Rallye Mexiko

Recce-Unfall von Kubica in Mexiko

Die Rallye Mexiko fängt für Robert Kubica alles andere als gut an. Während des Recces stieß der Pole mit einem anderen Fahrzeug zusammen.

<strong>TREUER BEGLEITER:</strong> Seit 2002 setzt M-Sport Volvos als Recce-Fahrzeuge ein

Am Dienstag verlief noch alles normal, doch den Mittwoch würde Robert Kubica lieber streichen. Während des Recce der Rallye Mexiko stieß der Pole mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Dabei wurde sein Trainingsauto, ein Volvo S60, im Bereich der hinteren Seitentür so stark beschädigt, dass Kubica auf ein Ersatzfahrzeug wechseln musste.

 

„Es passierte auf einer schmalen Straße als ich über eine Kuppe kam und in eine Kurve einlenkte. Ich habe noch versucht dem anderen Auto auszuweichen, aber es war die Stelle war zu eng“, erklärte Kubica, dem der anschließende Fahrzeugwechsel auch kein Glück brachte. „Der Allrad ging kaputt und wir hatten nur noch Frontantrieb. Also mussten wir das Auto erneut tauschen und auf ein Serienfahrzeug zurückgreifen. Damit gab es Aufhängungsprobleme und später kämpfte ich auf 40 Kilometern der langen Prüfung mit einer ausgefallenen Servolenkung.“

 

Hintergrund: Volvo S60 Recce-Fahrzeug

 

Man muss schon um die Ecke denken. Volvo? Rallye-Spitzensport? Da war doch mal was, 1949 zum Beispiel. Damals legten die drei schwedischen Privatiers Hilding Ohlsson, Martin Carstedt und Stig Cederblom mit dem ersten Einsatz des „Buckel-Volvo“ PV444 bei der Monte den Grundstein für die sportliche Karriere der Göteborger. Dass die Schweden-Stahl-Wagen in den Sechzigern in der Rallye-EM und seit 1975 auch in der Rallycross-Szene eine Bank waren, ist ebenso bekannt wie vergangen. Dennoch spielt Volvo in der aktuellen Weltmeisterschaft eine tragende Rolle: M-Sport vertraut auf den S60, wenn sich die Fahrer auf die WM-Läufe vorbereiten.

 

Die Autos stammen noch aus jener Zeit als Volvo zu „Premier Automotive Group“, dem ehemaligen Nobelmarken-Arm von Ford gehörte. Als einzige Marke des gesamten Konzerns hatten die Schweden einen für die „Recce“- Bedingungen brauchbaren Allradler im Programm – den Volvo S60 AWD mit einem 2,4 Liter großen Fünfzylinder-Turbomotor.

 

Den Zuschlag als Recce-Partner erhielt Volvo vom Teamchef höchstpersönlich. Malcolm Wilson, als WM-Drifter unter anderem im spektakulären MG Metro 6R4 zu Gruppe B-Zeiten unterwegs, testete die Göteborger Limousine Ende 2000 auf Herz und Nieren. M-Sport hatte die Escort Cosworth, deren Einsatzauto noch auf einem modifizierten Gruppe A basierte, in die Ecke gestellt, auch die Recce-Versionen der Flügel-Cossies wurden ausrangiert. Mit Beginn der Focus-WRC-Ära mussten auch neue Recce-Autos her – die müssen allerdings laut Reglement auf einem Straßenauto basieren, und bei Ford gab es keinen passenden Allradler. Also schaute Wilson sich bei den Ford-Töchtern um – und erfuhr, dass Volvo gerade am S60 AWD entwickelte. Wilson reiste nach Schweden, fuhr auf den Schäreninseln vor Göteborg einen Prototyp des neuen Allradlers – und bestellte gleich sechs Exemplare, die im November 2001 am Teamsitz im nordenglischen Cumbria eintrafen. Dort bauten die Engländer sechs Wochen lang an den Volvo, um sie Recce-reif zu kriegen. Die Aufhängungen mussten verstärkt und die Bodenfreiheit erhöht werden, außerdem schützt eine Aluminiumschale den Unterboden vor Steinschlag. Der Innenraum wurde dramatisch abgespeckt – ohne dabei allerdings Klimaanlage und Audiosystem mit rauszuschmeißen. Ein leichteres Lenkrad ohne Hupe und Airbag, Kohlefaser-Applikationen und jede Menge Instrumente verströmen Rallye-Flair. Die Recce-S60 mussten außerdem mit einem Überrollkäfig verstärkt werden.

 

Das Rallye vorbereitende Recce erstreckt sich über drei Tage. Die WM-Akteure dürfen dabei nicht schneller als 80 km/h fahren. Wie die Formel 1-Rennställe ein eigenes Testteam unterhalten, gibt es bei den Rallye-Teams eigene Recce-Abteilungen. Jeder WM-Drifter hat zwei Recce-Autos zur Verfügung – eines davon als Notnagel, falls das Einsatzfahrzeug im Graben versenkt wird.

 

Nach drei Tagen ist das Recce zwar zu Ende, aber die Volvo S60 bleiben weiterhin im Einsatz. Denn während der Rallye dienen sie als Dienstwagen der Schotterspione, wenn diese erlaubt sind. 

 

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