Vor 30 Jahren musste die FIA einschreiten. Das Tempo und die Motorleistung der Gruppe-B-Fahrzeuge war nur noch für eine Handvoll von Fahrern beherrschbar. Eine Reihe von Unfällen waren die Folge und der Weltverband kündigte an, künftig das Durchschnittstempo einer Rallye auf 110 km/h zu senken und die Motorleistung auf 300 PS zu beschränken.
Werte, die längst nicht mehr eingehalten werden. Die aktuellen World Rally Car leisten selbst mit 1,6-Liter-Turbo rund 320 PS und verfügen über ein sattes Drehmoment von etwa 450 Nm. Im letzten Jahr stellte Jari-Matti Latvala (VW) in Finnland einen neuen Rekord auf: Mit durchschnittlich 125 km/h stürmte er zum Sieg. Sein Teamkollege Sebastien Ogier erreichte auf der letzten Prüfung einen Schnitt von stolzen 135 km/h.
Entsprechend intensiv wird das Thema kurz vor der diesjährigen Rallye Finnland diskutiert. Die Veranstalter versuchen seit jeher das Tempo auf den Prüfungen durch verschiedene Maßnahmen zu senken, sei es durch den Einbau von Schikanen, oder das Benutzen von schlechten und rauen Strecken. Interessanterweise wird in Finnland nur eine Schikane verwendet und diese kommt auch nur auf der Zuschauerprüfung in Jyväskylä zum Einsatz.
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Die Teams akzeptieren die derzeitige Situation. „Unser Auto funktioniert bei hoher Geschwindigkeit gut und den Fahrern macht es Spaß“, heißt es von Hyundai. M-Sport gibt sich ein wenig diplomatisch: „Hohe Geschwindigkeiten sind schon immer ein Faktor im Rallyesport. Es liegt an allen Beteiligten, dass mit diesem Tempo vernünftig umgegangen wird.“ Volkswagen sieht ebenfalls kein Problem: „Im Moment ist die Mischung von verschiedenen Rallyes in einer WM-Saison schön für die Fans, die Fahrer und die Teams. Wir haben in den letzten drei Jahren gezeigt, was unsere Mannschaft auf den schnellen Prüfungen in Finnland leisten kann und die Fahrer mögen es auf alle Fälle.“ Weltmeister Ogier fasst zusammen: „Das Fahren in Finnland ist einfach purer Genuss, selbst wenn man hochkonzentriert sein muss.“
Wie sehr das Tempo im kommenden Jahr weiter ansteigen wird, konnten die VW-Piloten am vergangenen Wochenende erfahren. Im finnischen Jämsä wurde der WRC der aktuellen Saison sowie das 2017er-Fahrzeug getestet. Die FIA gestattet im kommenden Jahr mehr Motorleistung (rund 380 PS) und ein größeres Flügelwerk. Der Rekord von 125 km/h dürfte spätestens dann fallen.
Die schnellsten WM-Läufe
1. | 2015 Finnland | 125.44 km/h | Jari-Matti Latvala | Volkswagen Polo R WRC |
2. | 2012 Finnland | 122.89 km/h | Sebastien Loeb | Citroen DS3 WRC |
3. | 2005 Finnland | 122.86 km/h | Marcus Grönholm | Peugeot 307 WRC Evo2 |
4. | 2010 Finnland | 122.80 km/h | Jari-Matti Latvala | Ford Focus RS WRC 09 |
5. | 2000 Safari | 122.43 km/h | Richard Burns | Subaru Impreza WRC99 |
6. | 2014 Finnland | 122.09 km/h | Jari-Matti Latvala | Volkswagen Polo R WRC |
7. | 2006 Finnland | 122.06 km/h | Marcus Grönholm | Ford Focus RS WRC 06 |
8. | 2007 Finnland | 121.85 km/h | Marcus Grönholm | Ford Focus WRC 07 |
9. | 2002 Finnland | 121.80 km/h | Marcus Grönholm | Peugeot 206 WRC |
10. | 2003 Finnland | 121.62 km/h | Markko Märtin | Ford Focus RS WRC 03 |
11. | 1983 Argentinien | 121.60 km/h | Hannu Mikkola | Audi quattro A2 |
12. | 2000 Finland | 121.46 km/h | Marcus Grönholm | Peugeot 206 WRC |
13. | 2015 Polen | 121.41 km/h | Sebastien Ogier | Volkswagen Polo R WRC |
14. | 2009 Finnland | 121.33 km/h | Mikko Hirvonen | Ford Focus RS WRC 09 |
15. | 2001 Safari | 120.29 km/h | Tommi Mäkinen | Mitsubishi Lancer Evo 6.5 |