WM 2015

Wales: Wer wird Vize-Weltmeister?

Ganz vorne hat Sebastien Ogier längst alles klar gemacht. Spannend bleibt nur noch die Frage, in welcher Rangfolge sich Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen aus der Saison verabschieden. Die Rallye Großbritannien wird die Antwort liefern.

Die Ausgangslage vor dem Saisonfinale ist klar. Jari-Matti Latvala und Beifahrer Miikka Anttila haben sich 24 Zähler Vorsprung auf Andreas Mikkelsen und Ola Floene erarbeitet. Weil maximal 28 Punkte in Wales zu vergeben sind, bedeutet das für Mikkelsen/Floene: Nur mit einem weiteren Sieg ist der Vize-Titel noch erreichbar. Für Latvala/Anttila gilt: Holen sie vier weitere Zähler, sind sie die WM-Zweiten des Jahres 2015.

Leicht wird die Rallye im walisischen Norden keineswegs: „Gartheiniog“, „Aberhirnant“ oder „Alwen“ – so beschaulich walisisch die Namen auch klingen, die Wertungsprüfungen durch dichte Wälder haben es in jedem Fall in sich und erfordern ein Höchstmaß an Konzentration. Nicht zuletzt aufgrund der schwierig einzuschätzenden Wetterbedingungen gilt der Traditionslauf auf der Insel als eine der größten Herausforderungen im Kalender.

Latvala-Debüt vor 13 Jahren

„Die Wertungsprüfungen bei der Rallye Großbritannien führen zum Großteil durch Wälder und sind sehr schnell und flüssig zu fahren. Das gefällt mir, weil es mich an die Rallye Finnland erinnert“, sagt Latvala. „Die Rallye Großbritannien ist nicht nur deshalb für mich wie eine zweite Heim-Rallye. Ich verbinde einfach tolle Erlebnisse mit Wales: 2002 habe ich dort mein Debüt in der Rallye-WM gefeiert, 2011 und 2012 habe ich gewonnen. Das würde ich natürlich in diesem Jahr gern wiederholen. In den ersten Rallyes des Jahres hatten Miikka und ich ein paar Schwierigkeiten. Wir haben aber gemeinsam die Wende geschafft und möchten nun mit einem guten Ergebnis unsere erfolgreiche zweite Saisonhälfte krönen.“

So unvorhersehbar wie das Wetter, so unberechenbar ist auch der Untergrund in Wales. Nicht selten hat sich der Belag in den vergangenen Jahren binnen weniger Minuten von Schotter in Schlamm und Matsch verwandelt. Noch 19 Wertungsprüfungen auf 310,15 Kilometern stehen Fahrern und Beifahrern in dieser Saison bevor und die meisten davon dürften noch in guter Erinnerung sein: Fast 90 Prozent der Strecke aus dem Vorjahr wurden beibehalten.

Zweite Heimat von Mikkelsen

„Zu Wales habe ich eine spezielle Verbindung: Ich bin im Alter von 17 Jahren dorthin gezogen, um meinen Führerschein zu machen. Außerdem habe ich in Wales meine erste WM-Rallye bestritten. Deswegen ist es natürlich immer ein schönes Gefühl, auf diese Streckenabschnitte zurückzukehren“, meint Mikkelsen. „Nach dem Sieg in Spanien habe ich Blut geleckt. Jetzt möchte ich so schnell wie möglich wieder gewinnen.“

Während Latvala und Mikkelsen mit den Säbeln rasseln, versucht Sebastien Ogier seinen Unfall in Spanien abzuhaken. Der Patzer auf seiner Lieblingsdisziplin „Bestzeit Power-Stage“ tat weh, mit einem weiteren Sieg könnten die Wunden endgültig verheilen. „Egal, ob es die erste oder die letzte Rallye einer Saison ist: Ich will immer gewinnen und das gilt auch für die Rallye Großbritannien“, macht der Weltmeister seinen beiden Teamkollegen wenig Hoffnungen, von ihm in irgendeiner Weise Geschenke zu erwarten.

Neue Bestmarke für Polo R WRC?

In Wales könnte das VW-Team einen weiteren Meilenstein erreicht werden: Bislang gingen 489 WP-Bestzeiten auf das Konto des Polo R WRC: Die 500er-Schallmauer ist in Reichweite. Dazu müssten die drei Volkswagen Piloten aber mächtig Gas geben: Nur 19 Wertungsprüfungen sind bei der Rallye GB insgesamt zu absolvieren. Vielleicht ist es sogar die letzte Möglichkeit für Ogier & Co diesen Bestwert zu erzielen. Nach den jüngsten Enthüllungen im VW-Abgasskandal steht die Zukunft des Motorsportprogramms mehr denn je in Frage.

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