Stohl-Dominanz beim Wittenberg-Jubiläum

Ein überragender Manfred Stohl gewinnt im Citroen C3 die 60. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg überlegen. Neben dem Österreicher stehen der Schwede Stig Andervang und Herbert Lösch als bester Deutscher auf dem Podium.

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10. März 2025

Michael Heimrich

Bis zurück ins Jahr 1957 reicht die Tradition der Wittenberger Rallyes. Damit ist die 60. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg jetzt die älteste noch durchgeführte Veranstaltung in Deutschland. Dieses Jubiläum feiern die Organisatoren am Vorabend mit einem Festakt im historischen Rathaus im kleinen Kreis und einer kurzweiligen Talk-Runde vor zahlreichen Fans im Rallyezentrum „Exerzierhalle“, wo Rallye-Asse wie Klaus-Dieter Krügel, Hermann Gaßner, Timo Gottschalk und Armin Kremer ihre Geschichtchen und Erlebnisse erzählen.

Mit drei langen Sprints auf den sandigen Wald- und Feldwegen im Fläming schöpft die Rallye 70 den Rahmen voll aus – 70 WP-Kilometer bei 178 Gesamt-km, nur 8% Asphalt. Die 71 Nennungen reduzieren sich durch die aktuelle Grippewelle auf 67 Starter, mit den vier RC2-Boliden am Schluss des Feldes: Herbert Lösch und der Tscheche David Tomek im Skoda Fabia, der Schwede Stig Andervang im Hyundai i20 und der Österreicher Manfred Stohl im Citroen C3. 

Insofern überrascht nicht, dass die Reihenfolge nach der WP 1 Stohl-Andervang-Lösch-Tomek lautet, doch schockierend sind die Abstände: Stohl jagt mit einem 113er Schnitt über die 8,3 km lange Sandpiste, der Schotter-Seriensieger Andervang büßt 13 Sekunden ein, Lösch 24 Sekunden und Tomek (mit Plattfuß) 40 Sekunden. Das NC1-Quartett mit den Subaru von Mark Schindler und Markus Roch sowie den Mitsubishi von Raphael Ramonat und Robby Fechner verliert bereits über 40 Sekunden. Die zwei schnellsten Fronttriebler, Fabian Schulze im Peugeot 208 Rally4 und Stephan Dammaschke im Renault Clio Ragnotti, bleiben gerade noch unter einer Minute Rückstand.

Diese klaren Verhältnisse an der Spitze ändern sich den ganzen Tag nicht. David Tomek meldet sich früh ab, nach dem zweiten Plattfuß ist seine Rallye zu Ende, weil er nur ein Reserverad eingepackt hat. Herbert Lösch und Lara Quast erzielen sechsmal die drittbeste Zeit und steigen als Dritte aufs Podium. Stig Andervang und Lars Andersson müssen sich sechsmal mit der zweitschnellsten Zeit begnügen, was für den 66-jährigen schwedischen Piloten nach zwei Wittenberg-Siegen diesmal Rang 2 bedeutet. Manfred Stohl und Michaela Markl fahren Bestzeit um Bestzeit und gewinnen die Jubiläumsrallye mit 1:41 Minuten Vorsprung. Stohl war 2001 in Wittenberg, damals EM-Lauf, früh ausgefallen, jetzt hat der WM-Vierte von 2006 die Scharte ausgewetzt – wohlgemerkt acht Jahre, nachdem der jetzt 52-Jährige den Helm an den Nagel gehängt und höchsten „just for fun“ nochmal aufgesetzt hat!

Spannende Kämpfe gibt es dennoch rund um Wittenberg, aber erst ab Platz 4, um den sich die schnellsten NC1-Teams streiten. In der ersten Schleife fahren Mark Schindler und Stefan Pfister im Subaru jedesmal eine paar Zehntel schneller als die Favoriten Raphael Ramonat und Karina Derda im Evo 10. Doch kurz vor dem Ziel der WP 4 reißt Schindler einen Querlenker ab und muss aufgeben. Ramonat fährt den Klassensieg nach Hause und führt jetzt sowohl den Schotter-Cup als auch die ADMV-Meisterschaft an. Die nächsten Plätze sowohl in der Klasse als auch im Gesamt holen sich Robby Fechner und Florian Pitzk im Evo 10 sowie Markus und René Roch im Subaru Impreza.

Ein spannendes Duell um die Plätze 7 und 8 liefern sich die beiden Peugeot 208 Rally4 um die Ehre des besten Nicht-Allradlers. Zunächst haben Fabian Schulze und Jean Ihlefeldt die Löwen-Nase vorn, doch als sich Schulze verbremst und dabei den Motor abwürgt, ziehen die amtierenden 2WD-Champions Tom Kässer und Stephan Schneeweiß vorbei und erreichen das Ziel mit 10 Sekunden Vorsprung. Die stark besetzte 2-Liter-Klasse nimmt einen turbulenten Verlauf: Stephan Dammaschke setzt im Renault Clio die erste Bestzeit und verbiegt danach einen Querlenker. Yannik Keller markiert die nächste Bestzeit, verliert aber viel Zeit durch einen Reifendefekt – wie auch Rigo Sonntag im Honda Civic.

Und weil David Bauer im BMW 318 schon auf WP 1 mit Plattfuß weit zurückgefallen ist, machen die BMW-Kollegen Ronny Broda und Lars Schneider in der zweiten Schleife den Klassensieg unter sich aus – mit dramatischem Ende. Ronny Broda und Matthias Eben starten mit sechs Sekunden Vorsprung in die WP 6, den 14 km langen Klassiker „Apollensdorf“. Zwischen Ziel und Stopp rutschen die Lokalmatadoren in die Büsche, der quer auf der Strecke stehende 318is und schiebende Zuschauer blockieren die Strecke, so dass die direkten Konkurrenten Lars Schneider und Jakob Hoffmann wenige Meter vor der Lichtschranke stoppen müssen. Nach Studium von Schneiders On-Board-Video teilt die Rallyeleitung den sechs behinderten Teams die fairen Zeiten so zu, dass der Klassensieg an Lars Schneider und Platz 2 an Ronny Broda geht. Hinter dem Clio-Piloten André Henze fährt Julia Schneider ihren Fiesta auf Platz 4 und Gesamt-Platz 16. 

Die 3-Liter-Klasse NC2 holen sich Maximilian Irmer und Mike Schütte im Audi 90 Quattro vor René Kunze und Niklas Hasse im Kombi-BMW 325. Bei den 1600ern erlebt Polo-Pilot Uwe Joachim viel Pech: drei Plattfüße und eine gebrochene Antriebswelle. Die Halbachse wechselt er auf der Prüfung in 23 Minuten und erreicht das Ziel noch in der Karenz, allerdings als Letzter. Den Klassensieg sichern sich Pierre Günther und Susann Gebauer im Honda Civic klar vor Uwe von Fritschen und Henry Kruschke im Lada VFTS und dem 16-jährigen Youngster Ian Hayn im Suzuki Swift, dessen Vater Ronny die Transportetappen fährt. Martin Hartmann und Marcus Lesser gewinnen im allradgetriebenen Suzuki die 1400-cm³-Klasse, jedoch erst, nachdem Alex Klemm (Fiat Cinquecento) und Tizian Stahl (Swift GTI) mit Antriebsdefekten ausgerollt sind.

In der Gruppe G wird die Klasse NC6 komplett aufgerieben, in der NC8 siegen Benjamin Zander und Joshua Sander im Seat Ibiza. Noch schneller fliegen die Besten aus der kleinsten Klasse NC9 über die Naturwege. Nick Loof hat – nach durchwachsenen Jahren in der Junior-EM – seinen alten Volvo 940 entstaubt und trifft auf Norbert Meyer und Steffen Schrön, die sich bei einem Clubkameraden einen gleichen Volvo geborgt haben, weil der BMW M3 noch nicht wieder hergerichtet ist. Meyer liegt lange vorn, doch auf der letzten Prüfung überflügelt Loof, mit der Debütantin Katharina Jütte unterwegs, ihn noch und feiert im Ziel den Klassen-, Gruppen- und Volvo-Original-Sieg. Der 20-jährige Tom Hacke ist im Gruppe-F-Volvo um 20 Sekunden schneller, womit er den Pokal für den besten Junior gewinnt. 

Typisch für Wittenberg sind die sandigen und schlaglochreichen Wege; von den 67 gestarteten Fahrzeugen erreichen nur 39 das Ziel, manch einer erkennbar angeschlagen. Im kleinen Feld der Histo-Rallye siegen Patrick Querner und Sebastian Geisler im Cinquecento vor dem Wartburg W460 von René Lindner und Thomas Petzold. Die Rallye verläuft unfallfrei, zudem erfolgen Zielankunft, Ergebnisaushang und Siegerehrung auf die Minute pünktlich. Besonders schön: Nach Dauerregen im Vorjahr findet die Rallye Wittenberg diesmal bei Frühlingswetter statt. Bei blauem Himmel, Sonnenschein und fast 20 Grad mittags strömen Scharen von Zuschauern an die Strecke und sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre 

Ergebnis 60. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg
1. Manfred Stohl / Michaela Markl Citroen C3 Rally2 RC2 39:28,4
2. Stig Andervang / Lars Andersson Hyundai i20N Rally2 RC2 + 1:41,2
3. Herbert Lösch / Lara Quast Skoda Fabia R5 RC 2 + 3:22,1
4. Raphael Ramonat / Karina Derda Mitsubishi Evo 10 NC1 + 4:56,7
5. Robby Fechner / Florian Pitzk Mitsubishi Evo 10 NC1 + 5:35,3
6. Markus Roch / Renee Roch Subaru Impreza N12 NC1 + 6:13,9
7. Tom Kässer / Stephan Schneeweiß Peugeot 208 Rally RC4 + 6:31,6
8. Fabian Schulze / Jean Ihlefeldt Peugeot 208 Rally RC4 + 6:41,8
9. Michael Dinkel / Pascal Bächmann Mitsubishi Evo 7 NC1 + 6:51,0
10. Ingmar Wandner / Hendrik Wandner Mitsubishi Evo 7 NC1 + 7:42,6
11. Thomas Pahlitzsch / Kevin Pust-Schmidt Peugeot 208 T16 R5 RC2 + 8:26,5
12. Lars Schneider / Jakob Hoffmann BMW 320ti E36 NC3 + 8:41,6

Stand Schotter-Cup: 1. Ramonat 1111, 2. L.Schneider 1064, 3. Schulze 931, 4. Hartmann 899, 5. Keller 862, 6. Andervang 816, 7. Hayn 735, 8. Günther 613, 9, Wagner 561, 10. Broda 560

Stand ADMV-Meisterschaft: 1. Ramonat 906, 2. Loof 883, 3. Broda 864, 4. Zander 850, 5. Fechner 817, 6. Henze 807

Nächste Läufe: Rallye Erzgebirge am 28./29. März (ADMV) und Roland-Rallye am 12. April (Schotter)

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