRX) nahm damit ihren Saisonauftakt unter die Räder. Neuregelung dabei: nicht nur die Finalläufe, sondern auch die vier Qualifikationsrennen (Q1 – Q4) wurden getrennt gefahren. Im letzten Jahr hatten die WM-Piloten es in den Vorläufen noch mit den Fahrern der EM zu tun bekommen. Das verzerrte mitunter etwas den Wettbewerb, war aber trotzdem irgendwie schön, schließlich konnte man beide Lager dadurch im direkten Vergleich sehen.
Es sind erst zwei Rennen gefahren, aber es scheint, als würde sich in der WRX eine kleine Spitzengruppe absetzen. Die Verfolger müssen bereits jetzt alles riskieren, um den Anschluss nicht zu verlieren. Wenn die Spitzengruppe noch einmal die besten Plätze unter sich ausmacht, wird es eine schwierige Aufholjagd für die Verfolger. „Wir sind hier, um zu gewinnen“, gab Tomas „Topi“ Heikkinen ganz klar das Ziel von EKS vor. Er und Mattias Ekström kamen als Leader der Team-WM nach Belgien und beide hatten sich Plätze in den Top-Drei der Meisterschaftstabelle erkämpft.
Francois Duval nahm diesmal in einem Ford Fiesta Platz und stand im Zelt von OMSE zwischen Nicals Grönholm und Kevin Eriksson. Lokalheld Duval hatte 2010 mit einem Ford Focus das Finale der Supercars in seinem Heimatland gewinnen können, damals noch in der Europameisterschaft und auf dem Duivelsbergcircuit. Nun ist der Circuit Jules Tacheny zum bereits dritten Mal Ausrichter der WRX. Duval hatte es im letzten Jahr bis ins Finale der EM-Supercars geschafft, war aber nach einem brachialen Flug über die Reifenstapel zurück gefallen. Diesen Erfolg wollte er nur zu gern wiederholen, doch als Wildcard-Starter bei der Weltmeisterschaft hatte er es diesmal mit besonders harten Nüssen zu tun.
Apropos Reifenstapel: Diese waren in diesem Jahr mit dicken Stahlkabeln im Boden fest verankert. Sie bewegten sich keinen Millimeter, selbst wenn man mit 600 PS Boliden an ihnen kratzte. Normalerweise ist es nicht ungewöhnlich, dass im Gedrängel eines Starterfeldes die Reifenstapel wie lästiger Ballast umhergeschubst werden. Den Fahrern wurde eingeimpft, sich tunlichst von diesen Dingern fernzuhalten – und es ging erstaunlich brav und gesittet zu, wenn die Fahrer die betreffenden Reifenstapel umkurvten.
Die Stars dominieren
Das ganze Rennwochenende dominierten die Stars. Petter Solberg und Sebastien Loeb holten sich je eine Bestzeit, Mattias Ekström konnte sogar zweimal die schnellsten Zeiten setzen. Die Verfolger Johan Kristoffersson, Timmy Hansen und Janis Baumanis schienen geradezu chancenlos gegen das Trio an der Spitze. Für eine Überraschung sorgte Francois Duval, der sich auf Rang fünf festbeißen und sich so direkt für die Semifinale qualifizieren konnte. In seinem Semi würde er auf Ekström und Loeb treffen – der verdiente Lohn für den Gaststarter vor heimischem Publikum. Aber die Finalläufe ließen ein wenig die Spannung vermissen, die man erwartet hatte und so waren die Ergebnisse daraus keine große Überraschung. Ekström festigt mit Idealpunktzahl die Tabellenspitze, aber Solberg bleibt ihm auf den Fersen. Mit Platz zwei im Finale hält Loeb die Peugeot-Fahne hoch.
In der Europameisterschaft waren die Konkurrenten aus dem Vorjahr nun Teamkameraden. Meister Tommy Rustad und Vize Jerome Grosset-Janin fahren 2016 mit Peugeots unter der Flagge von Albatec-Racing. Während der Franzose eine tadellose Qualifikation mit Bestzeiten in allen vier Durchgängen hinlegte, hatte Meister Rustad es mit viel Mühe auf Platz sieben der Qualifikation geschafft. Doch im Finale unterlief Grosset-Janin ein winziger Fehler – und schon war Kevin Hansen da. Nachdem beide gejokert hatten, sah sich der junge Schwede an der Spitze. Der Trost für den Franzosen: Immerhin liegen sie punktgleich in der Tabelle vorn.
Anerkennung für Münnich
Der einzige deutsche in der WM plagte sich bisher mit einem zickigen Triebwerk herum. Nun drohte René Münnich (Seat) Ungemach, weil das Auto nicht rechtzeitig zur technischen Abnahme vor Ort war. „Direkt nach Hockenheim haben wir das Auto zu Trollspeed nach Schweden gebracht. Es sollten einige Fehler aussortiert werden, es ging direkt danach nach Belgien. Das war knapp“. Sein Engagement fand Anerkennung bei den Stewards und so ersparte man ihm eine Strafe. Die Maßnahme zeigte Wirkung, der Seat hielt zunächst durch, wurde in Q4 aber nicht mehr gesehen. So war die ganze Mühe doch noch nicht für die ersten WM-Punkte gut.
Ergebnis: 1. Mattias Ekström (Audi S1); 2. Sebastien Loeb (Peugeot 208 WRX); 3. Petter Solberg (Citroën DS3); 4. Anton Marklund (Volkswagen Polo); 5. Francois Duval (Ford Fiesta); 6. Johan Kristoffersson (Volkswagen Polo)
WM-Stand: 1. Mattias Ekström (Audi) 78; 2. Petter Solberg (Citröen) 73; 3. Johan Kristoffersson (Volkswagen) 58; 4. Sébastien Loeb (Peugeot) 54; 5. Toomas Heikkinen (Audi) 46; 6. Robin Larsson (Audi) 38; 7. Kevin Eriksson (Ford) 32; 8. Andreas Bakkerud (Ford) 30