Sebastien Loeb war es leid. Immer wieder musste der Franzose als erster Fahrer auf die Strecke, oft genug ein klarer Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Der Franzose wollte bereits das Handtuch werfen und zurücktreten, da entschied die FIA, ab 2012 wieder zur alten Startreihenfolge zurück zu kehren und auch noch ein Qualifying für die Startplätze am ersten Tag einer Schotterrallye einzuführen. "Diese Regeländerungen waren auch ein Grund, meinen Vertrag noch einmal zu verlängern", gestand Loeb, dem sonst die Lust am Rallyesport vergangen wäre.
Doch die Konkurrenz hat längst erkannt, welche Auswirkungen die neue Reihenfolge haben wird. "Jeder im Motorsport arbeitet an Lösungen, die für mehr Spannung sorgen. In der Formel-1 ermöglicht das DRS-System Überholvorgänge. Bei den Tourenwagen gibt es Zusatzgewichte. Auch die Sportwagen sorgen für Gleichheit im Feld. Aber der Rallyesport wirft die alte Regel, die das Feld zusammenhielt aus dem Fenster", schimpfte Prodrive-Boss David Richards. "Wenn man das beste Auto dem besten Fahrer gibt, dazu noch einen Vorteil an jedem Tag, dann kann man am Freitagabend schon nach Hause fahren. Den WM-Führenden am ersten Tag als ersten Fahrer losfahren zu lassen, sorgt für Ausgeglichenheit im Feld. Am Ende gewinnt der Beste. Es ist möglicherweise ein wenig schwieriger für ihn zu siegen, aber der beste Mann gewann auch in diesem Jahr und so war es immer. Ich denke es wäre logisch gewesen, auf diese Art und Weise weiterzumachen."
Auch die Ausdehnung der WM-Läufe stößt auf scharfe Kritik seitens Richards. Argentinien plant über 500 WP-km im kommenden Jahr und trifft damit ganz den Geschmack von FIA-Präsident Jean Todt. "Ich würde gerne wissen, was hinter diesen Langstreckenrallyes stecken soll, wenn jede andere Sportart sich kürzer fasst", fragt Richards. "Entschuldigung, aber das Gefühl für Abenteuer verschwand in den Jahren von Paddy Hopkirk und der Monte. Ganz ehrlich, unser Sport auf WM-Niveau sollte mehr einen Sprintcharakter bekommen, er sollte kompakt sein und wir bekommen die gleiche Berichterstattung in den Medien und haben das gleiche Zuschauerinteresse."
Auf den Gedanken der FIA, die Qualifying-Prüfung würde die Taktik stoppen, hat Richards eine ebenso kurz wie klare Antwort: "Das ist völliger Quatsch. Ich glaube da jemand einen Traum gehabt."