RALLYE AGROPA

Kahle wird zum tragischen Helden

Bei der Rallye Agropa kämpfte ein halbes Dutzend Teams auf Augenhöhe um den Sieg, der letztlich in einem Wimpernschlag-Finale entschieden wurde. Matthias Kahle und Christian Doerr avancierten dabei nach langer Führung zu den tragischen Helden.

Nach acht Wertungsprüfungen, 75 Kilometern und über 40 Minuten Fahrtzeit bedeuteten 0,3 Sekunden den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage. Matthias Kahle und Christian Doerr hatten die Rallye Agropa (8.-9. August) im Skoda Fabia WRC lange angeführt, mussten sich auf der letzten Prüfung jedoch dem Tschechen Jaromir Tarabus im moderneren Skoda Fabia S2000 knapp geschlagen geben. Auch der drittplatzierte Roman Odlozilik (Ford Fiesta R5) war mit 4,8 Sekunden noch absolut in Schlagdistanz.

Bei trockenen Bedingungen erwischten Kahle/Doerr einen perfekten Start. Gleich auf der ersten Prüfung setzten sie eine Fabelzeit – 5,9 Sekunden schneller als der Rest des Feldes. „Die WP liegt mir und dem Auto, da die Straßen nicht ganz so schmal sind wie sonst wie Tschechien“, so Kahle. Der einzige ausländische Pilot im Feld der 130 Starter lag also vorn. Das wollten sich die einheimischen Fahrer aber nicht bieten lassen und setzten geschlossen zum Konter an: Tarabus, Odlozilik, Karel Trneny (Skoda Fabia WRC) und Jaroslav Orsak (Skoda Fabia S2000) setzten allesamt Bestzeiten und sorgten dafür, dass nach halber Distanz fünf Piloten innerhalb von zehn Sekunden lagen.

Kahle/Doerr mussten ihre Führung zur Halbzeit kurzzeitig abgeben, eroberten die Spitzenposition bei der Wiederholung der ersten WP aber zurück. Danach begann eine wahre Zitterpartie: Würden die Deutschen ihr Polster von 4,1 Sekunden über die Distanz bringen können? Zunächst sah es noch gut aus, doch auf der letzten Prüfung konnte Tarabus seinen Rückstand von 2,8 Sekunden noch in einen Sieg verwandeln.

Copilot Christian Doerr nahm die knappe Niederlage gelassen. „Am Ende hat ein Wimpernschlag gefehlt“, berichtet der Dresdner. „Nach dem Ziel haben wir zwar einen kurzen Moment inne gehalten, aber dann überwog bei uns ganz klar die Freude – über eine tolle Leistung und einen spannenden Fight. Die Rallye gegen Tarabus zu verlieren, ist absolut keine Schande. Er ist aktuell die Nummer 3 in Tschechien hinter Jan Kopecky und Vaclav Pech – und immerhin haben wir den Fluch des ewigen Dritten besiegt.“

Auch beim siebenmaligen deutschen Rallye-Meister Matthias Kahle überwog die Freude: „Das war eine schöne Nummer“, strahlte der gebürtige Görlitzer im Ziel. „Wir sind die ganze Rallye auf Angriff gefahren, das hat richtig Spaß gemacht. Natürlich hätte es auch andersherum ausgehen können, aber viel wichtiger ist, dass wir wieder einmal vorn dabei waren und gezeigt haben, dass man die alten WRCs noch nicht abschreiben sollte.“ 

Für Kahle selbst ging es auch nach der Asphaltrallye rund um Horaž?ovice in Böhmen rasant weiter. Er fuhr von Tschechien aus direkt nach Frankfurt am Main, wo er weniger als 24 Stunden nach der Zieldurchfahrt in den Flieger Richtung Santiago de Chile stieg. In Südamerika fungiert er diese Woche als Offroad-Fahrinstruktor für das chilenische Tamarugal XC Rally Team.

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