Weltmeister Thierry Neuville gab sich im Ziel der Rallye Chile ratlos. Trotz maximalem Einsatz auf den anspruchsvollen Schotterpisten fehlte es ihm schlicht an Tempo, um an der Spitze mitzuhalten.
„Ich hatte ehrlich das Gefühl, dass ich alles gegeben habe“, sagte Neuville gegenüber ‚wrc.com‘. „Ich konnte nichts mehr finden. Ich habe verschiedene Setups probiert und an manchen Stellen auch voll attackiert. Aber die Zeiten wollten einfach nicht kommen. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll.“
Bereits vor dem Start war Neuville klar, dass er ein Top-Ergebnis brauchte, um seine Titelchancen am Leben zu erhalten. Doch schon früh machte sich Unsicherheit im Auto breit. Ein nach dem Shakedown verändertes Getriebe-Paket erwies sich zudem als unpassend für die Bedingungen. Auf der abschließenden Power Stage gelang ihm immerhin die zweitschnellste Zeit und damit vier Zusatzpunkte. Doch das grundlegende Problem bleibt: Der Hyundai hinkt der Toyota-Konkurrenz spürbar hinterher.
„Wenn wir wüssten, wo der Unterschied liegt, hätten wir längst etwas unternommen“, erklärte Neuville. „Sie sind einfach stärker. Es ist definitiv beunruhigend. Es ist nicht mehr frustrierend – es ist beunruhigend. Wir müssen tiefer graben, aber wir finden im Moment keinen Weg.“

Zur Verdeutlichung zog der Belgier den Vergleich zur Formel 1: „Es ist sehr ähnlich. Da haben wir gesehen, dass ein Team jahrelang dominierte, bevor ein anderes plötzlich den Speed fand. Und an Wochenenden wie diesem denke ich an all die Formel-1-Fahrer, die in einem Auto sitzen, das pro Runde fünf Zehntel langsamer ist. Dieses Mal gehörte ich zu denen, die viele frustrierende Wochenenden erleben.“
Der Rückstand auf Ogier beträgt inzwischen 58 Punkte und auf eine Trendwende, wenn die Rallye-WM mit der Central European Rallye auf Asphalt zurückkehrt, glaubt Neuville nicht: „Wir wissen, dass die Chancen mit jeder Rallye kleiner werden. Und wenn wir in Gran Canaria auf Asphalt nicht mehr Speed haben, dann sind die Chancen sehr gering.“
Für Neuville steht zuvor ein Einsatz bei der Eastbelgian Rally in seiner Heimatstadt St. Vith auf dem Programm. „Ich werde versuchen, dort Spaß zu haben und mit dem Team hart zu arbeiten, um wenigstens etwas zu finden. Am Ende können wir nur die Daumen drücken, dass Hyundai beim nächsten Lauf das nötige Tempo hat.“