Atemberaubende Natur, historische Baudenkmäler aus dem Mittelalter und malerische Hafenkulissen eingerahmt vom smaragdblauen Mittelmeer: Bei viele Touristen gilt Sardinien als Insel der Träume. Für die Fahrer der Rallye-Weltmeisterschaft ist dortige WM-Lauf jedoch die größte Herausforderung des Jahres. Auch am zweiten Tag blieb die Fehlerrate hoch und selbst wenn man sich keinen Patzer leistete, spielte die Technik verrückt. So geschehen bei Thierry Neuville, der am Vormittag plötzlich ohne Bremsen auskommen musste und zurückfiel.
Seinen Hyundai-Teamkollegen Hayden Paddon traf es noch härter. Es schien zunächst, als ob der Neuseeländer zu alter Stärke zurückgefunden hatte, doch dann touchierte er auf der 13. Prüfung mit dem rechten Hinterrad eine Böschung und beschädigte die Aufhängung so stark, dass er vorzeitig aufgeben musste. „Ein dämlicher Anfängerfehler“, ärgerte sich Paddon über das eigene Missgeschick.
Durch den Aussetzer von Paddon rückte Ott Tänak an die Spitze und kann sich morgen endlich den Traum vom ersten WM-Sieg erfüllen. Vierzig Wertungskilometer trennen ihnen vom großen Glück und der Ford-Pilot gibt sich angesichts eines Vorsprungs von 24,3 Sekunden auf Verfolger Jari-Matti Latvala durchaus selbstbewusst: „Ich sehe keinen Grund, warum er morgen schneller sein sollte als wir.“ – Latvala hofft noch auf eine Zeitgutschrift, weil er nach eigenen Angaben auf der zwölften Prüfung durch die Staubfahne von Mads Östberg ausgebremst wurde, nachdem dieser einen Platten wechseln musste.
Schlechte Laune bei den Titelfavoriten
Neuville hatte am Abend den Ärger über den Bremsdefekt noch immer nicht verdaut. „Ich könnte die Rallye anführen“, so der Belgier, der nach dem Ausfall von Paddon immerhin auf den dritten Platz vorrückte. Sein direkter Gegner im Titelkampf setzte eine noch düstere Miene auf. Weltmeister Sebastien Ogier hatte sich am Morgen ebenfalls einen Reifenschaden eingefangen und klagte zwischenzeitlich über starkes Untersteuern seines Fiesta WRC. Als er auf der letzten Prüfung auch noch der abgefallenen Stoßstange von Esapekka Lappi ausweichen musste, reichte es Ogier. „Ein echt hartes Wochenende für uns“, stöhnte der Franzose.
Lappi selbst schien das verlorene Bauteil noch weiter zu beflügeln, er schob sich auf der letzten Tagesprüfung an seinem Teamkollegen Juho Hänninen vorbei und ist nun Vierter. „Ich habe alles gegeben, bis unsere Bremsen überhitzten. Wir lernen eben immer noch dazu“, so Lappi.
Probleme für Mikkelsen
Auf dem achten Platz liegend, lernt Andreas Mikkelsen weiterhin den Citroën C3 WRC und dessen Eigenheiten kennen. Die letzte Prüfung musste der Norweger mit Heckantrieb überstehen, weil das vordere Differenzial brach. „Abgesehen davon haben wir heute einige gute Schritte nach vorn gemacht“, freute sich Mikkelsen, der auch den schnellen Reifenwechsel üben konnte, als er sich auf der zwölften Prüfung einen Platten einfing. Hinter ihm runden WRC2-Spitzenreiter Jan Kopecky (Skoda) und Verfolger Eric Camilli (Ford) die Top-10 ab.
Der Sonntag beschließt den siebten WM-Lauf des Jahres mit vier Prüfungen, wobei die 6,96 Kilometer lange WP 19 „Sassari – Argentiera 2“ als sogenannte „Power Stage“ dient. Hier können sich die fünf Schnellsten bis zu fünf WM-Punkte zusätzlich verdienen.
Zwischenstand nach WP15
| 1. | Tänak / Järveoja | Ford Fiesta WRC '17 | 2:56:37.3 |
| 2. | Latvala / Anttila | Toyota Yaris WRC | +0:24.3 |
| 3. | Neuville / Gilsoul | Hyundai i20 Coupe WRC | +1:02.2 |
| 4. | Lappi / Ferm | Toyota Yaris WRC | +2:10.8 |
| 5. | Hänninen / Lindström | Toyota Yaris WRC | +2:42.1 |
| 6. | Ogier / Ingrassia | Ford Fiesta WRC '17 | +3:26.1 |
| 7. | Östberg / Flöene | Ford Fiesta WRC '17 | +3:56.0 |
| 8. | Mikkelsen / Jæger | Citroën C3 WRC | +7:47.6 |
| 9. | Kopecky / Dresler | Škoda Fabia R5 | +9:52.9 |
| 10. | Camilli / Veillas | Ford Fiesta R5 | +9:53.8 |
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