Recce Fahrzeuge

Warum Thierry Neuville in einem BMW sitzt

Preisfrage: Welche Fahrzeuge haben die meisten Kilometer auf WM-Prüfungen abgespult? Es sind die Recce-Fahrzeuge, die teilweise seit über 15 Jahren im Einsatz sind. Die Werksteams setzen dabei auf ganz unterschiedliche Modelle.

Hyundai nutzt den BMW 120d als Recce-Fahrzeug

Beim Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft stellte sich für Hyundai natürlich auch die Frage, welche Fahrzeuge man für das Recce, der offiziellen Streckenbesichtigung, nutzen möchte. Schnell reifte der Entschluss, dass man nicht auf Modelle der Konkurrenz von Mitsubishi, oder Subaru setzen wollte, sondern andere Wege gehen will. Aus Mangel an eigenen Allradfahrzeugen fiel am Ende die Wahl auf einen allradgetriebenen 120d von BMW.

Seitdem sitzen Thierry Neuville und Co im Kleinwagen aus Bayern, der unter anderem mit eine Proflex-Fahrwerk, Wegstreckenzähler und Zusatzscheinwerfern ausgerüstet wurde. Kleiner Unterschied zur Konkurrenz: Der 1er wird von einem drehmomentstarken Dieselmotor angetrieben und besitzt immer noch die serienmäßige H-Schaltung. Auf den Einbau eines Käfigs verzichtete Hyundai.

Citroën setzte lange Jahre auf den Evo von Mitsubishi, doch während der Vorbereitung auf das WM-Comeback reifte bei den Franzosen die Erkenntnis, dass nicht mehr genügend Ersatzteile für die Autos zur Verfügung stehen. Man wechselte notgedrungen zu Subaru. Diese Fahrzeuge werden natürlich auch von Toyota verwendet, schließlich zählt die japanische Kult-Marke zum Konzern.

Bei M-Sport nutzt Sebastien einen Focus RS, Elfy Evans muss sich mit dem Volvo begnügen

Zweitgeteilt ist das Bild bei M-Sport. Dort sind noch immer die altgedienten Volvo S60 im Einsatz – seit 2002 wohlgemerkt! Das Team von Malcolm Wilson baute in den Folgejahren 21 Volvos auf, mit denen bereits etliche WM-Stars über die Strecken fuhren. Nur Weltmeister Sebastien Ogier nahm nach seinem Wechsel von Volkswagen in einem Ford Focus RS Platz. „Der entspricht einfach mehr meinem Rallyeauto“, so der Franzose und Thierry Neuville pflichtet ihm bei: „Der Volvo ist ein echter Panzer.“

Blick in den Recce-BMW 120d von Hyundai

Auch Andreas Mikkelsen lernte im Laufe seiner Karriere einige Recce-Autos kennen und schwärmt noch immer vom Golf R von Volkswagen Motorsport. „Das war insgesamt gesehen das beste Auto“, so der Norweger, dem seiner neuer 190 PS starker ‚Hyundai-BMW‘ nach eigener Aussage „etwas zu schwachbrüstig ist. Aber dafür ist er nicht so steif wie der Subaru. Beim Abfahren der Prüfung und dem Erstellen des Schriebs will man es doch schon ein wenig komfortabler als im Einsatzauto.“

Begriff "Recce" - Im Training (Recce. von frz. Reconaissance) fahren Fahrer und Beifahrer mit einem serienmäßigen Auto die Wertungsprüfungen ab und machen den Aufschrieb. Seit geraumer Zeit ist das Training in der Rallye-WM stark eingeschränkt. Jedes Team darf nur zweimal die Strecke abfahren, zudem gilt ein strenges Tempolimit, das mit einer satellitengesteuerten Black-Box kontrolliert wird. Der Fahrer muss dennoch einschätzen können, wie schnell er später an dieser Stelle sein kann, ohne abzufliegen. Das ist die hohe Kunst des Rallyefahrens.

« zurück