In einem Punkt herrscht Einigkeit auf allen Seiten. So wie bisher kann es nicht weitergehen. DRM, Rallye Masters und Deutsche Rallye Serie (DRS) schwächen sich gegenseitig. Der ADAC machte jetzt den ersten Schritt und will am 6. August über seine Vorstellungen von einer Neugestaltung des deutschen Rallyesports informieren – unter Federführung der Gelben Engel. Dazu lud der Club zusammen mit dem DMSB ausgewählte Veranstalter zu einer großen Gesprächsrunde nach Frankfurt ein. Bei den weiteren Trägerverbänden des DMSB sorgte dieses Vorgehen für Verwunderung. AvD und ADMV forderten nach Bekanntwerden der Einladung in offenen Briefen an der Diskussion beteiligt zu werden und auch andere Konzepte zu prüfen.
„Das ‚Rallye-Konzept ab 2014’ sieht offensichtlich vor, die Läufe zur DRM und zum ADAC Rallye Masters zusammenzuführen. Entstehen würde ein Verbund von 12 bis 14 Veranstaltungen. Für die Teilnehmer würde dies – bezogen auf eine achtmonatige Saison (März bis Oktober) – bedeuten, etwa alle 14 Tage eine Veranstaltung fahren zu können. Aber ist das angesichts der dann explodierenden Kosten für Nenngelder, Reisen und Material zu bewältigen? Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich nur die finanzstärksten Teams die Teilnahme an allen Veranstaltungen und damit die Konkurrenzfähigkeit leisten können, während den anderen die Plattform für den geliebten Motorsport wenn nicht genommen, so doch deutlich geschmälert wird“, heißt es seitens des AvD.
Der AvD erinnerte noch einmal an sein Konzept aus dem Jahr 2010, als man sich um die Einführung einer 1. („DRM“) und 2. Liga („Rallye-Challenge“) bemühte und diese durch eine dritte Ebene „Rallye Pokal“ abrunden könnte. „Dieses Konzept muss zumindest ebenfalls Gegenstand des ‚Rallye-Veranstalter-Meetings’ sein“, wird vom AvD gefordert. „Beide Konzepte müssen sich dem Votum der Teilnehmer des Rallyesportes in Deutschland stellen, die Entscheidung daran orientieren.“
Beim ADMV findet man ebenfalls deutliche Worte. „Wir halten das momentan beschriebene Vorhaben nicht für satzungskonform; wir sehen dadurch die demokratischen Sportstrukturen des Motorsports unter dem Dach des DMSB und das Prinzip der Gleichbehandlung für verletzt. Wir sehen in der Fassung der Einladung handwerkliche Fehler, da der DMSB als Miteinladender (neben dem ADAC) diese Vorgehensweise unterstützt und die eigenen Mitgliedsverbände sowie das bestehende Fachorgan ignoriert“, heißt es im Schreiben.
Der vom ADAC geforderten Übertragung von sämtlichen Rechten an der neuen Topliga steht der ADMV kritisch gegenüber: „Wir sehen darin auch einen Verstoß gegen das Positionspapier, in dem seit dem 1. Oktober 2011 in den Grundsätzen festgeschrieben ist, dass der DMSB alleiniger Inhaber der Sporthoheit und Träger aller betreffenden Prädikate ist. Die Übertragung von Prädikaten kann nur in fairer Kooperation und Übereinstimmung erfolgen. Wir halten es für nicht richtig, dass außerhalb der satzungsrechtlichen Normen, der gültigen Ordnungen des DMSB und der bestehenden sportgesetzlichen Bestimmungen über die Zukunft einer so bekannten Sportdisziplin und der Prädikatsserien entschieden wird, wenn unsere Annahmen richtig sind.“
Beim ADMV ist man um ein gemeinsames Handeln bemüht und lobt ausdrücklich den Einsatz des ADAC als Förderer des Motorsports in Deutschland. „Doch unter dem Dach des DMSB hat nicht nur der ADAC, sondern haben mehrere Verbände ihr ‚Zuhause’. Auch in den weiteren Verbänden haben Sportwarte und Organisatoren des Rallyesports Vorschläge der Innovation, Effektivität und höheren Sportwertigkeit dieser Sportdisziplin. Deshalb schlagen wir vor, alle Mitglieder des bisherigen Fachausschusses, jeweils zwei Repräsentanten der Mitgliedsverbände des DMSB und die Prädikatsveranstalter aller bisherigen Serien (unter dem Dach des DMSB) einzubeziehen.“
In der Zwischenzeit wird hinter den Kulissen versucht, vor dem mit Spannung erwarteten Treffen die Wogen etwas zu glätten. In Einzelgesprächen stellen ADAC-Funktionäre den geplanten Weg und das weitere Vorgehen ausführlich vor. Allerdings wird dabei ebenso deutlich gemacht, dass man von der festgelegten Linie nur wenig abweichen will und stellt bereits jetzt schon Forderungen an verschiedene Veranstalter, sollten diese den Wunsch äußern, 2014 eine Rolle in den Planungen des ADAC zu spielen.