Die große Wende brachte die 48H-Chrono-Prüfung auf Etappe 6 unmittelbar vor dem Ruhetag in Riad. Sie verteilte sich auf den Donnerstag und den Freitag und umfasste 547 Kilometer auf Zeit sowie 765 Kilometer insgesamt. In den Dünengebirgen sank der Temposchnitt von zuvor mehr als 110 km/h auf nur noch 74 km/h. Die Prüfung erlaubte keinen externen Service. Fahrer und Beifahrer waren auch über Nacht von den Teams getrennt und auf sich allein angewiesen.
Um die Etappe durch die Sandgebirge im Empty Quarter nicht eröffnen zu müssen, taktierten zahlreiche Spitzenteams am Tag zuvor, da das jeweilige Etappenergebnis die Startpositionen am Folgetag bestimmt.
Die 48H-Chrono-Prüfung forderte ihren Tribut. Während sich mit Yazeed Al Rajhi der Führende im Toyota überschlug, handelte sich Prodrive-Pilot Nasser Al-Attiyah als einer der weiteren Favoriten 2.45 Stunden Rückstand durch einen technischen Schaden ein. Auch Stephane Peterhansel (Audi) blieb nicht verschont und erlebten wegen der harten Landung nach einem Sprung Probleme mit einem Hydrauliksystem.
Seinem Teamkollegen Carlos Sainz genügte hinter Sebastien Loeb (Prodrive) Platz zwei, um mit 20:21 Minuten Vorsprung die Führung zu übernehmen. „Es war bis jetzt eine harte Rallye, in der wir keinen Augenblick verschnaufen konnten. Im Staub verschiedener Konkurrenten kamen wir in den Anfangstagen mehrfach in kritische Situationen“, so der dreimalige Dakar-Sieger Sainz. „Umso erfreulicher, dass wir auf der 48H-Chrono-Prüfung die Führung übernommen haben. Aber das heißt noch nichts, denn wir haben gerade einmal Halbzeit.“
Mattias Ekström und Co Emil Bergkvist (Audi), die erst zum vierten Mal an dieser Rallye teilnehmen, verbesserten sich dank Tagesrang drei am Freitag nun auf die zweite Gesamtposition. „Ich bin wirklich glücklich, auch wenn wir im Empty Quarter einmal im Sand steckengeblieben sind“, sagte der frühere Rallyecross-Weltmeister und DTM-Champion.
Nach 2.304 gefahrenen Prüfungskilometern und bislang 4.201 Kilometern Gesamtdistanz starten die Teams am Sonntag in die zweite Rallye-Hälfte. Wiederum liegen lange Tagesdistanzen von teilweise fast 500 Prüfungs-Kilometern ebenso wie anspruchsvolles Terrain vor den Teilnehmenden.
Endgültiges Aus für Al-Rajhi und Gottschalk
Yazeed Al-Rajhi und Timo Gottschalk müssen die Rallye Dakar 2024 frühzeitig und endgültig beenden. Nachdem das Duo die härteste Wüstenrallye der Welt 1.119 Kilometer lang angeführt hatten, beendete auf der sechsten Etappe bei Wettbewerbskilometer 1.808 ein Überschlag den Traum vom Sieg.
Und nicht nur das: Weil der Toyota Hilux DKR, der vom Team Overdrive eingesetzt wird, vor Ort nicht mehr repariert werden kann, lässt sich der Plan von der Schadensbegrenzung in Woche zwei nicht mehr weiter verfolgen. Der Sicherheitskäfig des Hilux mit der Startnummer 201 sorgte bei dem heftigen Überschlag dafür, dass Al-Rajhi und Gottschalk nur mit leichten Blessuren davonkamen, verbog sich dabei allerdings. Nach Regeln der FIA ist nach einem derart strukturellen Schaden ein Neustart nicht mehr möglich.
Zwischenstand nach 6 von 12 Etappen
01. Sainz/Cruz, Audi 24:59:32 Std.
02. Ekström/Bergkvist, Audi +20:21 Min.
03. Loeb/Lurquin, Prodrive Hunter +29:31
04. Moraes/Monleon, Toyota +1:04:00 Std.
05. De Mevius/Panseri, Toyota +1:09:47
06. De Villiers/Murphy, Toyota +1:25:16
07. Prokop/Chytka, Ford +1:35:04
08. Botterill/Cummings, Toyota +1:49:11