Vom Winde verweht und angefroren

Das alljährliche Wetter-Roulette der Rallye Unterland-Hohenlohe war selbstverständlich auch in diesem Jahr Thema Nr.1.

9. März 2010

Michael Heimrich

Diesmal kam das Übel aus dem Norden in Form eines Schnee-Gestöbers, welches die WPs weiß puderte und dann rasch 10-20 cm aufstapelte. Die kurze Mittagssonne schuf etwas Tauwasser – welches schnell gefror. Dann wieder kleine Schnee-Zugaben und anschließend Wind.

Als die Rallye am Mittag startete waren die Streckennotizen vom frühen Morgen jedenfalls restlos veraltet. Manch warnendes „ACHTUNG glatt“ bedeutete angesichts des nun schwarz grinsenden Asphalts nur Zeitverlust. An der nächsten Ecke dagegen hatte die Sonne kaum Zutritt gehabt. Eis, blankes Eis.Viel Selbstüberwindung war gefragt – und Arbeit für die Copiloten beim Korrigieren der Notizen für die Nachmittags- Runde.

Nun dürfen die Sollzeit-Fahrer ja grundsätzlich mit etwas größerer Gelassenheit und einem ausreichenden Zeitpolster in die WPs fahren. Aber wenn das Wetter so verrückt spielt, wird auch der 50er Schnitt bedrohlich eng. Und die geänderten Schriebe waren erneut überholt. WP5 stand kurz vor dem Abbruch. Die Prüfung auf einem Hügelrücken bot sich nahezu völlig ungeschützt dem immer stärker auffrischendem Wind dar, welcher die weiße Pracht schön gleichmäßig und sehr akkurat verteilte. Straßenrand, Feldrand, Entwässerungsgraben, alles eine Fläche. Ausgerechnet der Schweizer Andy Gerber geriet kurz vor dem Ziel der WP mit seinem Ford Fiesta ein winziges Stück zu weit nach links und musste erkennen, dass dort ein völlig zugewehter Graben lauerte, der den eidgenössischen Ford nicht mehr zurück auf die Straße lassen mochte. Der Spitzenreiter strich die Flagge.

Landsmann Marcel Kellenberger erlebte die Schneefalle schon nicht mehr. Die Renault-Dauphine-Gordini machte bereits bei Halbzeit unschöne Geräusche aus Richtung Kupplung. Marcel war aber vernünftig, vermied weitere Schäden und verlud den Boliden, während sich das Feld den immer heftiger werdenden Naturgewalten aussetzte. Im Käfer-Team Blaschke/Fabian beklagte man heftig das Fehlen jeglicher Heizung, was vorübergehend sogar zur äußeren Vereisung der Frontscheibe führte. Dafür ging der Hecktriebler aber ganz ordentlich durch den Schnee voran. Markenkollege Christian König dagegen rödelte im sehr kräftigen VW Polo trotz Sperrdifferentials mit ständig durchdrehenden Rädern und heldenhaft gegen das Untersteuern kämpfend durch die weiße Pracht.

Die Titelverteidiger Köhler/Glöde mussten sich nach einem Fehler in WP2 diesmal mit dem zweiten Platz begnügen, waren aber durchaus zufrieden damit. Einen schien das alles jedoch nicht weiter zu berühren. Nordlicht Björn Weiß aus Neustadt b. Hannover grinste breit und verkündete „wer sagt, denn, dass Heckantrieb und Turbo bei dem Wetter nicht geht?“ Es ging perfekt dank 75% Sperrdifferential im Mitsubishi Lancer Turbo. Und auch die Zusammenarbeit mit Copilotin Conny Schubert, die nach 5 Jahren Pause erstmals wieder dabei war, erwies sich als perfekt. Klarer Sieg im ersten Lauf der Saison. Die Tabellenführung, muss schon in 14 Tagen in Melsungen verteidigt werden.

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