Nach dem Start in Prag waren es zunächst WM-Leader Thierry Neuville (Hyundai) und Toyota-Speerspitze Sebastien Ogier, die bei äußerst anspruchsvollen Streckenbedingungen das Geschehen an der Spitze bestimmten. Die engen tschechischen Asphaltstrecken erwiesen sich bei leichter Feuchtigkeit als äußerst rutschig und forderten den WM-Start alles ab.
Und auch wenn die beiden Spitzenreiter diese Herausforderung meisterten, hielt das Wochenende für sie ein Wechselbad der Gefühle bereit: Neuville verlor bei einem Ausritt am Samstagmittag eine halbe Minute und fiel zeitweise bis auf die vierte Position zurück. Ogier schied beim Griff nach der Gesamtführung auf der vorletzten WP aus, als er nach einem kleinen Fahrfehler neben die Strecke geriet und an einen Telegrafenmast prallte.
Bis dahin hatte er wie der Sieger des Events ausgesehen, nachdem er am Samstagnachmittag die Gesamtführung erfolgreich verteidigte, nun schied er aber kurz vor dem Ziel punktelos aus. Zuvor hatten die Konkurrenten am Sonntagmorgen zum Angriff geblasen, und der spätere Gesamtsieger Ott Tänak übernahm ab der ersten WP des Finaltages die Spitze des Feldes, die er bis zum Ziel verteidigte.
„Sehr schade für Seb, dass er ausgefallen ist“, zollte der Este dem achtfachen Weltmeister Respekt. „Wir haben ebenfalls sehr hart gepusht und mussten einige haarige Momente überstehen. Es ist schön, dass wir die Führung verteidigen konnten und wichtige Meisterschaftspunkte mitnehmen. Trotzdem ist es immer schwierig, gegen einen Freund zu kämpfen, und dann passiert ihm so etwas, da ist es manchmal schwierig, Worte für seine Gefühle zu finden.“
Neuville betreibt am Sonntag Schadensbegrenzung
Thierry Neuville profitierte von Ogiers Ausfall, rückte auf Gesamtposition drei vor und eroberte zudem durch die separate Tageswertung am „Super Sunday“ wertvolle Punkte. Zudem schloss er die abschließende Powerstage als Vierter ab, was zwei weitere Zähler bedeutete. In der WRC-Tabelle ist sein einziger verbliebener Rivale im Titelkampf nun Hyundai-Teamkollege Tänak, der vor der abschließenden WRC Rally Japan 25 Punkte Rückstand hat – bei maximal 30 erreichbaren Punkten je WRC-Wochenende hat der Belgier damit alle Trümpfe in der Hand. So fand er zum Abschluss der Gefühlsachterbahn zu einem versöhnlichen
Fazit: „Die Rallye war wirklich herausfordernd. Nach dem Freitag waren wir gut im Rhythmus, aber dann passierte uns ein kleiner Fehler. Danach mussten wir unsere Rallye managen und nach Hause bringen, was geht. Dieses Wochenende hat es mit dem Titel nicht geklappt. Aber Japan steht vor der Tür und wir freuen uns darauf. Nochmals vielen Dank an das Team für das zuverlässige Auto und Entschuldigung für den Fehler.“
Enger geworden ist auch der Kampf in der Herstellerwertung, in der das Hyundai Shell Mobis World Rally Team zwar weiterhin führt, jedoch Toyota Gazoo Racing WRT nur 15 Punkte Rückstand hat.
Auch zahlreiche Piloten aus Tschechien und Deutschland nutzten die Central European Rally für einen Ausflug in die WM vor der eigenen Haustüre. Ein sehr starkes Wochenende zeigten dabei Filip Mareš / Radovan Bucha, die im Toyota GR Yaris als Drittplatzierte der WRC2-Kategorie auf das Podium fuhren.
Bestplatzierter deutscher Pilot war Marijan Griebel, der mit Tobias Braun auf dem Beifahrersitz ebenfalls in der WRC2 antrat und auf Platz 13 ins Ziel kam. „Das Wochenende war aufregender als erwartet. Auch heute am vierten Tag der CER war noch volle Konzentration gefragt. Wir haben uns mit der Reifenwahl ein wenig verpokert, das hat uns in der WRC2 am Ende vielleicht ein oder zwei Plätze gekostet. Aber insgesamt sind wir mit der Performance zufrieden. Es war schön, vor so vielen heimischen Fans einen Lauf zur Rallye-WM zu bestreiten.“
Die Central European Rally findet im kommenden Jahr vom 16. bis 19. Oktober 2025 statt.
Ergebnis Central European Rally 2024 | |||
1. | Tänak Ott / Järveoja Martin | Hyundai i20 N Rally1 | 2:37:34.6 |
2. | Evans Elfyn / Martin Scott | Toyota GR Yaris Rally1 | +7.0 |
3. | Neuville Thierry / Wydaeghe Martijn | Hyundai i20 N Rally1 | +39.8 |
4. | Katsuta Takamoto / Johnston Aaron | Toyota GR Yaris Rally1 | +1:21.0 |
5. | Munster Grégoire / Louka Louis | Ford Puma Rally1 | +3:41.9 |
6. | Gryazin Nikolay / Aleksandrov K. | Citroën C3 Rally2 | +9:17.6 |
7. | Solberg Oliver / Edmondson Elliott | Škoda Fabia RS Rally2 | +9:34.1 |
8. | Mareš Filip / Bucha Radovan | Toyota GR Yaris Rally2 | +11:41.5 |
9. | Marczyk Mikołaj / Gospodarczyk S. | Škoda Fabia RS Rally2 | +12:10.6 |
10. | Kajetanowicz K. / Szczepaniak M. | Škoda Fabia RS Rally2 | +12:20.3 |