Kuriosum in England

R5-Autos zu schnell für den Kielder Forest

"Die Spinnen, die Briten", pflegten schon Asterix und Obelix bei ihrem Britannien-Besuch zu sagen. Die Ereignisse von der Pirelli Carlisle Rallye – Lauf 3 zur Britischen Meisterschaft – geben Anlass zu glauben, dass die Gallier tatsächlich Recht haben.

Auf den schnellen Schotterprüfungen im berühmten Kielder Forest waren die erst in diesem Jahr wieder in der Meisterschaft zugelassenen Allradautos nämlich reihenweise zu schnell – und das auf den Wertungsprüfungen! Hintergrund ist eine alte Regel, die im britischen Rallyesport im Laufe der Jahre immer wieder für kuriose Ergebnisse gesorgt hat.

Die britischen Versicherungen sehen Rallyes nämlich auch heute noch als Gleichmäßigkeitsveranstaltungen an. Auf nicht abgesperrten Strecken liegt der Schnitt bei 30 Meilen pro Stunde (ca. 48 km/h), auf abgesperrten Straßen bei 70 Meilen (= 112,65 km/h). Wenn ein Fahrer diesen Schnitt überschreitet, erhält er statt seiner tatsächlich gefahrenen Zeit eine Zeit, die dem 70-Meilen-Schnitt entspricht. Die Briten nennen diese „Bogey Time“ – und genau die wurde bei der Pirelli Carlsile Rallye gleich mehrfach vergeben.

Auf drei von sieben Prüfungen überschritt mindestens ein Fahrer den erlaubten Schnitt, auf der 6,83 Meilen langen WP 6 „Blackburn“ waren es sogar 13 (!) Teams, darunter Elfyn Evans, Fredrik Ahlin, Tom Cave, Matthew Wilson sowie Max Vatanen (alle auf Ford Fiesta R5 unterwegs). Sie alle bekamen eine Zeit von 5:52 Minuten notiert, die realen Zeiten wurden nie veröffentlicht. Dass so viele Teams die „Bogey Time“ erzielten, liegt vermutlich an einer Fehleinschätzung des Veranstalters, der den Speed der neuen R5-Autos unterschätzt hat. Wobei auf der WP Blackburn auch ein R4-Mitsubishi unter den 13 zu schnellen Teams war.

Ob die „Bogey Time“ das Endergebnis der Rallye beeinflusst hat, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Fakt ist aber, dass die Pirelli Carlisle Rallye mit Fredrik Ahlin einen klaren Sieger hatte. Der Schwede hatte im Ziel 27 Sekunden Vorsprung auf Matthew Wilson und 31 Sekunden auf Elfyn Evans – der Kampf um Platz zwei wäre also möglicherweise anders ausgegangen, wenn die „Bogey Time“ nicht gegriffen hätte.

Endstand Pirelli Rally Carlisle 2016:
01. F. Åhlin/M. E. Abrahamsen (Ford Fiesta R5) 1:05:15,6
02. M. Wilson/S. Loudon (Ford Fiesta R5) +0:27,6
03. E. Evans/C. Parry (Ford Fiesta R5) +0:31,1
04. T. Cave/J. Morgan (Ford Fiesta R5) +0:53,2
05. M. McCormack/D. Moynihan (Skoda Fabia S2000) +1:23,4
06. J. Greer/K. Riddick (Citroën DS3 R5) +1:54,6
07. D. Henry/L. Moynihan (Skoda Fabia R5) +3:17,0
08. N. Simpson/E. Edmondson (Skoda Fabia R5) +3:20,7
09. J. Anderson/R. Whittock (Ford Fiesta R5) +3:32,6
10. M. Vatanen/J.-J. Renucci (Ford Fiesta R5) +3:47,2

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