„Schickt mich nicht ins Gefängnis, ich zahle die hinterzogenen Steuern nach“, versprach einst Roman Odlozilik am 25. März 2013 vor dem Berufungsgericht in Prag, nachdem er wegen Steuerhinterziehung in einem erstinstanzlichen Verfahren zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Er werde den Staat für den entstandenen Schaden entschädigen, so sein damaliges Versprechen in der zweiten Instanz. Bis dato hatte er jede Schuld bestritten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft entzog er dem Staat 2004 ca. 44 Millionen Kronen an Steuern. Über nur 18 Millionen Kronen konnten schlussendlich Steuerdelikte nachgewiesen, weil ein Teil der Buchführung verloren ging. Über einen Tilgungsplan zahlte er die Steuerschulden ab, in dem er mit dem damals zuständigen Finanzamt über entsprechende Rückzahlungsmodalitäten verhandelt hatte und entging damit einer Freiheitsstrafe.
Auch Odložilíks Bruder Pavel wurde damals wegen Steuersenkung angeklagt. Das Gericht entschied jedoch, dass sein Bruder nur die Rechnungen dem Steuerberater und dem Finanzamt vorlegte, ohne zu wissen, dass sie gefälscht waren. Die Beschwerdekammer des Prager Obergerichts vertrat die gleiche Auffassung in der Sache und sprach Pavel Odložilík frei.
Sprung aus dem Fenster
Schon der damalige Zugriff auf seine Person durch Vollstreckungsbeamte war spektakulär. Als die Polizei bei ihm eintraf, um Beweise zu sichern, sprang Odložilík aus dem dritten Stock seiner Wohnung in Zlín und versteckte sich zwei Tage lang. Vor dem Sprung aus dem Fenster, versuchte er noch einen Polizisten mit einer Million Kronen zu bestechen. Er bat ihn, die Notizbücher mit Informationen über das Unternehmen nicht zu konfiszieren. Seine Flucht begründete er damit, dass er seinen damaligen Geschäftspartner als den wahren Schuldigen selbst finden wolle.
Die Richter von Zlín erkannten dies nicht an und bestraften Odložilík wegen versuchter Bestechung zu 18 Monaten auf Bewährung, die zu den vier Jahren Bewährung des Steuerverfahrens dazu kamen. Nicht umsonst glich seine erneute Festnahme eher der Ergreifung eines Top-Terroristen.
Nun steht Odlozilik wieder im Mittelpunkt strafrechtlicher Ermittlungen und sitzt in Untersuchungshaft. Bei der aktuell ermittelten Steuerhinterziehung von 6,5 Mio. Euro und wahrscheinlich auch wegen seiner Vorgeschichte drohen ihm bis zu 13 Jahre Haft.
Nach Angaben in tschechischen Medien soll er die organisierte Gruppe von Steuerbetrügern angeführt haben, deren Enthüllung am Mittwoch in Bratislava von der tschechischen und der slowakischen Polizei bekannt gegeben wurde.
Der aktuelle Fall ist laut Polizei viel größer als sein erstes Strafdelikt. Die Gruppe hat vom tschechischen und slowakischen Fiskus in drei Jahren 165 Millionen Kronen als Steuererstattungen eingenommen.
Bei einer groß angelegten Razzia im November beschlagnahmte die Polizei zudem Vermögen der Gruppe im Wert von acht Millionen Euro. Darunter waren Luxusimmobilien, ein Hubschrauber und Rallyefahrzeuge. Insgesamt werden nun Anklagen gegen 35 Personen und 28 Unternehmen in Tschechien und der Slowakei vorbereitet. Roman Odložilík und sein Anwalt haben sich bisher noch nicht zu dem Fall geäußert.