Rückzug aus WM

Vorerst letzter Start für Nobre

An diesem Wochenende erleben wir Gentleman-Drifter Paulo Nobre und seinen markanten grünen Mini wohl zum letzten Mal bei einem Weltmeisterschaftslauf. Er plant, sich zukünftig mehr seinen Aufgaben als Präsident eines der berühmtesten Fußballclubs Brasiliens zu widmen.

<strong>ABSCHIED:</strong> Paradiesvogel Paulo Nobre fährt in Spanien seinen vorerst letzten WM-Lauf

Paulo Nobres Einstellung ist mit einem Wort zusammengefasst: Leidenschaft. Hinzu kommt sein unwiderstehlicher Drang, seine Leidenschaften mit anderen zu teilen. Was immer er anpackt, er geht es mit vollem Einsatz an – Rallyefahren, Fußball, seinen Beruf als Aktien-Broker und vermutlich auch alles andere, was er in seinem Leben unternimmt.

 

Wer jemals den ausführlichen Erzählungen gelauscht hat, die der 44-Jährige nach einer Wertungsprüfung zum Besten gibt, weiß, was gemeint ist. Ihm ist klar, dass er nicht der nächste Sebastien Loeb ist – nicht selten ist er der Langsamste im Feld der World Rally Cars. Aber im Zielbereich mit ihm zu sprechen, ist garantiert unterhaltsamer als die knappen Ausführungen der richtig schnellen Leute.

 

Die Rallye Spanien könnte für lange Zeit der letzte Motorsportauftritt des Brasilianers bleiben. Er will sich jetzt stärker der zweiten Sportart seines Herzens zuwenden und kandidiert als Präsident des in Sao Paulo beheimateten Fußballclubs Sociedade Esportiva Palmeiras. Das Team gehört zu den großen Traditionsvereinen des Landes, kämpft momentan aber gegen den Abstieg aus der ersten Liga.

 

„Die Wahl findet im Januar statt“, erklärt Paolo. „Wenn ich Präsident werde, habe ich kaum noch Zeit für irgendetwas anderes. Bei Palmeiras sind die Spieler seit den 1930er Jahren Vollprofis, aber die Vereinsführung war nie wirklich professionell. Die Gruppe, mit der ich antrete, möchte das ändern, und es gibt viel zu tun. Bis jetzt waren die Club-Präsidenten immer sehr viel ältere Herren – ich möchte beweisen, dass auch ein ,Youngster‘ wie ich etwas bewegen kann.“

 

Der passionierte Paulo könnte stundenlang über diese neue Herausforderung erzählen. Und darüber, wie seine jugendliche Begeisterung für Palmeiras mit der Zeit zu einer Vollzeitbeschäftigung wurde. Unsere Unterhaltung wird jedoch irgendwann durch ein Teammitglied des WRC Team Mini Portugal unterbrochen – seine Mannschaft möchte Nobre als Abschiedsgeschenk ein Ölgemälde überreichen, das seinen bemerkenswerten Sprung auf der WP „Panzerplatte“ bei der diesjährigen Rallye Deutschland zeigt.

 

„Als ich mit dem Rallyefahren anfing, träumte ich nicht einmal davon, jemals direkt gegen die größten Stars des Sports zu fahren. In dieser Saison durfte ich dieses einmalige Gefühl erleben“ bilanziert er nach der kleinen Zeremonie. „Ich bin gegen die Besten der Besten gefahren. Vorher hatte ich mir zwei Ziele gesetzt: Ich wollte eine WM-Rallye beenden, ohne das SupeRally-Reglement auszunutzen – das ist mir zweimal gelungen. Und ich wollte einen WM-Punkt erreichen – das hat leider nicht geklappt. Der Sprung auf dem Bild war eine zusätzliche persönliche Herausforderung, die ich mir gestellt hatte. Ich wollte so weit springen wie nur möglich und schaffte es. An dieser Stelle wurde ich mit 165 km/h gemessen, 10 km/h schneller als alle anderen. Also war ich zumindest einmal schneller als Loeb!“

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