Rallye Sardinien

Zweites Heimspiel für Robert Kubica

Der Juni ist für Robert Kubica ein Monat voller Heimspiele. Noch vor dem WM-Lauf in seinem Geburtsland Polen geht der Ex-Formel 1-Pilot an diesem Wochenende auch bei der Rallye Italien an den Start – wo er seit seiner Kartzeit lebt.

<strong>ZUVERSICHTLICH:</strong> Robert Kubica will von seinen Erfahrungen aus dem Vorjahr profitieren

Nicht nur, aber vor allem in seiner Heimat Polen ist Robert Kubica längst ein absoluter Superstar. Ein Interview mit dem gebürtigen Krakauer – so unser Kalkül – wäre deswegen bei der Sardinien-Rallye Italien viel entspannter zu führen als bei der Rallye Polen, wenn er sich vor lauter Fans vermutlich nicht mehr wird retten können.

Ziemlich genau sechs Jahre ist es her, dass Kubica als BMW-Sauber-Pilot am 8. Juni 2008 den Großen Preis von Kanada gewann – der erste Grand Prix-Sieg eines Polen in der Formel 1-Geschichte. Damit stieg er nicht nur in den Fahrer-Olymp auf, sondern eroberte auch die Herzen von Anhängern in gleich zwei Heimatländern.

Zwei Heimatländer? Genau: Kubica war bereits im zarten Alter von 13 Jahren nach Italien gezogen, um die dortigen Kart-Meisterschaften zu bestreiten – eine vergleichbare Herausforderung gab es in Polen nicht. 1998 entschied er als erster Zugereister das italienische Junior-Championat für sich. In Italien sammelte er 2009 zudem erste Erfahrungen am Steuer eines Rallye-Autos. In Italien erlitt er 2011 aber auch seinen schweren Unfall, der Abflug auf der Ronde di Andora beendete seine Grand Prix-Karriere abrupt. Und es war wiederum Italien, wo er später seinen ersten Gesamtsieg bei einer Rallye einfuhr: am Steuer eines Subaru Impreza WRC bei der Ronde Gomitolo di Lana. Im vergangenen Jahr konnte sich Kubica mit einem Michelin bereiften Citroën DS3 RRC bei der Sardinien-Rallye auch die WRC2-Klasse sichern.

„Ich habe so lange Zeit meines Lebens in Italien verbracht, dieses Wochenende ist für mich bereits so etwas wie ein Heimspiel“, versicherte der Pole in fließendem Italienisch gegenüber BestofRallylive. „Ich habe den WM-Lauf erstmals 2007 als Zuschauer verfolgt – eine tolle Veranstaltung, vielleicht die anspruchsvollste auf der Welt. Die Wertungsprüfungen sind sehr schmal, jeder Fehler wird bestraft. Präzision ist mehr gefragt als große Driftwinkel – vielleicht haben wir es im vergangenen Jahr deswegen so gut auf den Punkt gebracht. Diese Erfahrungen von 2013 machen es uns nun deutlich einfacher. Wir gehen Kurven jetzt etwas anders an, mein Fahrstil ist viel instinktiver geworden. Während unserer Tests hier haben wir die gleiche gut drei Kilometer lange Strecke genutzt wie im vergangenen Jahr, waren aber rund sieben Sekunden schneller. Okay, ein Teil davon geht sicherlich auf das Konto des Fiesta RS WRC, aber der Unterschied ist schon deutlich. Mir fällt das Fahren jetzt viel leichter.“

Nach dem Gewinn des 2013er WRC2-Titels ist Kubica gleich mit zwei Wertungsprüfungs-Bestzeiten bei der Rallye Monte Carlo in die Saison 2014 gestartet. Dem schloss sich eine eher gebrauchte Phase an mit verschiedenen Abflügen und verpassten Zielankünften. Erst sein vorsichtiger Auftritt in Argentinien, wo er als bester Ford-Pilot auf Rang sechs nach vorne fuhr, durchbrach diese Negativserie. „In Argentinien haben wir zwar ein gutes Resultat erreicht – zufrieden mit meiner Fahrerei und meiner Schnelligkeit war ich deswegen aber nicht“, so der Pole. „Klar ist es wichtig, über die Zielrampe zu rollen – aber wenn du nicht richtig schnell fährst, kannst du auch nicht so viel lernen.“

Die große Stunde könnte für Robert Kubica spätestens dann schlagen, wenn in der zweiten Saisonhälfte die Asphalt-Rallyes auf dem Programm stehen. Bis dahin kann er sich auf größten Fan-Zuspruch bei der Schotterveranstaltung in Polen freuen. „Eine nette Rallye, ich rechne mit enorm vielen Zuschauern. Mit eigenen Augen habe ich diesen Event aber noch nie gesehen, das ging sich terminlich nie aus. Auch wenn ich natürlich so ausführlich und lang wie möglich mit meinen Fans reden möchte: Ich fürchte, da werden angesichts des dicht gedrängten Zeitplans nicht viele Gelegenheiten übrig bleiben – und wir dürfen auch unsere Konzentration auf das eigentliche Geschehen nicht verlieren.“ 

GALERIE: Die Bilder der Rallye Sardinien ...

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