Interview mit Uwe Nittel

"Routine kann viel kompensieren"

Überraschend kehrt Uwe Nittel 2008 in die PWRC zurück. Im Interview erklärt der ehemalige Vize-Weltmeister wie es zum Engagement kam.

<strong>WIEDER DA:</strong> Uwe Nittel bereitet sich in Finnland auf Schweden vor

Sie waren 1996 Vize-Rallyeweltmeister, seit 2000 haben Sie aber kein WM-Rennen mehr bestritten. Wie reift denn so ein Comeback-Entschluss?
„Das ist ganz einfach. Ich wurde gefragt. Früher war Rallyefahrer mein Job, heute gebe ich viel Fahrtraining, versuche mit meiner Rallyeschule das Gelernte weiterzugeben. Aber es kitzelt immer wieder, das Virus trägt man halt in sich. Durch Zufall habe ich dann 2005 einen Italiener kennen gelernt, und der hat mich eingeladen, mal wieder Rallyes zu fahren, bei der italienischen Meisterschaft.“

 
Sie haben dort sogar ein Rennen gewonnen und dann dabei festgestellt: Da geht noch was?
„Ja. Am Anfang war es wichtig, die Entwicklung des Fahrzeugs voranzutreiben, um es konkurrenzfähig zu machen. Jetzt hat sich das Team entschlossen, in die WM zu gehen, und sich überlegt: Nehmen wir unerfahrene Italiener oder...“

 

... einen erfahrenen Uwe Nittel.
„Genau. Da kam die Anfrage, ob ich Lust hätte, noch mal ein Jahr zu fahren. Ich musste erst mal schlucken. Ich habe das dann mit der Familie abgeklärt, die Entscheidung hat aber nicht lange auf sich warten lassen.“
 
Um zu verstehen, warum Sie wieder angefangen haben, muss man auch wissen, warum Sie überhaupt aufgehört haben.
„Es waren damals keine vernünftigen Angebote mehr da. Als Nachwuchsstar kam ich hoch, lag bei der Weltmeisterschaft immer so zwischen Platz fünf und acht. Aber es hat halt das durchbrechende Ergebnis gefehlt, so dass die Werksteams sich gesagt hätten: Hier geht es richtig weiter.“

 
„Sie sind jetzt wieder viel unterwegs. Am 22. Januar geht es für sieben Wochen nach Finnland an den Polarkreis.“
Das ist erst mal nur Fahrtraining geben angesagt, Arbeit. Da habe ich 300 Kunden.

 

Bereiten Sie sich dort auch auf die Schweden-Rallye vor?
„Bei einem richtigen Profi würde die Vorbereitung anders aussehen. Sagen wir es mal so: Ich habe die Möglichkeit, mit einem identischen Produkt Kurse zu machen. Ich bin dann immerhin mit dem Untergrund vertraut. Die Schweden-Rallye wird ja auf blankem Eis gefahren.“

 
Wie ist das so, auf Eis zu fahren?
„Geil. Man muss sich vorstellen, das Auto ist immer in Bewegung, ich meine, es liegt nicht ruhig, wenn man mit 200 km/h durch den Wald fährt. Die Schweden-Rallye ist die schönste Veranstaltung im Jahr.“

 

Sind Sie mit 38 Jahren nicht ein bisschen zu alt?
„Anders als bei der Formel 1, bei der man lediglich acht oder neun Kurven auf einer Rundstrecke hat, absolviert man im Rallyesport eine Strecke, die man nicht kennt. Man muss viel Erfahrung mitbringen, um am Limit zu fahren. Konzentration und Reflexe lassen nach, okay, aber durch Routine kann man sehr viel kompensieren.“

 

Wie schnell fahren Sie privat?

„Die Frage kommt immer, typisch. Seit 1988 habe ich den Führerschein habe und bisher erst einen Punkt bekommen. Austoben tun wir uns auf der Piste.“

 

Das Gespräch führte Jens Sitarek.

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