Trendwende in Niederbayern

Seit Jahren geht die Zahl der Rallyes in Deutschland zurück, seit Jahren herrscht der Trend zu kürzeren Rallyes. Aus den früheren Challenge-Läufen mit 120 WP-km sind häufig Rallye 70 geworden, Rallye 35 sind in den letzten Jahren oft zu Clubsport-Rallyesprints umgewandelt worden mit lediglich 15 WP-Kilometern.

5. Juni 2025

Michael Heimrich

Das Bundesland Bayern ist fast schon „Notstandsgebiet“ – in Rallye-Hinsicht. In drei der sieben Bezirke gibt es schon seit Jahren keine Rallyes nach DMSB-Regeln: Schwaben, Mittelfranken, Oberpfalz. In Oberbayern und Unterfranken sind 2025 erstmals keine Rallyes angemeldet, in der einstigen Hochburg Oberfranken gibt es nur noch die Rallye Fränkische Schweiz. Einzig in Niederbayern gibt es noch eine lebendige Rallye-Szene, wenn auch mit einer Überzahl von Rallyesprint. Doch in der Saison 2025 gibt es einen bemerkenswerten Wandel: Zwei Sprint-Veranstalter – die MSG Hutthurm und der MSC Emmersdorf – schaffen den Sprung zu einer Rallye 35.

Die Rallyesprints wurden vor zwei Jahrzehnten vom ADAC Südbayern „erfunden“, um den Nachwuchs zu fördern. Bis zu vier Fahrer konnten auf demselben Auto erste Fahrversuche unternehmen. Heute ist von dieser Idee praktisch nichts übriggeblieben: Jeder kommt im eigenen Auto, alle Regionalmatadoren nehmen teil. Wenn der Rallyesprint auch noch als Rundkurs ausgetragen wird, dann ist zudem der Lerneffekt für Fahrer gering und für Beifahrer minimal. Alle Sprint-Veranstalter – auch in Hessen oder Sachsen – sollten sich bemühen, z.B. in Zusammenarbeit mit benachbarten Vereinen eine zweite Strecke für eine Rallye 35 auf die Beine zu stellen; dabei hilft, dass der DMSB seit einem Jahr auch ein dreimaliges Befahren einer WP erlaubt.

Niederbayerische Spezialitäten

In Niederbayern gibt es eine gut organisierte regionale Meisterschaft. Die Niederbayerische Maier-Korduletsch-Rallye-Meisterschaft umfasst zwei Rallye 70 (Tiefenbach, Niederbayern), drei Rallye 35 (Hutthurm, Labertal, Emmersdorf) und zwei Sprints (Straubing, Deggendorf). 

Zu den Besonderheiten in der Rallyeregion an Donau, Vils und Rott zählen die zahlreichen Opel Adam, die die 1600-cm³-Klasse fast zu einem Markenpokal machen. Stefan Bretzner von AC Deggendorf hat die früheren Cup-Fahrzeuge in ganz Deutschland und im Ausland aufgespürt; sie sind ideal für ambitionierte Einsteiger, auch wenn sie, so Bretzner, „mit 140 PS zu schwach sind gegen Gaststarter aus Württemberg und Nordbayern mit bis zu 180 PS. Aber die müssen erstmal ankommen.“

Prägend für die niederbayerische Szene sind auch die starken Rallye-Familien. Bei der Emmersdorfer Pfingst-Rallye waren die Bretzners mit zwei Aktiven und zwei Offiziellen dabei, die Weileders mit Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Unübertroffen ist bundesweit der Auftritt der Blümls aus Triftern bei Pfarrkirchen: Der 57-jährige Schreinermeister Gottfried Blüml, in den Neunzigern im Ford Escort Cosworth unterwegs, kehrte 2021 auf die Piste zurück, aber nicht allein: In dieser Saison starten vier Teams Blüml/Blüml regelmäßig – Vater, Tochter und sechs Söhne!

Emmersdorfer Pfingst-Rallye

Am letzten Wochenende haben die Emmersdorfer erstmals seit 2019 wieder eine Rallye 35 veranstaltet mit dem Rallyezentrum in Rotthalmünster, unweite dem CER-Hauptort Bad Griesbach. Zwei Wertungsprüfungen standen mit je zwei Durchgängen auf dem Programm: die zuschauerfreundliche Feller-Arena, bekannt aus früheren 3-Städte-Zeiten, mit 6,5 km sowie eine neue Prüfung bei Triftern, ein Sprint über 10,5 km mit 2 km Schotter. Rudi Reindl und Michael Ehrle (Mitsubishi) fuhren ihren 50 Konkurrenten auf und davon und gewannen mit 46 Sekunden Vorsprung.

Weileder zählte mit seinem Evo-Kollegen Schweiger und dem Clio-Ass Allkofer zu dem schnellen Trio, das sich um Platz 2 balgte. Vor dem finalen zweiten Triftern-Durchgang lagen sie innerhalb von nur drei Sekunden – und nach 10 WP-Kilometern auf der letzten Rille ebenso!

Andreas Schweiger, aus einem NAVC-Club stammend, und Co-Neuling Sebastian Zehender retteten drei Zehntel Vorsprung ins Ziel gegenüber Rudi und Lea Weileder. Christian Allkofer und Kathi Götzenberger verpassten als Vierte zwar wie bei der Rallye Labertal das Podium, gewannen aber überlegen die 2-Liter-Klasse vor dem Markenkollegen Patrick Bannert und dem BMW von Simon Blüml, der mit seinem Bruder Gabriel als bestes der vier Blüml-Teams auf Rang 10 fuhr.

Dominik und Simone Weileder gewannen die „Opel-Adam-Klasse“ NC4, nachdem der sieggewohnte Stefan Bretzner einmal angeeckt hatte. Die Gruppe G war diesmal relativ dünn besetzt, Thomas Schwaiger und Thomas Fischer erreichten im Opel Astra OPC als Schnellste das Ziel, wo 34 von 51 Fahrzeuge im Parc Fermé abgestellt wurden.

Ergebnis 24. Emmersdorfer Pfingst-Rallye am 31. Mai 2025
1.Rudi Reindl / Michael EhrleMitsubishi Evo 9NC121:52,8
2.Andreas Schweiger / Sebastian ZehenderMitsubishi Evo 9NC1+ 43,0
3.Rudi Weileder / Lea WeilederMitsubishi Evo 8NC1+ 43,3
4.Christian Allkofer / Kathi GötzenbergerRenault Clio III RSNC3+ 46,3
5.Thimo Tremmel / Tamara LutzPeugeot 208 Rally4RC4+ 1:02,4
6.Markus Ederer / Stella WinnikBMW M3 E36NC2+ 1:04,3
7.Patrick Scherer / Heike DammBMW M3 E46NC1+ 1:12,8
8.Manfred Nothdurfter / Alex WechselbergerSubaru Impreza STINC1+ 1:31,1
9.Patrick Bannert / Selina HaidlRenault Clio II RSNC3+ 1:32,9
10.Simon Blüml / Gabriel BlümlBMW 320is E30NC3+ 2:21,4

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