Grönholm gegen Loeb

Titelkampf im Fernen Osten

Sushi, Sake und Skifahren in Sapporo: Für das typische Touristenprogramm haben die Protagonisten der Rallye-WM bei ihrem nach Japan nur wenig Gelegenheit.

<strong>BEGEISTERUNG:</strong> Die Japaner fiebern ihrem WM-Lauf entgegen

Kalt, matschig und feucht: Die letzten drei WM-Rallyes der Saison 2007 versprechen aus Sicht eingefleischter Fans des gepflegten Driftwinkels echte Highlights zu werden. Vor den letzten beiden europäischen Veranstaltungen in Irland und dem walisischen Forst reist der WM-Tross noch einmal um die Welt und geht am kommenden Wochenende in Japan an den Start.

 

Bereits im vergangenen Jahr durfte die Schotter-Rallye rund um Obihiro auf der nördlichsten Insel Hokkaido das Prädikat „Thriller“ für sich in Anspruch nehmen: Gerade mal 5,6 Sekunden trennten den späteren Titelgewinner Sébastien Loeb von seinem Lieblingsrivalen Marcus Grönholm - nach fast 400 Kilometern Vollgas über enge und rutschige Waldwege im Land der aufgehenden Sonne kein wirklich riesiger Vorsprung. Für Hochspannung ist auch dieses Mal gesorgt: Lediglich vier WM-Punkte trennen Ford Focus-Pilot Grönholm - der sich am Saisonende als Weltmeister aus der WM verabschieden möchte - in der Fahrerwertung von Citroën-Mann Loeb. Gefangene, so viel steht fest, werden beide in Japan nicht nehmen … „Ein Sieg in Japan wäre für meine Titelambitionen natürlich hilfreich“, weiß der Finne. „Aber ich glaube fest daran, dass die WM erst in Wales entschieden wird.“

 

Besonderen Nervenkitzel bezieht die Veranstaltung, die sich aus 27 vergleichsweise kurzen Wertungsprüfungen über eine Länge von insgesamt 350,19 Kilometern zusammensetzt, auch durch die terminliche Verlegung um zwei Monate in den japanischen Spätherbst. „Unsere Wetterexperten prognostizieren für die Region Obihiro Temperaturen von nur fünf bis 15 Grad Celsius“, erläutert Patrick Letort, der BFGoodrich Cheftechniker in der Rallye-WM. „Einige WP führen uns sogar nochmals 100 Kilometer weiter nördlich in die Bergregion nahe Rikebetsu, die zu den kältesten in ganz Japan zählt.“

 

Aus Sicht der Fahrer betrachtet ist diese Rallye überaus anspruchsvoll. „Früher ging es in Japan sehr viel geradeaus, das hat der Veranstalter auf unsere Bitten hin geändert“, weiß Loeb. Jetzt weisen die Wertungsprüfungen fast das andere Extrem auf: Eine Kurve reiht sich an die andere, fast immer wird die Sicht auf den weiteren Streckenverlauf durch die dichte Vegetation verborgen. „Die Straßen sind an manchen Stellen sehr eng, aber trotzdem schnell“, führt Grönholm weiter aus. „Streckenweise erinnern sie mich an WP in England oder Finnland.“ Und Chris Atkinson, 27-jähriger Shooting-Star von Subaru, ergänzt: „In den ,blinden' Kurven ist es schwierig, immer die richtige Linie zu treffen - dabei bietet diese Rallye nicht den geringsten Raum für Fehler.“

 

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Drift-Elite den tiefen Gräben rechts und links der Wege: „Manche sind wirklich tief und zeichnen sich durch steile Kanten aus“, so Mikko Hirvonen. „Teilweise genügt es schon, die Ideallinie um zehn Zentimeter zu verpassen, um hineinzurutschen. Und dann ist es fast unmöglich, wieder herauszukommen. In vielen Kurven können wir auf der Innenseite abkürzen - ,Cutten', wie wir das nennen. Das gehört beim Rallyefahren einfach dazu und kann wichtige Zehntelsekunden sparen, ist aber auch mit Risiken verbunden - zum Beispiel durch versteckte Steine oder Baumstümpfe.“ Dagegen, so der 27-jährige, hilft nur eins: „Wir schauen uns bei der Streckenbesichtigung jede einzelne Kurve ganz genau an, wo Hindernisse lauern.“

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