Vorschau Rallye Sardinien

Sommer, Schotter, Schweiß

Wo andere Ferien machen, kommen Mikko Hirvonen, Mads Östberg, Sébastien Ogier und Co. mächtig ins Schwitzen: Die weltbesten Lenkradakrobaten erwartet am kommenden Wochenende bei der Rallye Sardinien im italienischen Urlaubsparadies harte Arbeit bei hochsommerlichen Temperaturen. Die schroffen Schotterpisten verlangen nach einer taktisch cleveren Fahrweise.

<strong>MALERISCH:</strong> Die Rallye-WM tritt am Wochenende auf Sardinien an

Es wird eine echte Härteprüfung, so viel steht bereits jetzt fest. Denn der siebte WM-Lauf der Saison, die Rallye Sardinien, treibt den Schwierigkeitsgrad gleich in mehrfacher Hinsicht auf das höchste Level: Neben den anspruchsvollen Schotterpisten und dem vollgepackten Zeitplan sorgen vor allem die hohen Temperaturen für erschwerte Bedingungen. Denn anders als noch im vergangenen Jahr, als der Event im Oktober ausgetragen wurde, verlagerten die Organisatoren den Termin in dieser Saison in den Juni. Flirrende Hitze und Temperaturen von rund 50 Grad in den Cockpits der World Rally Cars dürften somit garantiert sein.

Die schnellen und kurvenreichen Pisten sind gespickt mit zahlreichen Wasserdurchfahrten und spektakulären Sprungkuppen. Die wohl berühmteste, der sogenannte „Micky’s Jump“, steht bereits auf der ersten Prüfung „Monte Lerno“ am Freitagmorgen auf dem Programm. Apropos: Am Freitag erwartet die weltbesten Rallye-Fahrer ein 16-stündiges Mammutprogramm. Denn in diesem Jahr weist der italienische WM-Lauf ein äußert kompaktes Format auf: Der Sieger wird bereits am Samstagabend im Rahmen der Zieldurchfahrt vor dem Archäologischen Museum der Hafenstadt Olbia gekürt.

Eine große Bedeutung kommt dabei der sogenannten „Qualifying Stage“ am Donnerstag zu. Denn auf der 3,86 Kilometer langen WP „Monte Pinu“ dürfen die schnellsten Fahrer ihre Startposition für die erste Etappe am Freitag frei wählen. Wie bei Schotter-Rallyes üblich, ist die Position als „Straßenfeger“ besonders unbeliebt. Denn die Piloten, die als erste auf die Wertungsprüfungen gehen, müssen die Ideallinie von der losen Schotterschicht befreien. Dies kostet zumeist Zeit und bringt den nachfolgenden Konkurrenten einen Vorteil. Wer sich jedoch für eine spätere Startposition entscheidet, läuft gleichzeitig Gefahr, im Staub des Vordermannes die Übersicht und damit wichtige Sekunden zu verlieren.

Insbesondere auf der 13,55 Kilometer langen Nachtprüfung „Gallura“ am Freitagabend drohen durch den in der Luft hängenden Staub unter Umständen große Zeitverluste. Nach den acht WP der ersten Etappe stehen am Samstag weitere acht Prüfungen auf dem Programm – darunter auch die 22,25 Kilometer lange „Power Stage“. Hier können sich die drei schnellsten Fahrer zusätzliche WM-Punkte sichern.

Traditionell sorgen die italienischen Tifosi bei der Rallye Sardinien für Volksfeststimmung entlang der Wertungsprüfungen. Bereits seit 2004 wird der italienische WM-Lauf auf der Mittelmeerinsel ausgetragen. Zuvor war San Remo das Mekka der südländischen Rallye-Fans. Im vergangenen Jahr trug sich Mikko Hirvonen im Citroën DS3 WRC in die Siegerliste ein. 2011 gewann Sébastien Loeb im Ferienparadies. Der Rekordweltmeister bestreitet in dieser Saison jedoch nur ausgewählte WM-Läufe und wird auf Sardinien nicht an den Start gehen.

Auch Volkswagen-Werksfahrer Jari-Matti Latvala weiß, wie man die Konkurrenz auf den sandigen Pisten hinter sich lässt. 2005 gewann der Finne auf dem Eiland die Gruppe N-Wertung für seriennahe Fahrzeuge, 2009 folgte dann der Gesamtsieg – damals noch im Ford Focus RS WRC. "Ich mag die Rallye Italien", so der Finne. "Sie hat ein paar sehr schnelle Prüfungen. Man fährt sehr dicht und mit hoher Geschwindigkeit an Felsen und Bäumen vorbei. Es ist also absolute Präzision gefragt. Der Untergrund ist eigentlich relativ hart und steinig, darüber befindet sich in der Regel aber eine dicke Sandschicht. Die Grip-Verhältnisse sind deshalb nicht perfekt, denn die Prüfungen werden dadurch sehr rutschig. Von daher ist es nicht einfach, eine gute Abstimmung zu finden, aber ich denke, dass wir in Griechenland schon eine gute Basis gefunden haben. Ich hoffe, auch bei anderen Rallyes dieses Jahr noch ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu können. Unser Hauptziel ist es jedoch, in der Herstellerwertung so viele Punkte wie möglich zu holen. Am wichtigsten ist, in der restlichen Saison konstant und schnell zu sein."

In der WM-Wertung führt sein Teamkollege Sébastien Ogier nach sechs von 13 Läufen souverän mit 126 Punkten vor Latvala (74 Punkte) und Citroën-Fahrer Sébastien Loeb. Hoffnungen auf den Sardinien-Sieg machen sich neben der Ford-Armada mit Mads Östberg, Thierry Neuville und Evgeny Novikov auch die beiden Citroën-Piloten Mikko Hirvonen und Dani Sordo. Den dritten VW Polo R WRC pilotiert am kommenden Wochenende der Norweger Andreas Mikkelsen.

Nach der Rallye Sardinien verabschiedet sich die Rallye Weltmeisterschaft in die fünfwöchige Sommerpause, bevor Anfang August in Finnland die „Rallye der 1.000 Sprünge“ auf dem Programm steht.

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