Zukunft der Rallye-WM

Wie lange kann sich Korsika noch halten?

Der WRC-Promoter und die Teams würden Korsika am liebsten so schnell wie möglich los werden, doch FIA-Präsident Jean Todt hält eisern zur ‚Rallye der 10.000 Kurven‘. Aber der Gegenwind wird rauer.

In einem Punkt sind sich alle einig: Keine Asphaltrallye der Welt ist so anspruchsvoll wie die Rallye Korsika. Die Strecken sind eng und kurvig, die längste Gerade ist gefühlt nur 50 Meter lang. Doch damit endet bereits die Begeisterung für die ‚Tour de Corse‘.

Wenig Zuschauer, weite Wege, kaum Hotels, überteuerte Flugtickets und am schlimmsten: Um die 13 im korsischen Touristenverband vereinten Regional- und Städtepartner zu beglücken, steuert die Rallye nahezu alle Ecken der Mittelmeerinsel an. Die Folge: Der Servicepark glich sowohl am Freitag als auch am Sonntag einer Geisterstadt. Entsprechend groß ist der Unmut bei den Herstellern. 

Die Gunst der Stunde will der WRC Promoter nun nutzen und trommelt kräftig für ein Umdenken in Frankreich. „Man wird keinen negativen Kommentar von mir hören. Die Organisatoren haben fantastische Anstrengungen unternommen“, betont Oliver Ciesla, Chef der WRC Promoter GmbH, diplomatisch geschickt, um anschließend noch geschickter für einen Umzug auf das Festland zu werben. „Aber es wäre großartig, diese Qualität der Veranstaltung auf dem französischen Festland zu haben und nicht auf einer Insel. Es wäre wahrscheinlich die größte Rallye der Welt. Wir könnten eine halbe Million Zuschauer anziehen. Es wäre außergewöhnlich.“

Todt als Unterstützer

Nach dem Abschied von Sebastien Loeb kehrte die Rallye Frankreich 2014 aus dem Elsass nach Korsika zurück. Vor allem FIA-Präsident Jean Todt zog im Hintergrund an allen Hebeln, um die ungewöhnlich schnell abgewickelte Verlagerung über die Bühne zu bringen. Der kleine Franzose mit der gewaltigen Macht ist seitdem der große Verfechter des WM-Laufs auf Korsika und trat allen Abwanderungsgedanken entschieden entgegen.

Dominique Serieys, Generaldirektor des französischen Motorsportverbands FFSA versucht die wirtschaftlichen Vorteile ins rechte Licht zu rücken und schießt sich damit ungewollt ein Eigentor. „Neun Millionen Euro spült der WM-Lauf nach Korsika“, berichtet Serieys. Zum Vergleich: Die Rallye Portugal bringt der Region um Porto satte 65 Millionen Euro. Im Gerangel um die begehrten WM-Prädikate kann sich Korsika und damit auch Frankreich nicht ewig auf den Todt-Faktor verlassen.

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