Carlos Sainz als FIA-Präsident: Was steckt dahinter?

Der zweimalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz spricht offen darüber, bei der Wahl zum Präsidenten des Automobil-Weltverbands FIA im Dezember ins Rennen zu gehen. 

14. Mai 2025

Michael Heimrich

Nachdem der umstrittene Amtsinhaber Mohammed bin Sulayem seine Wiederwahl angekündigt hat, brodelt die Gerüchteküche schon: Neben den früheren Rennfahrern Alexander Wurz und Susie Wolff zählt nun offenbar auch Carlos Sainz zu den potenziellen Herausforderern.

In einem Interview mit der spanischen Sportzeitung Marca betonte der 63-jährige Madrilene, dass ihn zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Motorsport dazu ermuntert hätten, die Idee einer Kandidatur ernsthaft zu prüfen. Entscheidend für seine Entscheidung sei, „ob ausreichend Rückhalt und gesicherte Rahmenbedingungen für eine glaubwürdige Kampagne“ vorhanden seien.

Pikant: Aktuell fährt Sainz für M-Sport und Chef Malcolm Wilson wurde kürzlich von Bin Sulayem sicher nicht ohne Grund zum Vizepräsidenten nominiert. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2021 steht Bin Sulayem als FIA-Präsident immer wieder in der Kritik. In den vergangenen Monaten häuften sich Rücktritte ranghoher Verbandsmitarbeiter und sein Führungsstil wie auch personelle Entscheidungen sorgten für Unmut. Sowohl in der Formel 1 als auch in der Rallye-Weltmeisterschaft kam es unter seiner Leitung mehrfach zu Spannungen zwischen Fahrern, Teams und der FIA.

Auch deshalb dürfte es zu den öffentlichen Gedankenspielen von Sainz gekommen sein. Ob er tatsächlich ins Kandidatenfeld einsteigt, dürfte sich in den kommenden Monaten entscheiden. Klar ist: Mit Sainz könnte erstmals ein profilierter Fahrer das höchste Funktionärsamt im Motorsport anstreben.

Wer ist Carlos Sainz?

Stuart Turner war verwirrt. „Ein Herr König will wissen, warum Carlos Sainz ausgefallen ist? Ich kenne keinen Herrn König“, rätselte der Ford-Teamchef am Abend der ersten Etappe der Rallye Portugal 1987. „Ähm, kein Herr König“, erwiderte Stuarts Assistent, „ich habe DEN König von Spanien am Telefon.“ 

Diese Geschichte ist nicht einwandfrei verbürgt. Aber sie würde perfekt zu Carlos Sainz passen. Also zum Senior, dem zweimaligen Rallye-Weltmeister und Vater des gleichnamigen Formel-1-Piloten. Die Familie Sainz gehört seit Generationen zu den oberen Zehntausend in der spanischen Hauptstadt Madrid. Der vor zwei Jahren verstorbene Patriarch Antonio Sainz Rebello war Unternehmer und vertrat zeitweise Spanien als Honorarkonsul in Bolivien. Seine Söhne Carlos und Antonio bereiteten sich auf der Universität darauf vor, die Firma zu übernehmen.

Entsprechend heftig war das Theater, als Carlos das Jurastudium aufgab, um sich ganz dem Rallyesport zu widmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 1962 Geborene bereits die spanische Jugendmeisterschaft im Squash gewonnen und ein Probetraining bei den Nachwuchsfußballern von Real Madrid absolviert. Antonio fuhr auch Rallyes, aber nur zum Spaß. Soweit akzeptabel. 

Doch Carlos Sainz wollte Profirennfahrer werden. Nach einigen Erfolgen auf der Rundstrecke stieg er schnell zum Vertragspiloten für Ford in der spanischen Rallyemeisterschaft auf. Dann kam die Rallye Portugal 1987. Erster WM-Einsatz für Carlos Sainz. Und der Neuling bügelte auf der ersten Wertungsprüfung die Stars. Zum ersten Mal überhaupt in der Historie der Rallye-WM wurde ein spanisches Team auf Rang 1 geführt. Dann streikte der Turbolader des Sierra Cosworth. Ausfall statt Sensation. Was halb Spanien unter Tränen am Radio verfolgte und schließlich zum kolportierten Anruf von König Juan Carlos bei Ford-Teamchef Stuart Turner führte.

1989 wechselten Carlos Sainz und sein neuer Beifahrer Luis Moya zu Toyota, in der folgenden Saison gewannen sie ihren ersten WM-Lauf. Spätestens als Sainz 1992 zum zweiten Mal Weltmeister wurde, hatte er den Status eines Nationalhelden erreicht. „Ich war als Kind ein Fan von Carlos“, bestätigt sogar der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso. Sainz‘ Hochzeit mit Reyes Vázquez de Castro übertrug das Fernsehen live. „Ich habe erst realisiert, was für ein Superstar mein Vater ist, als die Innenstadt von Madrid für Showfahrten anlässlich seines Abschieds aus der Rallye-WM gesperrt wurde“, erinnert sich Sohn Carlos Junior.

Zum Mythos trug auch bei, dass Sainz Senior ganz im Sinne tragischer Helden vom Pech verfolgt schien. 26 WM-Siege machen „El Matador“ zum vierterfolgreichsten Rallyefahrer aller Zeiten. Aber mindestens zwei weitere WM-Titel verpasste er durch technische Defekte oder teaminterne Intrigen.

Ausgerechnet einer seiner größten Rivalen überredete Sainz zu seiner späten zweiten Liebe, der Rallye Dakar. „Ohne Colin McRae wäre ich nicht hier“, verriet er bei seinem ersten Start 2005 im Werksteam von Volkswagen. Vier Mal gewann Sainz den Wüstenmarathon. Zuletzt 2024, womit der damals 61-Jährige einen neuen Altersrekord aufstellte.

Sainz hat zwei Töchter und einen mittlerweile bekannteren Sohn, der mit vollem Namen Carlos Sainz Vázquez de Castro Cenamor Rincón Rebollo Virto Moreno de Aranda Don Per Urrielagoiria Pérez del Pulgar heißt. Dieser lernte Kartfahren auf der Indoor-Bahn seines Vaters. 2015 war Sainz Junior in der Formel 1 angelangt, als Teamkollege von Max Verstappen bei Toro Rosso. Für Ferrari feierte er vier Siege, bevor er Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton weichen musste und für 2025 zu Williams wechselte. 

Quelle:  Christian Schön für WALTER #24

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