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"Rechtseingang für links 3-"

Es gibt wahrscheinlich soviele verschiedene Aufschrieb-Systeme wie Rallye-Piloten. Für Laien sind die Zeichen in den 'Gebetbüchern' eher ein Buch mit sieben Siegeln.

<strong>Vertrauensfrage:</strong> Der Fahrer fährt nach den Ansagen des Co-Piloten

Nach dem Start rasselt der Copilot für Outsider merkwürdige Sprüche aus dem branchenintern als Gebetbuch bezeichneten Streckenaufschrieb herunter: "100 - Rechts über Kuppe voll - Achtung slip - 80 - Rechtseingang für links 3 minus, cut." Dieses Stakkato hämmert der Co via Helm-Gegensprechanlage deutlich in die auf Dauerempfang gestellten Piloten-Ohren. Verplappern oder Verhören kann fatal sein. Selbst im bayerischen Team Schwarz/Hiemer sind die deutschen Ansagen mit englischen Ausdrücken durchsetzt. Manni Hiemer: "Englisch ist meist kürzer und prägnanter."

 

Gebetbücher werden meist nach dem Allwetter-System 1 bis 5 aufgeschrieben, das sich auf den Kurvenradius und nicht auf erzielbare Kurvengeschwindigkeiten bezieht. Die 1 bezeichnet zum Beispiel eine Spitzkehre, die 2 einen rechtwinkligen Abzweig und die 3 eine 75-Grad-Kurve. Die erste flottere Biege trägt die Ziffer 4 - leichtes Abbremsen ist angesagt. Bei der 5 geht der Pilot nur kurz vom Gas. Erst bei Ansage "5 max" wird voll durchgetreten, wobei Minus- oder Plusangaben zu den Ziffern zusätzliche Differenzierungen erlauben.

 

Zigtausend Angaben beten Beifahrer trotz rasantem Wettbewerbstempo und extremer Drifts seelenruhig runter. "Ohne meine Halskrause könnte ich bei den enorm hohen Seitenkräften meine Augen nicht mehr aufs Gebetbuch fixieren", erklärt Manni Hiemer seine Kopfstütze im Fabia WRC.

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