Vorschau Frankreich

Spalier zum neunten Titel

Die Rallye Frankreich, die vom 4. bis 7. Oktober im Elsass knapp jenseits der deutsch-französischen Grenze ausgetragen wird, ist der letzte Asphalt-Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2012.

<strong>ALLES BEREIT:</strong> Sebastien Loeb kann sich in seiner Heimat erneut zum Weltmeister krönen

Der elfte von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft 2012 steht mehr denn je im Zeichen des achtfachen Weltmeisters Sébastien Loeb. Kürzlich gab der Rekord-Champion bekannt, dass er im kommenden Jahr nur noch ausgewählte Läufe zur Rallye-WM bestreiten wird. Vor seinem schrittweisen Rückzug möchte der Citroën-Pilot aber ein weiteres Mal Motorsport-Geschichte schreiben: mit seinem neunten Titelgewinn. Überdies führt die Rallye Frankreich gleich zweimal exakt durch Haguenau, den Heimatort des erfolgreichsten Rallye-Fahrers aller Zeiten. Auch beim "Remote Service" in Colmar erreicht der Trubel um den Superstar erfahrungsgemäß mindestens das Ausmaß eines Volksfestes.

 

Das Elsass löste 2010 die Mittelmeerinsel Korsika als Schauplatz der französischen Runde zur Rallye-WM ab. Seitdem überzeugt die "neue" Frankreich-Rallye durch ihren Mix aus engen Waldwegen, schnellen Bergstraßen, winkligen Weinberg-Strecken und attraktiven Zuschauerprüfungen in drei historischen Elsass-Orten. Der Charakter der Strecken ähnelt dem der Deutschland-Rallye, doch viele der Wertungsprüfungen - namentlich die in den Weinbergen - erlauben deutlich schnellere Geschwindigkeiten als ihre deutschen Pendants.

 

Neue Strecken

 

Wie in den beiden vorigen Jahren bildet die Straßburger Multifunktionshalle "Zénith" das Rallye-Zentrum. Der Event selbst hat sein Gesicht gegenüber dem Vorjahr jedoch stark gewandelt. Die Frankreich-Rallye erstreckt sich jetzt über vier Tage, wobei die WP-Distanz rund 20 Prozent zulegt. Zudem sind fast 44 Prozent der Strecken für die WM-Stars Neuland, zwei der WP wurden überhaupt noch nicht im WM-Rahmen gefahren. Die Rallye beginnt gleich mit einer spektakulären neuen Zuschauerprüfung am Donnerstagnachmittag in Straßburg, deren Ziel genau vor dem Europäischen Parlament liegt. Die ersten beiden Etappen haben gegenüber 2011 ihre Plätze getauscht. So geht es am Freitag tief ins Hügelland der Vogesen rund um Colmar. In der malerischen Stadt ist mittags ein "kleiner Service" vorgesehen. Eine weitere Zuschauerprüfung in der Innenstadt von Mulhouse beendet die erste Etappe. Am Samstag erwartet die Fahrer ein volles Programm mit 192,80 WP-Kilometern durch Weinberge und Hügel in der Nähe von Straßburg. Zweimal nimmt das WM-Feld die mächtige 43,45-Kilometer-WP "Pays d'Ormont" in Angriff. Für den eher kurzen Schlusstag verlagert sich das Geschehen etwas in Richtung Norden. Unter anderem stehen zwei Prüfungen durch die Straßen von Sébastien Loebs Heimatort Haguenau an. Insgesamt führt die Rallye Frankreich über eine Distanz von 1.404,89 Kilometern, davon 22 Wertungsprüfungen mit zusammen 404,14 Kilometern Länge.

 

Wetterprognose entscheidend

 

Wie bei jeder Asphaltrallye spielt die Reifenwahl auch in Frankreich eine außerordentlich große Rolle. Der anbrechende Herbst und die unberechenbaren Wetterverhältnisse in den Vogesen sprechen stark dafür, dass es im Verlauf der Rallye regnen könnte. Um für die vermutlich kniffligen Verhältnisse die richtige Reifenwahl zu treffen, stehen den Piloten zum einen die aktuellen Wetterdaten der Meteorologen, zum anderen die Informationen ihrer "Asphaltspione" zur Verfügung, die die Wertungsprüfungen vor dem WM-Starterfeld abfahren.

 

Reifenpartner Michelin stellt den Teams den Asphaltreifen Michelin Pilot Sport mit harter Laufflächenmischung für trockene Straßen und in weicherer Version für kaltes oder nasses Wetter zur Verfügung. Jeder Fahrer erhält ein Kontingent von 24 harten und 20 weichen Reifen und darf laut Reglement während der Rallye 25 Stück davon einsetzen. In jedem Fahrzeug können bis zu zwei Ersatzräder mitgeführt werden. Das manuelle Nachschneiden des Profils ist nicht erlaubt.

 

Ford-Werksfahrer Petter Solberg bringt es so auf den Punkt: "Die Strecken sind recht schnell und der Fahrbahnbelag ordentlich. Deshalb dürfte der Reifenverschleiß kein Problem darstellen. Mit Blick auf die Pneus geht es eher darum, das Wetter richtig einzuschätzen und die passende Laufflächenmischung zu wählen. Das wird nicht einfach, aber andererseits kann eine gelungenen Reifenwahl hier schnell den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen."

 

So kann sich Loeb zum Weltmeister krönen

 

Dass der Rekord-Champion Sébastien Loeb seine letzte volle Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft mit dem neunten WM-Titel abschließen wird, bezweifelt wohl niemand. Fraglich bleibt nur, ob der Starpilot von Citroën die Meisterschaft bereits in seiner elsässischen Heimat sicherstellen kann. Einfachste Möglichkeit dazu: Er muss die Rallye vor seinem Teamkollegen und rechnerisch letztem WM-Rivalen Mikko Hirvonen beenden. Selbst wenn er einen Platz hinter dem Finnen ins Ziel kommt, steht Loeb als Weltmeister fest - außer, Hirvonen gewinnt die Rallye oder auch nur die abschließende Power Stage. Holt der Finne im Elsass keine Punkte, ist die WM ohnehin entschieden.

« zurück