Dritter Schmiedeberg-Sieg für Andervang

Vor dem Start entdeckt er einen schlappen Stoßdämpfer, auf WP 2 fliegt eine Finne vorbei, auf WP 3 zerfleddert er die Hyundai-Schnauze. Aber am Ende des Tages steht Stig Andervang mit seiner Copilotin Natalie Solbach-Schmidt strahlend als Erster auf der Bühne.

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8. September 2025

Michael Heimrich

Alle 89 angemeldeten Teams erscheinen zur 20. ADMV-Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg und präsentieren sich und ihre Fahrzeuge bei der Abnahme im Festzelt im gastgebenden Dorf Meuro. Nach dem Show-Start vor dem Schmiedeberger Kurhaus stehen als Auftakt 9,4 km durch den hügeligen Wald zwischen Meuro und Reinharz auf dem Programm.

Der Favorit Stig Andervang im Hyundai i20 Rally2 setzt die erste Bestzeit vor dem Finnen Jesse Kallio im „alten“ Mitsubishi Evo 9, noch vor den Skoda-R5-Piloten Herbert Lösch und Thomas Lorenz sowie den Mitsubishi von Lokalmatador Matthias Koch und Schotter-Cup-Spitzenreiter Raphael Ramonat. An Daniel Rexhausens Fabia sorgt ein unwilliger Turbolader für das frühe Aus.

Der 26-jährige Kallio schockt die Konkurrenz mit der Bestzeit – knapp vor Andervang und Lösch – auf der WP 2 bei Trebitz: 3 km schmaler Waldweg, 2 km Highspeed-Sandweg und 2 km schnelle Landstraße. Dann fallen auf der Königsprüfung, 2,6 Runden um den Gollmer Berg über 16 km, mehrere Vorentscheidungen. Lösch fällt mit einem Fahrwerksschaden aus, Lorenz eckt leicht an und fährt ohne rechten Vorderkotflügel weiter. Kallio wird von einer defekten Aufhängung eingebremst, der gerade auf Platz 2 vorgefahrenen Petri Reinikainen im Ford Fiesta R5 von einem zerstörten Stoßdämpfer.

Andervang erreicht die Halbzeitpause zwar als Spitzenreiter, verbraucht aber viele Meter Klebeband, um diverse Plastikteile zu befestigen. Die beiden Finnen geben ihre Bordkarten ab, zu groß sind die Schäden. Dadurch startet der Schwede mit mehr als einer Minute Vorsprung in die zweite Schleife vor dem Dreier-Pulk Ramonat-Lorenz-Koch, Mark Schindler im Subaru und dem schnellsten 2WD-Piloten Patrick Pusch.

Thomas Lorenz und Marc Schwegler geben im Buggy-ähnlichen Skoda Fabia R5 kräftig Gas, erzielen zwei Bestzeiten und fahren auf den zweiten Gesamtrang. Stig Andervang und Natalie Solbach-Schmidt verwalten ihren Vorsprung mit Köpfchen und können im Ziel den Gesamtsieg feiern. Für den 66-jährigen Andervang bedeutet der dritte Sieg in Bad Schmiedeberg schon den zweiten Hattrick (nach der Roland-Rallye) in dieser Saison. Nach Kochs Ausfall in WP 4 fahren Raphael Ramonat und Karina Derda unbedrängt zum Klassensieg und als Dritte aufs Podium, das Mark Schindler und Stefan Pfister als Vierte um 28 Sekunden verpassen.

Dahinter landen – trotz 78% Schotter und Sand – schon die besten Fronttriebler. Wie erwartet legt das Trio mit Patrick Pusch (Opel), Tom Kässer und Fabian Schulze (beide Peugeot) ein Höllentempo vor, das manch einen Allrad-Piloten blass werden lässt, und landen im Ziel auf den Rängen 5 bis 7. Uwe Joachim schafft bei seinem Rally4-Debüt den Sprung in die Top 10. Und weil auch Rallye-Neuling Paul Schmidt das Mitteleuropa-Debüt des Lancia Ypsilon mit Rang 21 beendet, stehen alle 5 gestarteten Rally4-Autos im Parc Fermé.

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Das ist bemerkenswert, denn in der zweiten Schleife werden die Naturwege rumpliger, besonders auf dem gegenläufig befahrenen Rundkurs am Gollmer Berg, und sorgen für eine Ausfallquote von 38%. Unter den Opfern ist auch der BMW M3 des zweimaligen Schotter-Cup-Siegers Jan Schneider, so dass die Holsteiner Timo von Appen und Lisa Brodhagen im Volvo 240 den Sieg in der 3-Liter-Klasse feiern können vor Sven Schumann und Torsten Hopfer im Audi 90 Quattro.

Die 2-Liter-Klasse, mit 17 Fahrzeugen besetzt, erlebt einen furiosen Endspurt von Stephan Dammaschke und Andrea Selzer im Renault Clio Ragnotti, die auf dem finalen Rundkurs noch am Honda Civic der bis dahin führenden Rigo Sonntag und Karsten Schneider vorbeiziehen. Nur fünf Zehntel hinter Sonntag erreichen Mario Urban und Michelle Schafferhans im BMW 318 Compact das Ziel, die damit die Hecktriebler-Wertung und den 318is-Cup gewinnen. Platz 4 reicht für das Fiesta-ST-Team Yannik Keller und Lilly Kunz, um die Führung in der Sächsischen Meisterschaft und der ADMV-U25-Wertung zu behaupten.

Bei den 1600-cm³-Fahrzeugen geben Andreas Schramm (VW Polo) und der 21-jährige Finne Aleksi Hallia (Suzuki Swift) in der ersten Halbzeit das Tempo an, fallen aber in der zweiten Schleife mit defekten Antriebswellen aus. So gehen die Klassensiegerpokale an die Geschwister Karl Otto und Anna Niebäumer, die im Suzuki Swift ein erfolgreiches Schotter-Debüt hinlegen. Zweite werden Pierre Günther und Susann Gebauer im Honda Civic und bleiben somit Spitzenreiter in der ADMV-Rallye-Meisterschaft. Ian und Ronny Hayn sind bei ihrem Heimspiel glänzend aufgelegt, der erst 16-jährige Ian Hayn fährt im Suzuki Swift auf Rang 3 und lässt seinen um 54 Jahre älteren Förderer Thomas Leonhardt um 11 Sekunden hinter sich. In der kleinsten Gruppe-F-Klasse sorgt der Ausfall von Alexander und Conny Klemm, an deren Cinquecento eine Halbwelle bricht, für ein Trabant-Duell um den Klassensieg. Auf der letzten Prüfung entscheidet ein Plattfuß am Trabant von Mario Keller und Max Decker den Kampf zu Gunsten von Thomas Grimm und Alexander Meyer.

In der Gruppe G sind André Raupach und Clara Wildgrube im Toyota Yaris ohne Konkurrenz und erreichen Platz 8 in der Gesamtwertung. Alois Scheidhammer und August Regner, diesmal im Allrad-Subaru, verlieren durch einen Reifenschaden auf WP 6 den Sieg in der Klasse NC8 an Benjamin Zander und Joshua Sander im Seat Ibiza, die damit ihre Führung in der Landesmeisterschaft Berlin-Brandenburg ausbauen. Die kleinste Klasse NC9 erlebt einen Volvo-940-Dreifachsieg mit Norbert Meyer und Steffen Schrön an der Spitze, gleichzeitig Sieger im Volvo Original Cup.

Der Schotter-Cup verzeichnet einen neuen Rekord: 66 von 88 eingeschrieben Teams sind rund um Bad Schmiedeberg am Start. Raphael Ramonat hat die Führung gefestigt, Fabian Schulze bleibt der erste Verfolger. Bei den U25-Junioren führt der Teenager Ian Hayn vor Moritz Wagner und Yannik Keller. Pierre Günther liegt weiterhin an der Spitze der ADMV-Meisterschaft, gefolgt von Raphael Ramonat und Markus Roch.

Unter den 14 Teams der Histo-Rallye zeigen die Führenden des ADMV-Histo-Rallye-Cup Flagge: Spitzenreiter Patrick Querner und Sebastian Geisler im 95er Cinquecento auf Platz 2, die Ex-Meister Kay Rudolf und Mario Kretschmar im 97er Octavia auf Platz 3 und Titelverteidiger Thomas Spöhrer und Michael Senf im 89er Trabant auf Platz 4. Den Sieg aber holen sich der Junior Noah Dürr – trotz seiner Handicaps – und der 67-jährige Bernd Lutz aus dem Schwarzwald im ältesten Fahrzeug, dem „Drei-Farben-Golf“ aus dem Jahr 1982.

Optimales Rallyewetter, herausfordernde Wertungsprüfungen, eine Top-Organisation und eine ausgelassene Stimmung abends im Festzeit sind markante Kennzeichen der Rallye Bad Schmiedeberg. Rutger Hesselink, 700 km weit aus den Niederlanden angereist und in der dritten Prüfung ausgefallen, bringt es um Mitternacht im Zelt auf den Punkt: „Eine Spitzen-Veranstaltung. Wir kommen wieder.“

Ergebnis 20. ADMV-Rallye Bad Schmiedeberg am 6. September 2025
1. Stig Andervang / Natalie Solbach-Schmidt Hyundai i20N Rally2 RC2 36:17,8
2. Thomas Lorenz / Marc Schwegler Skoda Fabia R5 RC2 + 1:19,7
3. Raphael Ramonat / Karina Derda Mitsubishi Evo 10 NC1 + 2:00,3
4. Mark Schindler / Stefan Pfister Subaru Impreza GT NC1 + 2:28,8
5. Patrick Pusch / Tilmann Bößert Opel Corsa Rally4 RC4 + 2:55,7
6. Tom Kässer / Stephan Schneeweiß Peugeot 208 Rally RC4 + 3:15,6
7. Fabian Schulze / Clara Bettge Peugeot 208 Rally RC4 + 3:37,9
8. André Raupach / Clara Wildgrube Toyota GR Yaris NC6 + 4:25,3
9. Markus Roch / Renee Roch Subaru Impreza N12 NC1 + 4:30,4
10. Uwe Joachim / Paul Knüpfer Opel Corsa Rally4 RC4 + 5:32,3
11. Thomas Pahlitzsch / Kevin Pust-Schmidt Peugeot 208 T16 RC2 + 5:43,6
12. Stephan Dammaschke / Andrea Selzer Renault Clio Ragnotti NC3 + 5:49,9

Stand Schotter-Cup: 1. Ramonat 2795, 2. Schulze 2413, 3. Urban 2109, 4. Andervang 1907, 5. Günther 1712, 6. Joachim 1671, 7. Kunze 1663, 8. Hayn 1605, 9. Zander 1581, 10. Meyer 1451. Junioren: 1. Hayn, 2. Wagner, 3. Keller

Stand ADMV-Meisterschaft: 1. Günther 3605, 2. Ramonat 3257, 3. Roch 3032, 4. Sonntag 2851, 5. Kunze 2743, 6. Keller 2583, 7. Zander 2550, 8. Schulze 2459. Junioren: 1. Keller, 2. Hayn, 3. Loof

Nächste Läufe: Rallye Grünhain am 13. September (ADMV) und Havelland-Rallye am 11. Oktober (Schotter)

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