Ex-Vize-Europameister gesteht Steuerhinterziehung in Millionenhöhe

Antonín Tlusťák verkaufte von 2014 bis 2018 über seine Firmen Werbung auf seinem Rallye-Fahrzeug. Daran wäre nichts auszusetzen, aber laut Anklage wollte der Vize-Europameister von 2010 die daraus erzielten Gewinne nicht versteuern.

14. Dezember 2023

Michael Heimrich

Bislang weigerte sich Antonín Tlusťák in dem gegen ihn laufenden Steuerhinterziehungsprozess, der seit Februar dieses Jahres am Gericht in Zlín verhandelt wird, auszusagen. Doch nun gab er seine Verweigerungstaktik auf und bekannte sich vor Gericht schuldig. Ihm drohen nun fünf bis zehn Jahre Gefängnis wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 45 Millionen Tschechischen Kronen, umgerechnet 1,85 Mio. Euro. Warum er plötzlich seine Einstellung so radikal änderte, wollte der 41-jährige Tlusťák, der auch in Untersuchungshaft saß, nicht erklären.

Prominenter Verteidiger

Als Verteidiger hatte Tlusťák den 75-jährigen Dr. Eduard Bruna engagiert, in der tschechischen Öffentlichkeit ein prominenter Anwalt aufgrund von zum Teil Aufsehen erregenden Mandaten in spektakulären Gerichtsfällen. So trat er u.a. Ende Mai 2022 dem Verteidigungsteam von Ex-Premierminister Andrej Babiš bei, als der älteste Sohn des früheren tschechischen Ministerpräsidenten 2017 mit der Behauptung für Aufsehen gesorgt hat, er sei von Mitarbeitern seines Vaters auf die von Russland annektierte Krim verschleppt worden. Bruna war auch schon Verteidiger im ersten Steuerhinterziehungsverfahren gegen Roman Odložilík im Jahr 2013.

„Offenbar hat sein Mandant über die Länge des bisherigen Verfahrens nachgedacht, das ihm bei einer Fortsetzung seiner Verteidigung noch bevorstehen würde“, sagte Bruna zum Geständnis von Tlusťák. „Er entschied offenbar, dass es besser wäre, den Fall zu verkürzen und nicht so oft zu Gerichtsverhandlungen gehen zu müssen.“

Tlusťák könnte eventuell eine Strafminderung erreichen, sicher ist dies jedoch nicht. Da aber ein zweiter Fall mit ähnlichen Delikt ansteht, der noch nicht vor Gericht verhandelt wird, kann er den Status eines kooperierenden Angeklagten erhalten, was dann eine geringere Strafe bedeuten könnte.

„Das ist sicherlich ein mildernder Umstand. Aber die Frage ist, in welchem ​​Stadium des Verfahrens die Schulderklärung abgegeben wurde“, sagte Staatsanwältin Pavlína Nesvadbová. „Wäre es am Anfang der Beweisaufnahme geschehen, hätte es sicherlich eine ganz andere Wirkung gehabt, als ganz am Ende der Beweisaufnahme.“

Überteuerte Ersatzteile

Der Staatsanwaltschaft wirft Tlusťák vor, zwischen 2014 und 2018 über seine Unternehmen Werbung auf seinem Rallyewagen verkauft zu haben, um dann die hohen Werbeerträge mit fiktiv höher ausgewiesenen Rechnungen für den Kauf von Ersatzteilen in seiner Steuererklärung zu minimieren.

Zusammen mit ihm sind vier weitere Personen vor Gericht, die der Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt sind. Deren Unternehmen hatten die Ersatzteillieferungen mit überhöhten Beträgen in den Büchern ohne die Zahlungen adäquat belegen zu können begünstigt. 

Einer der Mitangeklagten, der durch erhöhte Rechnungen den Mehrwertsteuerabzug künstlich erhöhte und sich damit für Tlusťák die Vorsteuerschuld um 12 Millionen Kronen verminderte, gestand ebenfalls und sprach auch über die Umstände des Steuerbetrugs. Er sagte unter anderem, dass er Ersatzteile ohne Papiere von Unternehmen gekauft habe, die diese günstiger und schneller angeboten hatten als beispielsweise Škoda.

Besondere Tragik

Ein Fall besonderer Tragik ist dabei die Witwe des bei Rally Krkonose 2014 tödlich verunfallten Rallyefahrers Miloš Vágner. Veronika Vágnerova, die nach dem Tod ihres Ehemannes vorübergehend das Unternehmen übernahm, ist ebenfalls der Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt. Tlusťák gab zu, Ersatzteile und Reifen damals ohne Rechnung gekauft zu haben. „Sie hat es nicht in Rechnung gestellt, ich habe ihr Geld in bar gegeben. Wir waren uns einig, dass wir später alles klären würden“, sagte Tlusťák aus. Er wollte diese früheren Einkäufe mit ihr abrechnen. Laut Tlusťák hatte sie angesichts des Unfalls und ihres psychischen Zustands jedoch nicht viel Einblick in die Vorgänge im Unternehmen.

Die Anklage wirft ihr nun Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Höhe von rund neun Millionen Tschechischen Kronen, umgerechnet 360.000 Euro vor. Auch diese Höhe kann strafrechtlich mit Freiheitsentzug belegt werden. Hier kann man nur auf mildernde Umstände hoffen aufgrund der Auswirkungen auf ihren zwölfjährigen Sohn. Als Miloš Vágner tödlich verunfallte, war sein Sohn drei Jahre alt. 

Der Fall wird am 10. Januar vor dem Gericht in Zlín fortgesetzt, wo auch dann die Abschlussplädoyers gehalten werden.

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