Rallye Sardinien nach WP9

VW-Duo übernimmt das Kommando

Volkswagen kann sich nicht nur auf die eigene Stärke verlassen, auch die Gegner stellen sich in schöner Regelmäßigkeit ein Bein. Deshalb überrascht es kaum jemanden, dass Jari-Matti Latvala und Sebastien Ogier vorn liegen.

<strong>AUF UND DAVON:</strong> Sebastien Ogier musste zwar heute die Straße kehren, aber das hielt ihn nicht davon ab, bis auf Platz 2 nach vorne zu fahren

Jari-Matti Latvala ist der neugewonnene Fahrspaß deutlich anzumerken. Quälte er sich im Vorjahr noch mit einem Polo R WRC umher, der zu 100 Prozent auf seinen Teamkollegen Sebastien Ogier zugeschnitten war, so hat der Finne jetzt den Dreh raus. Mit 22 Sekunden Vorsprung führt er die Rallye Sardinien nach der ersten Etappe an. „Vor der Rallye hätte ich nicht erwartet, heute zu führen, denn unsere frühe Startposition war kein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Aber es war ein toller Tag. Es gab zwar ein paar Probleme zu Beginn, doch diese Sache war schnell gelöst und ich muss zufrieden sein“, sagte Latvala. 

  

Sebastien Ogier erreichte zwar als Zweiter das Etappenziel, aber der Verlauf des Tages war nicht nach dem Geschmack des WM-Spitzenreiters, der als erster Fahrer die verstaubten Prüfungen sauber fegen musste. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber ich konnte heute nicht schneller fahren“, meinte Ogier. „Morgen werde ich natürlich weiter pushen und angreifen.“

 

Citroën-Pilot Mads Östberg verhindert als Dritter eine VW-Dreiffachführung, denn Andreas Mikkelsen scheint die Rückkehr seines ehemaligen Beifahrers Ola Floene zusätzlich zu beflügeln, er liegt nur knapp hinter dem Podium auf dem vierten Rang. „Wir haben versucht das Beste aus unserer Situation zu machen. Ich denke, das ist uns geglückt und wir haben jetzt gute Ausgangspositionen für die kommenden Rallye-Tage“, sagte Mikkelsen. „Ola hat einen perfekten Job gemacht. Dass die ‚Amtssprache‘ bei uns nun wieder Norwegisch ist, ist super. Apropos Norwegen: Morgen wollen wir versuchen, das Norweger-Duell mit Mads Östberg zu gewinnen.“ - Einziger Schreckmoment für Mikkelsen: Teamkollege Latvala verpasst auf der Verbindungsetappe einen Abzweig und trifft beim Zurücksetzen ausgerechnet den Polo von Mikkelsen. Zum Glück gab es nur kleine Blessuren an beiden Autos.

 

  

Die Konkurrenz konnte aus dem Startplatznachteil der beiden führenden VW-Piloten keinen Vorteil ziehen. Zuerst brannte der Ford Fiesta WRC von Mikko Hirvonen auf einer Verbindungsetappe ab. Dann versagte im Citroën von Kris Meeke die Lichtmaschine ihren Dienst und als die beiden Hyundais mit Thierry Neuville und Juho Hänninen innerhalb von wenigen Minuten in Schwierigkeiten gerieten, war der Weg für Latvala und Ogier frei.

 

Robert Kubica hatte nicht den Anspruch um die Spitze zu kämpfen, der Pole konzentrierte sich erneut darauf, wichtige Erfahrungen zu sammeln und keinen Fehler zu machen. „Es war mein bislang bester Tag auf Schotter im World Rally Car“, freute sich Kubica über seinen fünften Rang. Pech hatte dagegen Markenkollege Martin Prokop, der zunächst auf Rang drei geführt wurde, dann aber viel Zeit verlor, auch weil er auf der letzten Prüfung in einem Graben landete. Hinter M-Sport-Pilot Elfyn Evans übernachtet der Tscheche nur noch als Siebter.

 

Nicht nur der weitere Verlauf des Spitzenduells zwischen Latvala und Ogier bietet noch genügend Spannung für die restliche Rallye, auch in der WRC2 geht es ordentlich zur Sache. Die Araber Yazeed Al-Rajhi und Nasser Al-Attiyah (beide Ford Fiesta RRC) führen das Feld an, sie trennen aber lediglich 4,1 Sekunden. Ausgeschieden ist dagegen WRC2-Spitzenreiter Karl Kruuda (Peugeot 208 T16), er musste in Führung liegend wegen eines Aufhängungsschaden aufgeben.

 

59 Kilometer-Prüfung wartet

 

Der Rallye-Samstag wird auch vom Zeitplan äußerst spannend: Bereits am frühen Morgen um 6.30 Uhr brechen die WM-Teilnehmer aus dem Servicepark auf – Schluss ist erst um 00.10 Uhr in der Nacht. Mehr als 640 Kilometer stehen auf dem Programm, dazu gehören 156,80 gewertete Kilometer und vier Wertungsprüfungen. Vor allem die neu geschaffene WP „Monte Lerno“ hat es in sich. Sie entstand aus ehemals zwei Prüfungen und erstreckt sich über 59,13 Kilometer. Damit gehört sie mit Sicherheit zu den eindrucksvollsten Marathon-Aufgaben im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft.

 

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