Toyotas WM-Projekt

Richards: „Wir würden Tommi helfen“

Die Rückkehr von Toyota in die Rallye-Weltmeisterschaft sorgt weiterhin für Gesprächsstoff in der Szene. Auch Prodrive-Boss David Richards macht sich seine Gedanken und stände bereit, wenn ihn Tommi Mäkinen braucht. Interview.

Prodrive setzt in China einen Golf ein, wie sehr involviert sind Sie noch in der Rallyeszene?
Auch wenn dieses Projekt hauptsächlich von David Lapworth und anderen Prodrive-Mitarbeitern durchgeführt wird, verfolge ich die Szene weiterhin sehr intensiv und bin auf dem Laufenden. In der letzten Woche habe ich mich erst mit den Leuten von der Rallye Großbritannien getroffen und mit Verantwortlichen der britischen Meisterschaft gesprochen.

Wie bewerten Sie als ehemaliger Promoter die Lage der Rallye-WM?
Leider muss ich feststellen, dass sich die Meisterschaft in den letzten fünf Jahren nicht wirklich viel weiter entwickelt hat. Das ist enttäuschend. Man liest und sieht kaum etwas davon in Großbritannien. Nur das 20-jährige Titeljubiläum von Colin McRae sorgt für etwas mehr Interesse.

Woran liegt es?
Es sind verschiedene Faktoren. Wenn man sich erfolgreiche Meisterschaften ansieht, dann hängt das Interesse immer von einzelnen Persönlichkeiten ab. Wir hatten in Großbritannien Colin McRae und Richard Burns. Damals fand die Rallye-WM auf den Titelseiten statt, jetzt ist dort Lewis Hamilton zu finden. So ist das natürlich auch in anderen Ländern. Aber es sind nicht nur die Fahrer. Die aktuellen Autos sehen nicht spektakulär genug aus. Das wird sich mit den Fahrzeugen ab 2017 ändern, hoffentlich auch das Fahrverhalten. Als ich ein Jugendlicher war, waren Autos für mich das Interessanteste überhaupt. Die heutige Jugend sieht das nicht mehr. Also müssen wir auf den Prüfungen eine echte Show bieten. Die Autos müssen spektakulär aussehen und sich auf den Prüfungen auch so bewegen. 

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Ist die Dominanz von Volkswagen auch ein Problem?
Sie machen alles richtig. Man kann ihnen überhaupt keinen Vorwurf machen. Diesen sollte man eher an die anderen Teams richten. 

Was macht Volkswagen so erfolgreich?
Die Art und Weise wie man das Thema angeht: konsequent und zielgerichtet. Sie nutzen ihre Möglichkeiten, angefangen von den Ressourcen. Ich vermute, sie haben ein gutes Budget, deutlich mehr als die anderen und setzen dieses sehr effizient ein. Dann haben sie die besten Fahrer und eine langfristige Strategie, was schon immer die erste Priorität für ein erfolgreiches Motorsportprojekt sein sollte. Alle diese Faktoren sorgen für den Erfolg, den Volkswagen jetzt hat.

Wie denken Sie über die Rückkehr von Toyota?
Ich verfolge das mit großem Interesse, möchte aber nichts weiter dazu sagen.

Toyota-Teamchef Tommi Mäkinen war ein Fahrer von Ihnen, was würden Sie ihm für seine neue Aufgaben raten?
Er ist ein wirklich netter Typ und ich habe großen Respekt vor den Dingen, die er erreicht hat. Aber die Welt des Motorsport hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich weiterentwickelt. Es gibt so viele Faktoren, die man beachten muss. Ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen und dieses erfolgreich bei 14 WM-Läufen einzusetzen hat nichts mit Glück zu tun, das erfordert eine sorgfältige Planung, eine langfristige Denkweise und sehr viel harte Arbeit. Wer glaubt, er kann jetzt einfach ein Auto bauen und dieses schon ein Jahr später erfolgreich einsetzen, wird sich irren.

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Sie haben aber vor ein paar Jahren mit dem Mini bewiesen, dass es möglich ist, in kürzester Zeit und überschaubarem Budget ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen ...
Wir haben zwei Jahre entwickelt und den perfekten Moment abgewartet, als sich das Reglement änderte. 2017 wäre wieder so ein optimaler Zeitpunkt. Aber es geht nicht nur darum, einmal ein siegfähiges Auto zu bauen, um konkurrenzfähig zu bleiben, muss man es ständig weiterentwickeln, viel testen und gleichzeitig erfolgreiche Einsätze damit bestreiten. Das ist, womit sich Volkswagen klar von der Konkurrenz absetzt. Uns fehlte dazu das Budget.

Wenn der Anruf käme, könnten Sie Toyota zur Seite stehen?
Ich glaube nicht, das Tommi jemanden sucht, der ihm zur Seite steht. So weit ich es verstanden habe, soll möglichst viel in Finnland gemacht werden. Auch der Motor entsteht ja nicht mehr bei TMG in Köln. Aber natürlich entwickeln wir für viele Unternehmen verschiedene Dinge und wenn wir gefragt werden, würden wir helfen. Allerdings sprechen wir nicht in der Öffentlichkeit darüber.

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