WRC 2020

Zittern in Schweden - Findet der WM-Lauf statt?

Droht der Rallye Schweden nach 1990 die zweite Absage wegen zu milder Temperaturen? Die Veranstalter hoffen weiterhin auf einen Wetterumschwung in den nächsten Tagen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und auch in Schweden geben sich die Veranstalter des WM-Laufs weiterhin zuversichtlich, dass sich die Lage deutlich ändert. Aktuell ist von Eis und Schnee wenig zu sehen, es herrschen Temperaturen im Plusbereich.

Glenn Olsen, Chef der Rallye Schweden, weilte beim Saisonstart in Monte Carlo um FIA und Hersteller über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren. Alle Seiten sind jedoch zuversichtlich, dass sich die angespannte Situation bessern wird, weil es Anfang Februar deutlich kälter werden soll.

Viel Zeit sollte sich Väterchen Frost nicht lassen, denn am 3. Februar – zehn Tage vor dem Start der Rallye – will die FIA eine Entscheidung fällen, ob der WM-Lauf wie geplant über die Bühne gehen kann. Sollte sich das Wetter nicht ändern, droht nach 1990 die zweite Absage wegen zu milder Temperaturen.

Kummer mit dem Wetter sind die Veranstalter gewohnt. 1999 wurde die Rallye Schweden verkürzt, 2002 kamen Frost und Schnee exakt am Abend vor dem Start, 2008 war Schweden ein Winter-Wunderland, aber am Freitag setzte starkes Tauwetter ein. Bei bis zu acht Grad Plus verwandelte sich der Service-Park in Hagfors in einen Tümpel. Die Erinnerungen an die Ausgabe 2016 sind noch frisch: Das Rennen gegen die Zeit und das Thermometer war spannender als die Action auf den Pisten. Am Freitagmorgen wollten Fahrer die komplett schneefreie erste Prüfung in Thorsby noch boykottieren.

Olsen zeigt sich wie immer optimistisch, dass in letzter Sekunde doch noch alles gut wird. Fällt das Thermometer unter die Nullgrad-Grenze, dann kann er die Strecken bewässern lassen, um so für die dringend notwendige Eisschicht zu sorgen.

Die meisten Prüfungen führen durch private Forste. Sie gehören Holzgesellschaften oder Kommunen, die dem Veranstalter die Nutzung erlauben. Um die Instandhaltung der geschotterten Pisten kümmern sich die Holzfirmen oder kleine Gemeinschaften der Anwohner. Die Rallye ist hochwillkommen, denn anschließend repariert die Schweden-Rallye GmbH die Straßen. Den Veranstalter kosten die Arbeiten eine sechsstellige Euro-Summe. Sollten sich die Rallye-Autos mit ihren schmalen Spike-Reifen bis auf den Schotter durcharbeiten, dürfte die Summe deutlich höher ausfallen – ein finanzielles Risiko für den Veranstalter.

Kein Umzug in den Norden

Värmland bedeutet warmes Land und als solches steht die Rallye Schweden seit einem Vierteljahrhundert in der Kritik. Man fusionierte bereits mit Norwegen und führt im Nachbarland die erste Etappe durch, aber das ist auch das höchste der Gefühle, denn einen großen Batzen des zwei Millionen Euro großen Budgets tragen Investoren aus dem Raum Hagfors bei.

Nicht nur deshalb ist der Umzug der Rallye Schweden reine Theorie. Den Mammutanteil der Helfer stellen regionale Motorsportclubs aus Värmland. Es sind seit 1950 gewachsene Strukturen. „Wenn man wirkliche Schneesicherheit haben will, musst man ganz in den Norden nach Lappland gehen. Aber da gibt es noch weniger Hotels, und dann müsste ich einen großen Sponsor finden, der mir anderthalb Millionen Euro zahlt“, so Olson, den aktuell ganz andere Sorgen plagen. Selbst wenn es gelingt, die Strecken noch rechtzeitig zu präparieren, müssen auch genügend Plätze und Zufahrten für Zuschauer hergerichtet werden, damit diese nicht im Matsch versinken.

Einen Plan B haben die Veranstalter bereits ausgearbeitet. Dieser sieht neben einer Verkürzung der Strecken auch eine Veränderung im Ablauf der gleichzeitig laufenden Histo-Rallye vor. Auch die Werksteams von Toyota und Hyundai haben bereits reagiert und ihr Programm angepasst: Die in der kommenden Woche geplanten Testfahrten wurden abgesagt.

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